Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es vom Erdboden gefressen und galt als ausgestorben.  Jetzt wiedergefunden: Hitlers Skulptur des Stierbildhauers Ernst Moritz Geyger erblickt nach über 70 Jahren wieder das Licht der Welt.                 

Archäologin Claudia Maria Melisch, 54, und ihr Team graben mit Besen, Schaufel und Schaufel weißen Marmor vorsichtig aus dem Boden. Und das mitten in der Hochzeit! So sah das Kunstwerk vor seinem Verschwinden aus (Foto: Michael Hübner) Es ist Geygers drei Tonnen schwere Marmorskulptur „The Bull“. Adolf Hitler war einer der Fans des Rixdorfers. „Es ist etwas ganz Besonderes. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir den Stier tatsächlich finden würden“, sagt der Archäologe. 1901 wurde die Skulptur auf einer kleinen Anhöhe vor der Großen Wiese im Volkspark Humboldthain aufgestellt. Aber in den letzten Kriegstagen wurde es zerstört. Seitdem fehlt von ihr jede Spur. Die Ausgrabungsstätte am Humboldthain in Berlin (Foto: Michael Hübner) ► Heute wissen wir: „Der Stier wurde nach dem Krieg beerdigt. „Wir haben neben ihm auch Munition gefunden“, sagt Melisch. Die Überreste wurden angeblich gerade bei der Neugestaltung des Parks im Jahr 1948 vergraben. Die Ausgrabung wurde von den Kunstdetektiven des Vereins Berliner Unterwelt begonnen. „Für mich stand fest, dass die Reste der Skulptur noch irgendwo sein müssten“, sagte Vereinsvorsitzender Dietmar Arnold, 57. Die ersten geophysikalischen Erkundungen im Park fanden Mitte Februar statt. „Wir müssen zunächst anhand alter Zeichnungen feststellen, wo sich die Skulptur befand“, erklärt Melisch. Die Skulptur wird noch von den Wurzeln im Boden gehalten (Foto: Michael Hübner) Dann, Ende März, traf er ins Schwarze. Der Bulle wurde in einer Tiefe von nur 70 cm gefunden! Am Montag begannen die Ausgrabungen. Es wird voraussichtlich bis Ende der Woche dauern. Doch bereits am Nachmittag war ein großer Teil des Körpers des Bullen mit dem abgetrennten Kopf mit einer Schaufel entfernt worden. Was mit der Marmorskulptur passieren wird, ist noch unklar. „Wir hoffen, dass er hier bleibt. Sie gehört zu dieser Wiese“, sagt das Team vom Unterweltverein.

Wer war Ernst Moritz Geyger?

Der Künstler Rixdorf wurde 1861 am heutigen Karl-Marx-Platz (Berlin-Neukölln) geboren und ist vor allem durch seine Bogenschützenfigur bekannt. Vor der Orangerie in Potsdam steht Geygers berühmtes Werk „Bogenschütze“ (Foto: picture-alliance / ZB) Das oft kopierte Werk befindet sich heute unter anderem in der El Neustadt in Dresden und im Park Sanssouci in Potsdam. 1895 entwarf Geyger die Bronzearbeiten im Erdgeschoss des Orangerieschlosses. Er gestaltete auch den Märchenbrunnen im Schulenburgpark in Neukölln. Adolf Hitler verlieh dem Berliner Bildhauer und Maler 1936 ein Ehrengehalt und erwarb nach der Machtübernahme einige Gemälde Geygers. Geyger starb 1941 im Alter von 80 Jahren in Italien. Er sah das Verschwinden der Stierskulptur nicht. Ernst Moritz Geyger wurde 1861 in Neukölln geboren (Foto: ullstein bild)