In glücklichen Tagen: Alice und Nikolaus Harnoncurt 2009 © APA/ROBERT JAEGER
Die Geigerin Alice Harnoncourt, Mitbegründerin und langjährige Konzertmeisterin des Concentus Musicus Wien, Witwe des 2016 verstorbenen Pioniers der Aufführungspraxis historischer Musik Nikolaus Harnoncourt, ist heute Mittwoch im Alter von 91 Jahren verstorben, teilte der Concentus Musicus Wien heute Nachmittag mit. Auf der Facebook-Seite des Ensembles ist ein kurzes Statement zu lesen: „Mit großer Trauer, Dankbarkeit und Bewunderung müssen wir bekannt geben, dass Alice Harnoncourt heute, am 20. Juli 2022, in den frühen Morgenstunden im Kreise ihrer Familie friedlich verstorben ist . . Ihr einzigartiges Geigenspiel, ihr unermüdlicher Einsatz für die Musik und ihr großes Verständnis für uns Musiker werden wir in guter Erinnerung behalten.” Am 26. September 1930 als Alice Hoffelner in Wien geboren, studierte sie in Wien Klavier und Violine und lernte während ihres Studiums Nikolaus Harnoncourt kennen. Beide waren fasziniert von der Alten Musik, dem Studium der ursprünglichen Aufführungspraxis von Renaissance- und Barockmusik und der Idee, auf historischen Musikinstrumenten zu musizieren. 1949 gründeten sie zusammen mit Eduard Melkus und Alfred Altenburger das Wiener Gambaquartett, 1953 den Concentus Musicus Wien, dessen Konzerte bis 1981 bestanden und der nicht nur das Verständnis der Alten Musik revolutionierte, sondern auch maßgeblich zur Eröffnung beitrug. es hängt von einem breiten Publikum ab, um zu gewinnen. 1953 heirateten Alice und Nikolaus Harnoncourt in Graz. Das Paar hatte vier Kinder: Elisabeth (geb. 1954), Philipp (geb. 1955), Eberhard (1957-1990) und Franz (geb. 1961). „Neben ihren Funktionen in der Familie ist sie die schier unerschöpfliche Kraft hinter allen künstlerischen Aktivitäten und die einzige Instanz, deren Meinung für ihn notwendig ist (Nikolaus Harnoncourt, Hg.),“ beschrieb Harnoncourts Biografin Monika Mertl in ihrem Buch „Vom Denken der Herz”. Er habe “eine Fülle von Macht”, die niemals spielt. „Im persönlichen Umgang ist sie unkompliziert, temperamentvoll, mädchenhaft charmant, sympathisch freundlich und grundsätzlich der Begierde zugänglich. (…) Sie hat sich den Zielen, die sich ihr Mann für ihr gemeinsames Leben gesetzt hatte, nicht untergeordnet, sondern sich ihnen angeschlossen.“ 2011 erhielt das Ehepaar das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“. „Die Harnoncourts leben eine künstlerische Symbiose wie keine andere“, sagte der damalige Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Alice Harnoncourt war begeistert: “Endlich bekomme ich eine Auszeichnung.” 2016 endete mit dem Tod von Nikolaus Harnoncourt nicht nur diese künstlerische Symbiose, sondern auch eine Ära. Alice Harnoncourt hat die Ideen, die sie und ihr Mann ihr ganzes Leben lang vertreten hatten, am Leben erhalten. 2017 veröffentlichte sie das Buch „Wir sind eine Entdeckergemeinschaft“ mit Notizen ihres Mannes zur Entstehung des Concentus Musicus, 2018 veröffentlichte sie ein Buch mit seinen Notizen zu seiner Familie, 2020 veröffentlichte sie seine Essays „On Music“. Und dieses Jahr war sie gemeinsam mit Ö1-Redakteurin Judith Hoffmann in einem Podcast über neu entdeckte Mitschnitte der Vorträge des Maestros aus den 1970er-Jahren zu hören, deren Stimme und Geige nun für immer verstummt sind.