Tiktok und Instagram machen junge Menschen komplex – und Schönheitspraktiken explodieren. Die Luzerner Klinik wird mit grosser Frechheit beworben.

1/6 Im „ZDF-Magazin Royale“ startete der Satiriker Jan Böhmermann eine Rundum-Attacke gegen den neuesten Beauty-Trend. Screenshot: ZDF-Store Royale Komiker Parshad Esmaeili erklärt, wie unzählige Instagram-Filter verwendet werden können, um alle Fehler in Ihrem Bild zu beheben. Screenshot: ZDF-Store Royale Dadurch fühlen sich die Leute hässlich und wollen wie das gefilterte Selbst der sozialen Medien aussehen. Screenshot: ZDF-Store Royale

In der aktuellen Ausgabe des „ZDF-Magazins Royale“ hat sich Jan Böhmermann gegen neue Beauty-Trends auf Instagram und Co. Er kritisiert auch Schönheitskliniken, die die Ängste junger Menschen ausnutzen.

„Es war der Kylie-Jenner-Vergleich und heute vergleichen wir uns mit der besten Version unserer selbst“, sagt Jan Böhmermann in der aktuellen Ausgabe des ZDF-Magazins Royale. Der deutsche Satiriker und Koordinator beschäftigt sich mit der Schönheit, die sich bei jungen Menschen durch die Nutzung von Social Media verstärkt. Blaue oder doch lieber grüne Augen? Schiefe Nase, weiche Haut und volle Lippen? All das ist mit Filtern auf Instagram und anderen sozialen Medien kein Problem. „Instagram verändert die gesamte Struktur meiner Knochen und die Größe meines Kopfes“, erklärt der Komiker Parshad Esmaeili dem Moderator der Show. Heute werden retuschierte Bilder nicht nur von Prominenten und Influencern ins Internet gestellt, sondern auch von Jugendlichen selbst.

Schönheitswahnsinn ohne Berücksichtigung der Gesundheit

Damit habe Instagram ein neues, völlig unmögliches Schönheitsideal geschaffen, sagt Böhmermann. Obwohl die bisherigen Schönheitsideale unmöglich sind, sieht es mit den neuen Filtern greifbarer aus. Auch in der plastischen Chirurgie ist dieses neue Schönheitsideal ein Thema. „Wir haben festgestellt, dass die Patienten jünger werden“, sagte der Schönheitschirurg in der Sendung. Es kommt vor, dass junge Frauen wie die gefilterten Versionen von Instagram aussehen wollen und mit diesen Wünschen in Schönheitskliniken gehen. Mit Böhmermanns totaler Attacke auf die Schönheit des Wahnsinns bricht auch die Luzerner Klinik auseinander. Denn für Schönheitskliniken wie die Lucerne Clinic sind Social Media und die daraus entstehenden Ideale eine wahre Goldgrube. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Klinik Schönheitsoperationen in den sozialen Medien stark bewirbt. Schwere und mögliche gesundheitliche Auswirkungen medizinischer Eingriffe werden nicht erwähnt.
In einer Insta-Reel-Klinik, die Böhmermann zeigt, liegt ein Patient im Bett und wartet auf die Operation. Im Hintergrund ertönt fröhliche Musik, der Sänger singt: “Can we have a good time?” (Können wir an die richtige Stelle springen?) Nach einer Bratpfanne ist alles vorbei und der Patient umarmt glücklich das Klinikpersonal. Die Werbung der Luzerner Klinik scheint zu funktionieren. Auf Instagram verstecken sich junge Frauen unter Posts aus der Klinik. Eine 18-Jährige schreibt beispielsweise unter ein Foto vor/nach einer Brust-OP: „Ich freue mich riesig auf meine Beratung!“ Auch die Luzerner Klinik wirbt seit mehreren Jahren mit der Aktion «Bosom Friends», einem Rabatt auf Brustoperationen, wenn sich zwei Personen gleichzeitig unters Messer legen.

Problematische Standards werden übernommen

Auch die Bundesregierung befasst sich mit dem Thema Selbstverständnis und Social Media bei Jugendlichen. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2020 abonnieren 93 Prozent der 12- bis 13-Jährigen in der Schweiz Instagram und 41 Prozent der 12- bis 19-Jährigen posten regelmässig Schnappschüsse und Stories auf Social Media. Das Bundesinformationsportal „Jugend und Medien“ stellt fest: „In den sozialen Medien gibt es viele retuschierte Fotos – nicht nur in Anzeigen, sondern auch in den Profilen von Teenagern. “Solche verzerrten medialen Realitäten wirken sich negativ auf das Körperbild von Teenagern aus, die aufgrund ihrer Pubertät ohnehin schon überkritisch mit ihrem Körper waren.” Daher kann das Verbringen von Zeit in sozialen Medien bei jungen Menschen ein schlechtes Gefühl hervorrufen. Die Nutzung der Medien kann zu narzisstischen Störungen oder der Übernahme problematischer Muster, wie Magersucht, führen. In schweren Fällen kann dies zu Depressionen, Selbstmord oder Angstzuständen führen. Die Luzerner Klinik wollte sich bis zur 20-minütigen Ruhestandsfrist nicht zu der Angelegenheit äussern. Haben Sie oder jemand, den Sie kennen, eine Essstörung?