Was sagt der inzwischen bekannte Spionageskandal über Adenauer aus? Historiker Henke betonte im Gespräch mit tagesschau24 das Ausmaß der Vorwürfe: “Wir werden jetzt ein klareres Bild von Adenauer haben – auch ein dunkleres.”
Nach Bekanntwerden des Falles der Adenauer-Spione betonte der Historiker Klaus-Dietmar Henke die Einzigartigkeit des Vorgangs. „Es war illegal, es war illegal, es war ein Machtmissbrauch an sich“, sagte Henke im Gespräch mit tagesschau24. Er sprach von einem großen BND-Unternehmen.
Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende zufolge soll Adenauer mit Informanten die SPD ausspioniert haben. Einer von ihnen soll direkt für die SPD-Spitze gearbeitet haben. Fast 500 vertrauliche Berichte des SPD-Vorstands haben das CDU-geführte Kanzleramt erreicht.
Adenauer, der von 1949 bis 1963 regierte, wurde durch den Bundesnachrichtendienst noch am selben Tag über Vorgänge in der Oppositionspartei informiert. SPD-Generalsekretär Kevin Kunert sprach am Wochenende von einem “ungeheuerlichen Ereignis, das in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland seinesgleichen sucht”.
Klaus-Dieter Henke, Historiker, über Konrad Adenauers Spionage in der SPD-Spitze
tagesschau24 17:00 Uhr, 11. April 2022
“Kochen im Büro”
Laut Henke brüstete sich Adenauer sogar gegenüber seinem eigenen Parteifunktionär damit, wichtige Informationen auch auf krummen Wegen beschaffen zu können. Fast täglich gingen die Meldungen „heiß von der SPD-Zentrale direkt ins Büro des Kanzleramtschefs und von dort zu Adenauer“.
Im Gespräch mit tagesschau24 war ein Sprecher der Unabhängigen Historischen Kommission zur BND-Geschichte gespannt, wie die Partei reagieren werde. “Wir werden jetzt ein klareres Bild von Adenauer haben – auch ein dunkleres”, sagte er. Die Konrad-Adenauer-Stiftung und ein Sprecher der CDU lehnten eine Stellungnahme ab – so die Nachrichtenagentur dpa.