Lauterbach räumte ein, dass das Scheitern der Impfpflicht “eine klare und herbe Niederlage” für alle Befürworter und damit auch für ihn selbst sei. Zum dritten Mal ist man nicht optimal auf eine zu erwartende Herbstwelle vorbereitet. Das Verfahren hatte jedoch ein klares Ergebnis, mit dem man leben musste. Mögliche Gesprächsangebote etwa von der Union werde er nicht ablehnen, sei aber “sehr skeptisch”. Bundeskanzler Olaf Solz (SPD) hatte zuvor deutlich gemacht, dass es für eine Impfpflicht keine „gesetzgeberische Mehrheit“ gebe. “Das ist die Realität, die wir jetzt als Ausgangspunkt für unser Handeln nehmen müssen.”
Impfantrag im Bundestag gescheitert: Was folgt?
Ein von Scholz und Lauterbach unterstützter Kompromiss über ein 60 Jahre altes Engagement ist am Donnerstag (7. April) im Bundestag gescheitert – auch die meisten Abgeordneten der regierenden FDP stimmten mit Nein gegen ihn. Einen eigenen Plan hatte die Regierung nicht vorgelegt. Lauterbach widersprach jedoch der Interpretation, die FDP habe die Corona-Politik vorgegeben. “Das ist definitiv nicht der Fall. Wir regieren als Team.” Der Minister betonte: „Der Spielraum für Lockerungen ist komplett ausgeschöpft.“ Dazu gehört, dass die Isolation für Infizierte – nach Widerruf einer Fehlentscheidung – zwingend bleibt. Dazu kommen Regeln wie Maskenpflicht in Bussen und Bahnen. Lauterbach wies darauf hin, dass das Infektionsschutzgesetz, das viele allgemeine Anforderungen des Alltags außer Kraft gesetzt hat, ohnehin behandelt werden sollte, da es am 23. September ausläuft. Außerdem rief er alle Bürgerinnen und Bürger auf: „Die Osterreise darf nicht dazu führen, dass die günstige Entwicklung der Fallzahlen heute unterbrochen wird.“ Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde die Sieben-Tage-Inzidenz weiter auf 1181,2 gesenkt – nach 1586,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen vor der Woche. RKI-Präsident Lothar Wieler sagte: „Wir haben den Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten.“ Es zeigte jedoch Landkreise mit extrem hoher Inzidenz. Der Präsident des Divi-Intensivverbandes Gerno Marx bezeichnete die Zahl von täglich 200 bis 300 Toten als „unerträglich“. Eine Überlastung auf der Intensivstation liege derzeit aber nicht vor. Allerdings gibt es jede Menge, weil die Arbeiter krank sind. Zum ersten Mal seit Ende Oktober ist die Zahl der erwachsenen Patienten mit Coronavirus auf Intensivstationen laut Divi knapp unter die Schwelle von 2000 gefallen.
Holetschek will die Impfpflicht neu verhandeln
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) forderte Scholz auf, das Thema Impfpflicht zur Chefsache zu machen, um mit Bundestag und Ländern schnell eine mehrheitsfähige Lösung zu finden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisierte das Scheitern scharf. Das politische Versagen der Impfung ist eine sehr bittere Nachricht für Pflegekräfte und Ärzte. „Letztendlich lautet die Botschaft, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, was in dieser Pandemie richtig und gut für ihn ist.“ Sicher ist, dass sich die Impflücken erst im Herbst schließen werden. „Wir werden alles tun, um noch mehr Menschen davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen“, sagte Solz. Es gibt Ansätze, die auch Teil der Impfpflichtvorschläge waren. Lauterbach sagte, es werde auch eine Aufklärungspflicht geben, dass dies ohne Impfpflicht keinen Sinn mache. Allerdings kündigte er einen “kreativen Anstoß” für die Impfkampagne an. Der 59-Jährige äußerte sich auch zur allgemeinen Kritik an seinem Vorgehen, nachdem er diese Woche erneut die Verpflichtung erhalten hatte, Menschen zu isolieren, bei denen gerade erst das Coronavirus diagnostiziert worden war – in einer Abendshow und später am Abend auf Twitter. “Ich glaube nicht, dass ich das Vertrauen der Öffentlichkeit verloren habe.” Wenn er einen Fehler gut erklärt und zurücknimmt, würde das seine Glaubwürdigkeit nicht schwächen, aber wahrscheinlich stärken. Lauterbach sagte: „Ich bin kein Einfluss, ich bin Politiker.“ Deshalb musste er Regeln schaffen, die auch im Rahmen der Politik funktionierten. “Ich werde das Beste daraus für die Bevölkerung machen.” Er glaubt, dass die Menschen das immer noch spüren. „Ich bin damit im Allgemeinen im Reinen mit mir, dass ich wirklich versuche, eine Corona-Politik zu machen, die möglichst viele Menschen schützt.“ Auch die nun gescheiterte Impfpflicht-Debatte sei wertvoll, “weil sie den Menschen auch deutlich macht, wie wichtig jetzt die Eigenverantwortung ist”. Auch interessant: “Das Schlimmste, was passieren könnte”: Impfung fehlgeschlagen – Experten befürchten neuen Lockdown Der Artikel enthält Affiliate-Links
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