04.07.2022 18:24
Die Schweiz war lange Zeit ein Paradies für russische Oligarchen. Auf internationalen Druck hin schließt sich das Land den Sanktionen an. Die Berner Regierung schätzt die Gesamtsumme der gesperrten Vermögenswerte nun auf mehr als sieben Milliarden Euro. Die deutsche Bilanz erscheint bescheidener. Russische Vermögenswerte im Wert von 7,5 Milliarden Franken (7,4 Milliarden Euro) sind nun in der Schweiz gesperrt. Erwin Bollinger vom Staatssekretariat für Wirtschaft in Bern sagte, es seien Gelder auf Bankkonten und Immobilien, die während der Sanktionen im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine gesperrt worden seien. Vor zwei Wochen meldete der Spitzenbeamte 5,7 Milliarden Franken. Die Schweiz ist für die Russen ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Gemäss Schweizerischem Bankenverband werden 150 bis 200 Milliarden Franken von Russen auf Schweizer Konten gehalten. Bollinger stellte jedoch fest, dass es keine Sanktionen für alle diese Personen gibt. Die Maßnahmen betreffen derzeit knapp 900 Personen. Deshalb wird nur ein Bruchteil der russischen Vermögenswerte in der Schweiz gesperrt. Laut Bollinger hat die Schweiz ihren Eigentümern den Zugang zu mehr russischen Geldern verwehrt als jedes andere Land. Etwa 500 Millionen Euro seien in den Niederlanden blockiert worden, andere Länder hätten keine Angaben gemacht, sagte Bollinger.
Details mit Sperre: Deutschland friert 95,5 Millionen ein
Zum Vergleich: Die britische Außenministerin Liz Tras gab am Dienstag bekannt, dass Großbritannien bislang 321 Milliarden Euro an russischen Vermögenswerten eingefroren habe. “Mehr als 60 Prozent der 604 Milliarden Dollar Devisenreserven des Regimes sind nicht mehr verfügbar”, sagte Tras bei einem Besuch in Polen.
Deutschland hat nach eigenen Angaben nur 95,5 Millionen Euro an russischen Vermögenswerten eingefroren. Das hatte die Bundesregierung Ende März auf Anfrage der Linken angekündigt. Wie viele Menschen betroffen waren, wollte das Bundesfinanzministerium nicht verraten. „Weitere Details, einschließlich operativer Erkenntnisse, konnten nicht bekannt gegeben werden“, sagte das Ministerium. „Die Bundesregierung ist nach sorgfältiger Abwägung zu dem Schluss gekommen, dass die angeforderten Informationen einen solchen Schutz benötigen, dass selbst ein geringes Risiko der Offenlegung angesichts möglicher Schäden nicht akzeptiert werden kann.“ Bundesfinanzminister Christian Lindner hat am Mittwoch ein eigenes Gesetz angekündigt, das die Beschlagnahme von Oligarchen-Geldern sicherer machen soll.