Grünen-Politiker Palmer ist offen für eine Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks

Stand: 19.07.2022 |  Lesezeit: 3 Minuten 

Grüner Widerstand gegen Laufzeitverlängerung bricht zusammen Der Anstieg der Energiepreise ist ein großes Problem, nicht nur für die Bürger selbst, sondern auch für die politischen Parteien. Der Druck baut sich auf. Für die Grünen ist eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. Während sich Grünen-Chef Lange für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke offen zeigt, ist Tübingens Oberbürgermeister Palmer deutlicher: „Drei Monate längere Atomkraft“ könnten in diesem Winter angebracht sein. Auch mehrere SPD-Politiker sind offen für eine Verlängerung der Amtszeit. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer kann sich längere Betriebszeiten für die drei verbleibenden Kernkraftwerke vorstellen. „Was auch immer dazu beiträgt, dass man sich im Winter wohlfühlt, sollte kein Tabu sein“, sagte Palmer am Dienstag der „Bild“-Zeitung. „Kohle oder Atom – das ist mir in diesem Winter nicht wichtig. Es ist entscheidend, dass die Industrie nicht schließt, sondern weiter produziert. Und drei Monate mehr Kernkraft könnten auch angebracht sein.” Kein prominenter Grünen-Politiker hat sich so deutlich für die Atomkraft ausgesprochen wie Palmer. Die Partei weigert sich bisher, die verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland weiter zu betreiben. Parteichefin Ricarda Lang sagte kürzlich, sie sei bereit, die Amtszeit zu verlängern. Im Anne-Will-Programm vom Sonntag sagte er, die Regierung werde die Hinrichtungszeiten „vorerst“ nicht verlängern. „Dann sage ich, dass wir in dieser Krise natürlich jederzeit auf die aktuelle Situation reagieren müssen und alle Maßnahmen prüfen werden“, fügte er hinzu. Die Bundesregierung kündigte zudem einen weiteren Test der Stromversorgung in Deutschland an. Seitdem scheint es nicht mehr ganz ausgeschlossen, dass die verbleibenden Atomkraftwerke länger laufen können. Eine Regierungssprecherin sagte am Montag in Berlin, das Thema Atomkraftwerke sei für die Bundesregierung in erster Linie kein ideologisches, sondern ein rein technisches Thema. Er verwies auf den zweiten Stresstest: „Das ist die Grundlage für Entscheidungen.“ Lesen Sie auch Die FDP ist ohnehin für größere Atomklauseln. Doch auch bei den Sozialdemokraten sprachen am Dienstag mehrere Politiker von einer möglichen kurzfristigen Verlängerung der Amtszeiten.

SPD-Politiker sind offen für eine Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks

“Ich bin für pragmatische Lösungen”, sagte Sachsens Finanzminister Martin Dulig dem Spiegel. „Sollte der Stresstest ergeben, dass es sinnvoll ist, Isar II sechs Monate länger am Netz zu lassen, kann man darüber diskutieren.“ Was ihn aber in der Debatte störte, war, dass die Union vorschlug, die Energiekrise könne gelöst werden. sagte Dulig. Anders verhält es sich mit dem sechsprozentigen Anteil der Atomkraft am Strommix. Auch der Vorsitzende und Spitzenkandidat der bayerischen SPD, Florian von Brunn, zeigte sich grundsätzlich offen für eine Verlängerung der Amtszeit. Sein Land sei ein starker Industriestandort, sagte von Brunn dem Spiegel. Die Landesregierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verhindert seit Jahren den Ausbau von Leitungen und Windkraft. „Ich finde es gut, dass Robert Habeck jetzt schnellstmöglich einen Belastungstest macht, um zu klären, ob die Stromversorgung im Winter sicher ist“, sagte von Brunn. “Auch wenn es mich beunruhigt, dass dieser zweite Test notwendig ist.” Dann sollten wir basierend auf dem zweiten Stresstest weiter diskutieren. Lesen Sie auch Schwarz-Gelb vs. Rot-Grün
Deutlicher äußerte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori. „Ich begrüße die Entscheidung des Finanzministeriums, einen zweiten Stresstest durchzuführen, sehr“, sagte Cademartori dem Spiegel. „Gerade vor dem Hintergrund der unsicheren Lage müssen alle Optionen zur Sicherung der Energieversorgung auf dem Tisch liegen.“ Im Gegensatz zu Kohlekraftwerken sei Atomkraft vergleichsweise CO2-neutral, so der Abgeordnete. „Deshalb muss die Möglichkeit einer Verlängerung der Betriebszeiten des Kernkraftwerks ernsthaft und unvoreingenommen geprüft werden. Es wird die Krise nicht lösen, aber es kann einen kleinen Beitrag leisten, ebenso wie das Tempolimit.” Lesen Sie auch Zuletzt deutete auch Unionspolitiker Jens Spahn einen möglichen Tausch zwischen Grünen und FDP in der Ampelkoalition an: eine Betriebszeitverlängerung gegen ein Tempolimit. Grünen-Politiker Palmer ist damit nicht einverstanden. „Wir fahren mit Öl, aber nicht mit Erdgas. Öl ist nicht das Problem in der Krise. Deshalb löst das Tempolimit das Problem der Erdgaskrise nicht, auch wenn es gut fürs Klima ist“, sagte er. Sie plädiert dafür, die Temperatur in allen öffentlichen Gebäuden um drei Grad zu senken, um Energie zu sparen. Im Winter ist es auch angebracht, die Privathaushalte zu bitten, sich zwei Grad weniger aufzuwärmen.