Teuerungsanpassung soll Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher entlasten ©APA/BARBARA GINDL (Symbolbild)
Die niederösterreichische Landesregierung hat am Donnerstag weitere Inflationshilfen beschlossen. Unter anderem soll es Hilfen für Heizkostenzuschüsse, Fahrt- und Wohngeld geben.
Neben dem bereits vorgestellten Strompreisrabatt gebe es Maßnahmen für Heizkostenzuschüsse, Fahrt- und Wohngeld sowie Schulstartgeld, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz nach der Dringlichkeitssitzung.
Lebenshaltungskostenzuschuss für Heizkosten, Fahrt- und Übernachtungskostenzuschuss
Der „Niederösterreichische Lebenshaltungskostenausgleich“ soll am Montag in einer Sondersitzung des Landtags abgestimmt werden und der Bevölkerung 312 Millionen Euro Entlastung bringen. Der Preisanstieg sei „in allen Lebensbereichen zu spüren“, betonte Mikl-Leitner. Deshalb braucht es nicht nur eine, sondern verschiedene Maßnahmen. Es gehe darum, „den Menschen Ängste zu nehmen“ und ihr Leben „einfacher und zugänglicher“ zu machen.
Das höchste Fördervolumen für Haushalte, nämlich 250 Millionen Euro, betrifft die am Mittwoch vorgestellte Abzinsung des Strompreises von elf Cent pro Kilowattstunde, gedeckelt auf 80 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsverbrauchs. Beim Heizkostenzuschuss wurden insgesamt 26,4 Millionen Euro zugesagt: Zusätzlich zum Zuschuss erhalten Sozialhilfebedürftige und Sozialhilfeempfänger einen Sonderzuschuss in Höhe von 150 Euro für den Zeitraum 2022/23, z. insgesamt 300 Euro und damit doppelt so viel wie bisher. Dies betrifft den Angaben zufolge 82.000 Leistungsempfänger und 6.000 Sozialhilfeempfänger.
Das Geld für den Schulstart in Niederösterreich soll zusätzliche Entlastung bringen
Außerdem werden 20 Millionen Euro in das Schulstartgeld investiert, das bereits in der jüngsten Landtagssitzung am 7. Juli beschlossen wurde: Kinder und Jugendliche, die eine Schule besuchen oder eine Ausbildung machen, erhalten 100 Euro. Bewerbungen können bis zum Ende des Wintersemesters im Februar eingereicht werden. 14,6 Millionen Euro sind außerdem für die Anhebung der Einkommensgrenzen für Wohngeld und Wohngeld vorgesehen. Das Volumen des Sonderzuschusses zur Reisebeihilfe beträgt eine Million Euro und ist auf insgesamt 2,5 Millionen Euro gestiegen. Hier steigen die Einkommensgrenzen auf etwa 20 Prozent an. Bewerbungen für 2021 sind bis Ende Oktober möglich, bereits bewilligte Bewerbungen werden automatisch verdoppelt.
Niederösterreich ist auch bereit, Schulden für die Anpassung der Lebenshaltungskosten aufzunehmen
Die Entscheidung fiel am Donnerstag einstimmig. Die Maßnahmen sollen überwiegend aus Ausschüttungen der staatlichen Beteiligungsholding und aus dem laufenden Haushalt finanziert werden. „Wenn wir zur Finanzierung Kredite aufnehmen müssen, dann werden wir das tun“, sagte Finanzminister Ludwig Schleritzko (ÖVP). Die Landtagsverwaltung übermittelte am Donnerstagnachmittag eine Mitteilung, dass die Landesregierung um eine Sitzung gebeten habe. Diese wird von Landespräsident Karl Wilfing (ÖVP) für kommenden Montag um 13.00 Uhr einberufen.
SPÖ und FPÖ wollen weitere Inflationsbekämpfungsmaßnahmen
SPÖ und FPÖ wollen beim Landtag weitere Maßnahmen beantragen. LHS-Vize Franz Schnabl (SPÖ) betonte auf der Pressekonferenz: „Wer schnell hilft, hilft doppelt.“ Schnabl hob in diesem Zusammenhang den Anreiz zum Energiesparen positiv hervor. Für die Inflationskontrolle und -regulierung sei aber der Bund zuständig, betonte der SPÖ-Landesvorsitzende. Die Bundesregierung sollte sich das Beispiel des Landes Niederösterreich nehmen und endlich vom Bewerten zum Handeln und vom Reden zum Handeln übergehen. Auf einer weiteren Pressekonferenz am Donnerstag ging Schnabl auf die Abschaffung der Landesabgabe auf die GIS-Gebühr ein. Diese Aktion bringe Einsparungen von 72 Euro pro Haushalt und Jahr, wurde betont. Christian Samwald, stellvertretender Vorsitzender des SPÖ-Klubs, bezeichnete die Teuerungsanpassung als „ersten Schritt“ und die ÖVP habe das Thema in früheren Landtagssitzungen „abgelehnt“. FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl bezeichnete die Maßnahmen auf der Pressekonferenz der Landesregierung als „wichtig und richtig“. Gegen die hohe Inflation werden mehr solcher „Leben“ benötigt. Allerdings beschäftigt sie viele Unternehmen, kleine und mittelständische Betriebe und das Thema Heizkosten im Allgemeinen. Der Vorsitzende der Landespartei und des FPÖ-Verbandes, Udo Landbauer, verlor in einer Aussendung eine Erleichterung für den Mittelstand und sagte: „Nach zehn Monaten Nichtstun gegen die Inflation erwacht die ÖVP Niederösterreich endlich aus seiner Dauer Tiefschlaf.”
NEOS kritisiert „Kneipenpolitik“
NEOS begrüßte in einer Aussendung die Verdopplung des Heizkostenzuschusses, kritisierte aber die „Verwässerungspolitik“, etwa beim Schulstartgeld. Landesvertreterin Indra Kolini kritisierte die „mangelnde Bereitschaft der Politik, für sich selbst zu sparen“.
Grüne warnen vor „Botschaft von Strompreissubventionen“
Grünen-Landesrätin Helga Krimser warnte in einer Aussendung vor einem “Flickenteppich der Strompreissubvention”, stattdessen brauche es eine bundesweite Lösung nach dem Vorbild Niederösterreichs.
NÖ Inflationsausgleich zusätzlich zum Bundesentlastungspaket
Zunächst hatte die Staatsführung für September Anti-Inflationshilfen angekündigt. Unter anderem wegen der immer wieder nach oben korrigierten Inflationsprognose sah die Landesregierung nun “unmittelbaren Handlungsbedarf”, die Maßnahmen seien also erfolgt. Das Bundespaket sei mit Hilfe von Experten evaluiert und darauf aufbauend staatliche Hilfen geplant worden, sagte Mikl-Leitner. Außerdem brauche es „jetzt“ eine gesetzliche Grundlage für den Strompreisabschlag, damit die Menschen die Erleichterung bald spüren, betonte er. Finanzminister Schleritzko sieht die Bundesregierung in der Verantwortung, Unternehmen, Verbände und Kommunen zu unterstützen.
Der Experte von der Universität Wien lobt die sozial korrekte Maßnahme
Wolfgang Mazal von der Universität Wien bezeichnete die Punkte als „sozial teuer“ und „Verwaltungsökonomie“. Als „intelligenten Maßnahmenmix“ bezeichnete er die Verknüpfung des Strompreisrabatts mit dem Normverbrauch und einem Anreiz zum Energiesparen. Zudem betonte Mazal positiv, dass es sich um einmalige und nicht dauerhafte Leistungen handele.