„Die AfD-Fraktion verurteilt die Kriegsverbrechen in Bhutsa aufs Schärfste“, sagte Chrupalla am Dienstag vor laufenden Fernsehkameras. Und dann: „Es sollte eine unabhängige Untersuchung darüber geben, wer diese Verbrechen begangen hat. “Dann müssen natürlich die Verantwortlichen – egal auf welcher Seite – zur Rechenschaft gezogen werden.”
Im Gegensatz zu den Führern der anderen Fraktionen machte Chrupalla daher Russland nicht für die Gräueltaten verantwortlich. Hunderte zivile Leichen wurden im Kiewer Vorort Bucha gefunden, nachdem sich die russische Armee aus dem Gebiet der ukrainischen Hauptstadt zurückgezogen hatte. Die russische Regierung spricht von ukrainischen Fälschungen.
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Diese Behauptung wird jedoch durch Artikel und Fotos deutscher und internationaler Journalisten widerlegt. Und doch spricht der AfD-Chef von „einem Massaker – wenn es so war – in Boutsas“.
Seit der russischen Invasion in der Ukraine hat Chrupalla nicht nur innerhalb seiner Partei und Fraktion Freunde gefunden. Schon seine erste Rede nach dem russischen Angriff auf der Sondersitzung des Bundestags am 27. Februar hatte viele Abgeordnete irritiert. Chrupalla, dem einige Fraktionsmitglieder eine “friedliche Haltung” attestieren, sagte damals, der “Vorwurf” bringe keine Lösung für die aktuelle Situation.
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Viele Mitglieder traten daraufhin aus der Partei aus. Viele der Zurückgebliebenen drückten innerlich ihren Schock aus. Bei einem Gruppentreffen Mitte März drückte Chrupalla nach Angaben von Teilnehmern schließlich mehrfach sein Bedauern aus. Der Streit um Russland heizt auch den Führungsstreit in einer Fraktion und einer Partei an.
Chrupalla als „Tiny Tino“, Weidel als „Eisprinzessin“
Auch interne Kritiker bestätigen, dass Chrupalla sehr fleißig ist, sich um Probleme kümmert und lernwillig ist. Die alleinige Parteiführung neben der Fraktionsführung ist ihm zu viel. Viele Abgeordnete klagen seit einiger Zeit über mangelnde Führung, manche nennen ihn sogar „Tiny Tino“ – also den kleinen Tino.
“Das ist das größte Problem: Wenn nichts passiert, macht die Fraktion, was sie will”, sagte ein Abgeordneter. Andere werfen ihm vor, er präsentiere sich der Partei als Vertreter der ostdeutschen Landesverbände, statt als Präsident den Ausgleich zu suchen. Chrupalla sagt: „Mannschaftsinterne Dinge werden mannschaftsintern geklärt. “Als Fraktionsvorsitzende können wir uns jederzeit an mich wenden.”
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Auf der anderen Seite muss sich Parteichefin Alice Weidel anhören, dass sie in Konflikten selten das Wort ergreift und sich an schwierigen Abstimmungen nicht beteiligt. “Stiller Opportunismus”, sagt ein Mitglied der Eisprinzessin-Partei. Obwohl Weidel an der Basis viele Unterstützer hat, interessieren ihn längst Machtfragen mehr als Inhalte.
Als der Rückzug der Fraktion die Reden der AfD in der Sondersitzung des Bundestages betraf, habe er sich nach Angaben der Teilnehmer nicht zu dem Konflikt geäußert. Die angenehmen Runden nach den Prüfungen fanden größtenteils ohne die beiden Präsidenten statt.
Weidel weist die Kritik zurück. „Frau Weidel hat sich sowohl im Rahmen der Fraktionssitzung in die Diskussion zu dem Thema eingebracht, als auch im Plenum des Deutschen Bundestages zu dem Thema Stellung genommen“, sagte sie über ihre Sprecherin. “Solche Anschuldigungen sind nachweislich unbegründet.”
Dass einige Abgeordnete zuletzt öffentlich Kritik geäußert haben, wird von vielen Funktionären nicht hingenommen. Nach der Wahlbeteiligung von 5,7 Prozent bei der Saarlandwahl Ende März – viele in der Parteispitze glaubten nicht mehr an die Rückkehr einer völlig gespaltenen Landesunion ins Parlament – schrieb der Menschenrechtsaktivist Jürgen Braun auf Twitter: „Wir brauchen endlich Rat. , die sich nicht nur an Wähler in Teilen des Ostens richtet!
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Digitalpolitikerin Joana Cotar, Mitglied des Bundesvorstands, sagte mit indirektem Verweis auch auf Parteichef Chrupalla: „Zeit für eine ehrliche Analyse und eine Politik, die den Westen erreicht!“
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Fragt man Chrupalla-Anhänger nach diesen Äußerungen, weisen sie darauf hin, dass Cotar und Braun Ambitionen auf Führungspositionen nachgesagt werden.
In einer Telefonkonferenz der Spitzen der AfD-Landesverbände am vergangenen Freitag wurde nach Angaben der Teilnehmer einstimmig beschlossen, die öffentliche Diskreditierung der Parteispitze zu verurteilen. Die Entscheidung traf Sachsens AfD-Chef Jörg Urban, der dem offiziell aufgelösten rechtsextremen Flügel nahesteht. Die einhellige Meinung: Wenn es um Führung geht, muss Kritik unter Ausschluss der Öffentlichkeit geäußert werden.
Strengere Disziplin und Selbstregulierung als Folge
Die Fraktion hat sich zuletzt strenge Regeln auferlegt. Auf der Oberhofer Klausur wurde eine neue Geschäftsordnung verabschiedet, wonach Abgeordnete sanktioniert werden können, wenn „sie der Fraktion durch eine Handlung oder Unterlassung geschadet haben“. Lesen Sie auch Gerichtsverfahren in Köln Dann könnten laut WELT-Sanktionsliste beispielsweise Bußgelder oder gar Redeverbote von bis zu sechs Wochen im Plenum fällig werden. In der vergangenen Legislaturperiode waren die damaligen Fraktionsvorsitzenden Weidel und Alexander Gowland mit einem ähnlichen Vorschlag kläglich gescheitert. Nun kann eine solche Entscheidung als Professionalität gewertet werden, ordnungspolitische Maßnahmen sind in Parlamenten keine Seltenheit. Der Vorstand der Fraktion will den Hebel der Selbstkontrolle nutzen, um für Disziplin zu sorgen. Der Sanktionskatalog soll dann, zumindest nach dem Willen einiger Abgeordneter, am Dienstag erstmals umgesetzt werden. 18 von ihnen, darunter der außenpolitische Sprecher Petr Bystron und der bayerische Staatschef Stephan Protschka, wollten dem Fraktionschef Norbert Kleinwaechter ein dreimonatiges Redeverbot erteilen. Vizepräsident der AfD-Fraktion, Norbert Kleinwächter Quelle: pa / Geisler-Fotop / Christoph Hardt / Geisler-Fotopres Der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré Was: dpa/dpa/Fabian Sommer Der Grund: Kleinwächter hatte den Ausschluss Russlands aus dem Europarat gefordert und nach einer Rede des AfD-Abgeordneten Steffen Kotré öffentlich „Putins ekelhafte Propaganda“ kritisiert. Kotré hatte ohne jeden Beweis behauptet, dass es in der Ukraine Labors für biologische Waffen gebe. Nach Angaben der Teilnehmer weigerte sich die Fraktion jedoch mehrheitlich, das beantragte Redeverbot auf die Tagesordnung zu setzen. Sowohl Kotré als auch Kleinwächter wurden von Mitgliedern der Fraktion gerügt. Angesichts der Uneinigkeit über den Inhalt der Bundestagsreden schlugen Bundestagsabgeordnete eine weitere ungewöhnliche Regel vor: Reden zu zentralen Themen – aktuell der Krieg in der Ukraine – müssten künftig in der Fraktion vorab diskutiert werden. In jedem Fall sollten die Grundlagen mit den Top-Experten der Politik geklärt werden, um zu sehen, ob sie sich vom Programm abheben. Der Wunsch nach dieser neuen Regelung kam nach Angaben der Teilnehmer aus der Fraktion selbst. Eine ähnliche Entscheidung ist für das nächste Treffen geplant. Das Massaker von Buca war am Mittwoch das Thema der heutigen Zeit im Bundestag. „Der erste Auftritt spricht für die klare Beauftragung einer bestimmten Seite“, sagte der AfD-Abgeordnete Braun. Auf die Frage, wer für die AfD sprechen werde, hatte er sich zuvor in der Bundestagsfraktion klar gegen den pro-russischeren Abgeordneten Matthias Moosdorf durchgesetzt. Hier finden Sie Inhalte Dritter Die Anzeige der eingebetteten Inhalte erfordert Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte …