Stand: 14.04.2022 12:26 Uhr
Vor dem Zinsentscheid der EZB blieb der DAX trotz guter Signale aus dem Ausland praktisch unbewegt. Anleger warten auf Botschaften der Zentralbank zur künftigen Geldpolitik.
Der DAX bewegt sich heute in einer sehr engen Bandbreite und manövriert auf das Niveau des Vortages. Gestern verlor der deutsche Leitindex 0,3 % auf 14.076 Punkte. Vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Unsicherheit groß, Anleger scheuen vorab jedes Risiko.
Wirtschaftsupdate vom 14. April 2022
Stefan Wolff, Personal, tagesschau24 9:05 Uhr, 14.04.2022
Um 13.45 Uhr wird die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Analysten erwarten, dass der Leitzins unverändert bleibt. Anleger erhoffen sich jedoch von der anschließenden Pressekonferenz Aufschluss über die künftige Strategie der Notenbank und sehen diesem Termin mit größerer Begeisterung entgegen als der Zinsentscheidung. Dem Wortlaut, mit dem die EZB ihre Entscheidung bekannt gibt, werde volle Aufmerksamkeit geschenkt, schrieb Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect.
Das EZB-Dilemma
Denn die EZB steckt in einem Dilemma: „Alles wird von der Erklärung und der Pressekonferenz abhängen und davon, ob die EZB signalisiert, dass die Stützung der Wirtschaft aus dem Ukraine-Konflikt Vorrang vor steigendem Inflationsdruck hat, oder ob der Weg zu steigenden Zinsen „ganzjährig“ geht Runde”, sagte Jeffrey Halley, Senior Market Analyst bei Oanda.
Normalerweise sollten Zinserhöhungen die Währungsabwertung auffangen und so die Wirtschaft vor einer Überhitzung schützen, schreibt Marktexperte Alexander Lukas von der Weberbank. „Aber jetzt bremsen sie die Wirtschaftstätigkeit zu jeder Zeit weiter, da wir möglicherweise aufgrund von Sanktionen in eine schwache Wirtschaftsphase eintreten.“
Die Sitzung des EZB-Direktoriums befasst sich mit der möglichen Zinsänderung
Morning Magazine, 14. April 2022
Im schlimmsten Fall, so Lucas, stehe einigen Ländern eine Rezession bevor. “Der Handlungsspielraum der EZB wäre dann eingeschränkt, wenn sie der Wirtschaft keinen weiteren Schaden zufügen wollte.”
Euro steigt
Der Euro pendelt derzeit über 1,09 $. Im Fokus der EZB-Sitzung steht auch der Devisenmarkt, der Euro wird schwierig“, schildern sie die Situation in der Helaba.
Sinkender Preis auf dem Ölmarkt
Derweil gehen die Schwankungen am Ölmarkt weiter: Am Morgen fiel der Preis für Rohöl der Sorte Brent in der Nordsee zeitweise um 1,6 % auf 107,01 $ je Barrel. US-WTI-Rohöl kostet 1,7 % weniger bei 102,46 $ pro Barrel. Sorgen um Lieferengpässe wegen westlicher Sanktionen gegen Russland haben in den vergangenen beiden Handelstagen die Preise für WTI und Brent um etwa 10 Prozent in die Höhe getrieben.
Gewinnsprung bei Volkswagen
Der Automobilkonzern Volkswagen erzielte im ersten Quartal ein deutlich höheres operatives Ergebnis als im Vorjahr. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen sowie vor Sondereinflüssen aus dem Dieselfall liege bei 8,5 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Vor einem Jahr hatte VW einen operativen Gewinn von rund 4,8 Milliarden Euro erzielt. Neben dem starken Geschäftswachstum profitiert VW vor allem vom positiven Effekt der Anpassung der Instrumente, mit denen der Konzern Schwankungen der Rohstoffpreise ausgleicht.
Aufgrund der langfristigen Absicherung durch Finanzinstrumente zahlt der Konzern weiterhin Preise für Rohstoffe auf dem gleichen Niveau wie vor dem Krieg in der Ukraine. Die Differenz zum aktuellen Preisniveau sichert den Buchgewinn. VW bezifferte dieses Ergebnis auf 3,5 Milliarden Euro.
Beim Absatz bleibt der Konzern aber wegen fehlender Elektronikchips unter Druck. Auch im März lieferte der Autobauer fast ein Drittel weniger Fahrzeuge an Kunden aus und setzte damit die schwachen Betriebsmonate fort.
Delivery Hero absteigend
Die Aktien des Lieferdienstes Delivery Hero sind auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gefallen und haben seit Jahresbeginn rund 70 Prozent verloren. Für die Bank of America (BofA) hatte Spezialist Adrien de Saint Hilaire seine neutrale Haltung aufgegeben und nun mit einem Kursziel von 33 Euro auf „Underperformance“ gestimmt. Der Analyst sieht ein sich verschlechterndes Konsumklima und sieht sowohl Delivery- als auch Just Eat-Bilanzen angespannt.
Die Familie Benetton und Blackstone bieten für Atlantia
Im Kampf um den italienischen Infrastrukturkonzern Atlantia hat die Familie Benetton zusammen mit dem Finanzinvestor Blackstone ein Angebot von rund 12,7 Milliarden Euro abgegeben. So dass…