Die Zahl der BAföG-Empfänger ist seit Jahren rückläufig. Das will die Ampelkoalition ändern, und jetzt hat der erste Teil der BAföG-Reform begonnen. Unter anderem gibt es mehr Geld für Schüler, Auszubildende und Studenten.
Schüler, Auszubildende und Studierende erhalten ab dem kommenden Wintersemester mehr BAföG. Die Bundesregierung legte einen ähnlichen Gesetzentwurf vor. Damit erhöht sich die staatliche Ausbildungsförderung für Studierende um fünf Prozent.
Der sogenannte Grundbedarf für Studierende soll 449 Euro im Monat erreichen. Wer nicht mehr bei den Eltern wohnt, erhält ebenfalls 360 Euro Miete. Wer über seine Eltern nicht mehr familienversichert ist und zusätzlich Krankenversicherung und Pflegezuschläge über das BAföG bezieht, könnte künftig einen BAföG-Höchstbetrag von 931 statt 861 Euro erreichen. Andere Prozentsätze werden steigen. Wer beispielsweise nach einer Berufsausbildung auf die Abendschule geht und nicht bei den Eltern bleibt, muss mit bis zu 733 Euro rechnen.
Höhere Leistungen, Förderung bis Alter 45
Auch die Förderung für Studierende und Auszubildende wird erhöht. Im Ausland lebende Studierende erhalten jetzt bis zu 629 Euro statt bisher 585 Euro. Ein weiterer Punkt des Gesetzentwurfs ist die Erleichterung der Online-Antragstellung.
Um den Kreis der Begünstigten zu erweitern, müssen verschiedene Freibeträge erhöht werden. die für sein eigenes Vermögen soll beispielsweise 45.000 Euro betragen. Das monatliche Einkommen verheirateter Eltern soll künftig nur noch auf den BAföG-Anspruch des Kindes in Höhe von 2400 Euro angerechnet werden. Auch Studierende sollen 330 Euro im Monat in einem Nebenjob verdienen können, ohne dass sich dies auf die BAföG-Höhe auswirkt.
Außerdem ist geplant, das Kinderbetreuungsgeld für Studierende mit Kind von 150 auf 160 Euro zu erhöhen. Außerdem wird die Altersgrenze von 30 Jahren bei BAföG-Beginn auf 45 Jahre angehoben, damit auch später ein Studium aufgenommen werden kann. In manchen Fällen können Studierende, die einen Masterabschluss anstreben, auch noch älter BAföG erhalten. Laut Bundesbildungsministerium kosten die neuen Regelungen den Staat ab 2023 jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.
Die Zahl der Empfänger ist stetig rückläufig
Mit dem Kabinettsbeschluss habe die Bundesregierung „die Weichen gestellt, um das BAföG attraktiver, moderner und flexibler zu gestalten und eine realistischere Teilhabe an besserer Bildung zu ermöglichen“, erklärte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
Grund für die Reform ist die seit zehn Jahren stetig rückläufige Zahl der BAföG-Empfänger. Nach einem Höchststand von 979.000 (inklusive BAföG-Student) im Jahr 2012 waren es im vergangenen Jahr nur noch 639.000. „Wir wollen jetzt den Trend umkehren und die Zahl der BAföG-Empfänger endlich wieder erhöhen“, sagte der FDP-Politiker dem Deutschen Studentenwerk DSW-Journal.
„Der erste Schritt einer großen Reform“
Langfristig soll das BAföG „elternunabhängiger“ werden, indem der von SPD, Grünen und FDP konzipierte Kindersicherungsgrundsatz direkt an die Studierenden ausgezahlt wird – als „Grundlage der Studienfinanzierung“, sagte sie. Watzinger.
Die Grünen-Abgeordneten Nina Stahr und Laura Kraft wiesen darauf hin, dass derzeit nur elf Prozent der Studierenden BAföG-berechtigt seien. Dies entspricht jedoch bei weitem nicht der Zahl der Jugendlichen, die wirklich Unterstützung benötigen. Die Novelle sei „der erste Schritt einer großen BAföG-Reform“. Sie stehen vor dem, was die alte Regierung jahrelang versäumt hatte.
Studentenwerk verlangt “mindestens zehn Prozent”
Das Deutsche Studentenwerk lehnte die Erhöhung jedoch als unzureichend ab. “Die Inflation frisst diesen Zuwachs sofort auf”, sagte Gewerkschafts-Generalsekretär Matthias Anbuhl. Die Anspruchssätze sollten “um mindestens zehn Prozent erhöht” werden, damit das BAföG zum Leben reicht. Positiv sind dagegen die Schritte der Bundesregierung zur Anhebung des Elterngeldes um 20 Prozent und der Altersgrenze. „Man kann dafür sorgen, dass künftig mehr Studierende BAföG bekommen“, sagt Anbuhl.
Kritik kam auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Die geplante Anhebung von Zinsen und Wohngeld sei keineswegs ausreichend, sagte DGB-Vizepräsidentin Elke Hannack. “Wir erwarten von der Koalition, dass sie hier im parlamentarischen Verfahren einen ordentlichen Job macht.” Der DGB beantragte eine pauschale Erhöhung der BAföG-Zinssätze um 150 Euro.
Die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagslinken, Nicole Gohlke, erklärte: „Der große Wurf fehlt, es wird viel Flickwerk gemacht.“ Von einer Spannungsumkehr kann beim BAföG keine Rede sein. „Die Inflation grassiert und der BAföG-Zinssatz und das Wohngeld hinken weiter hinterher“, kritisierte Gohlke.
Die Bundesregierung beginnt mit der Reform des BAföG
Oliver Neuroth, ARD Berlin, 6. April 2022 15:51 Uhr