Auch in Österreich werden vorsorglich ausgewählte Chargen von Babyprodukten zurückgerufen oder aus den Supermarktregalen genommen. Eine detaillierte Liste der betroffenen Produkte finden Sie auf der AGES-Website. Die Gemeinwohl-Stiftung Comun mit den beiden Bürgerinitiativen oekoreich und Lieferkettengesetz fordert nun rechtliche Konsequenzen: „Ein milliardenschweres Unternehmen kann ein schwerwiegendes Problem nicht monatelang verheimlichen und damit davonkommen. Dieser Fall zeigt, warum es endlich Verantwortungsentscheidungen geben muss. „Wir erwägen jetzt rechtliche Schritte gegen die Gruppe, auch wenn wir nicht sehr optimistisch sind“, sagte Veronica Born Mena, Sprecherin der Supply Chain Law Initiative und Präsidentin der Comun Foundation for the Common Good. Er sagte, die derzeitigen Gesetze seien zu schwach, um Verbraucher vor Machenschaften von Unternehmen zu schützen. „Ferrero ist auch hier kein weißer Teller. Unternehmen wie dieses machen Milliardengewinne, übernehmen aber keine Verantwortung für ihre Unregelmäßigkeiten. „Das muss jetzt enden“, forderte Bohrn Mena. Ergebe die rechtliche Prüfung, bei der ein renommierter Rechtsanwalt beauftragt wird, dass keine Klagemöglichkeit bestehe, werde die entsprechende Gesetzesänderung beantragt, sagte er in der Sendung. Die Stiftung des öffentlichen Wohls steht bereits mit Justizministerin Alma Zadić (Grüne) in Kontakt und wird im Mai im Rahmen der „Österreichischen Verbraucherdialoge“ einen Runden Tisch zum Lieferkettengesetz veranstalten. Bereits am 15. Dezember wurde Ferrero laut einer Mitteilung von Ferrero France in Luxemburg über einen Salmonellenfall in seinem Werk im belgischen Arlon informiert. Dort wurden jeweils Salmonellen in einem Sieb am Ausgang zweier Rohstofftanks gefunden. Die daraus hergestellten Produkte wurden dann einbehalten. Der Filter wurde ersetzt und die Kontrollen der laufenden Arbeiten und der fertigen Produkte wurden verstärkt, sagte Ferrero. Am Freitag erreichten die von den Lebensmittelbehörden eingeleiteten Ermittlungen endlich ihren vorläufigen Höhepunkt. Der Süßwarenriese muss die Produktion in seinem seit Tagen im Rampenlicht stehenden Werk in Belgien stoppen. Die Aufsichtsbehörde Afsca kündigte an, die Produktionslizenz für die Anlage als Ergebnis der Ermittlungen zu entziehen. Demnach habe Ferrero in der Untersuchung keine ausreichenden Informationen geliefert. Mitten im wichtigen Ostergeschäft muss Ferrero nun alle Produkte ab Werk zurückrufen, unabhängig von ihrem Produktionsdatum. Laut Afsca-Mitteilung sind alle in Arlon hergestellten Kinder Surprise, Kinder Mini Eggs, Kinder Surprise Maxi und Schoko-Bons betroffen. Der Rückruf betrifft auch das Produkt Kinder Mix Ostergeschenktüte, das in einigen deutschen Testshops angeboten wurde. Afsca forderte auch alle Händler auf, die betroffenen Produkte aus den Einzelhandelsgeschäften zurückzuziehen. Das Werk Arlon kann nur wiedereröffnet werden, wenn alle Vorschriften und Auflagen zur Lebensmittelsicherheit erfüllt sind.

Krisenchronologie vor Ostern

Am Freitagnachmittag meldete sich Ferrero erneut zu Wort und räumte Fehler im Umgang mit Rückrufaktionen einiger Produkte ein. Über die Gründe für die einmonatige Lücke zwischen der Entdeckung des Salmonellen-Falls in Arlon und den Rückrufen im April bleibt das italienische Unternehmen im Unklaren: „Interne Ineffizienzen“ hätten dafür gesorgt, „dass es zu Verzögerungen bei Rückrufen und Informationsaustausch kam“. Infolgedessen seien die Ermittlungen in dem Fall nicht so schnell und effizient wie nötig durchgeführt worden, heißt es in der Erklärung. Seit Anfang der Woche ruft das Unternehmen in vielen Ländern Produkte aus seinem Sortiment an Kindersüßwaren zurück, nachdem zahlreiche Salmonellenfälle im Zusammenhang mit Produkten aus dem Werk Arlon gemeldet wurden. Das Unternehmen hatte zunächst betont, dass es sich bei den Rückrufen um reine Vorsichtsmaßnahmen handele. Am Donnerstag sagte Ferrero, es arbeite mit europäischen Lebensmittel- und Gesundheitsbehörden zusammen, um neue Daten zu erhalten, die eine Korrelation zwischen in Europa gemeldeten Salmonellenfällen und seinem Werk in Arlon zeigen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch steht dem Unternehmen jedoch sehr kritisch gegenüber. „Wenn so ein Fehler passiert, sollte die Bevölkerung sofort gewarnt werden“, sagte Andreas Winkler von Foodwatch am Freitag. Seiner Meinung nach reiche die Eigenverantwortung und Selbstkontrolle der Hersteller nicht aus, „für die Behörden sind Transparenzpflichten notwendig, deshalb müssen Fälle wie Ferrero sofort öffentlich gemacht werden“. Untersuchungen der EU-Lebensmittelbehörde EFSA und der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatten bereits begonnen. Die beiden Behörden meldeten am Mittwoch 105 bestätigte Salmonellenfälle und 29 Verdachtsfälle, die meisten davon bei Kindern unter zehn Jahren. Einige Schokoladenprodukte wurden als möglicher Kontaminationsweg identifiziert. Laut der Deutschen Verbraucherzentrale äußert sich eine Salmonellenerkrankung innerhalb weniger Tage nach der Ansteckung mit Durchfall und Bauchschmerzen. Manchmal können auch Erbrechen und leichtes Fieber auftreten. Bei gesunden Menschen klingen die Symptome meist nach einigen Tagen ab. In einigen Fällen können jedoch schwere Erkrankungen auftreten, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.