Tankrabatt, Kinderbonus, 9-Euro-Ticket: Welche Entlastungen hat die Bundesregierung seit dem 1. Juni geplant? Im März stiegen die Sportpreise in Deutschland auf über 2 Euro. Foto: dpa / Sebastian Kahnert

Berliner Spritrabatt, 100 Euro Kinderbonus, 300 Euro Gehaltszuschuss – die Ampel ringt noch um die Umsetzung des zweiten Entlastungspakets für Bürger und Unternehmen. Die Erleichterungen sollten am 1. Juni in Kraft treten, aber die Verbraucher leiden seit einiger Zeit unter hohen Preiserhöhungen. Die Laternenkoalition verhandelte wegen der anhaltend hohen Energiepreise zehn Stunden lang über ein zweites Hilfspaket für Bürger und Unternehmen, bis sie sich am 23. März endlich einigten. SPD, Grüne und FDP lassen sich mit der Umsetzung der Beschlüsse erneut Zeit: Erst am 27. April kommt das Paket ins Kabinett, ebenso wie der zur Finanzierung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) vorgesehene Nachtragshaushalt. Laut Lindner erhöht das Paket das Budget um rund 17 Milliarden Euro. Resolutionen erfordern viele Gesetzentwürfe, die von verschiedenen Ministerien kommen. Sie werden den Koalitionsparteien als Redaktionshilfe vorgelegt, um den späteren Gesetzgebungsprozess zu beschleunigen. Starttermin für fast alle Erleichterungen soll der 1. Juni sein. Viele Details würden jedoch noch regierungsintern “abgestimmt”, wie es am Dienstag hieß. Die letzten Abstimmungsrunden sollen nächste Woche stattfinden. Dies sind die Elemente des Pakets: Senkung der Energiesteuer Die Ampel will für niedrigere Kraftstoffpreise sorgen, indem sie die Energiesteuer auf Kraftstoff ab dem 1. Juni für einen begrenzten Zeitraum von drei Monaten auf das europäische Minimum senkt. Das sind 30 Cent pro Liter für Benzin und 14 Cent für Diesel, schätzte Lindner. „Eine vorübergehende Senkung der Steuersätze auf Diesel, Benzin, Erdgas und Flüssiggas sowie deren Steueräquivalente führt zu Mindereinnahmen für den Bundeshaushalt um 3,15 Milliarden Euro“, sagte er. Die Regierung möchte, dass die Steuersenkung vollständig von den Lieferanten auf die Endverbraucher übertragen wird. Raffinerien nimmt das Kartellbundesamt nun genau unter die Lupe, wie die Behörde am Dienstag mitteilte: Die Spritpreise seien deutlich unter den Ölpreis gefallen, was darauf hindeute, dass die Unternehmen viel Geld verdienten. Auch Steuersenkungen aus Klimaschutzgründen werden innerhalb der Koalition kritisiert. Aufgrund der hohen Energiepreise stieg die deutsche Inflation im März im Vergleich zum Vorjahr sprunghaft auf 7,3 %, wie das Statistische Bundesamt bestätigte. Energiepauschale Jeder lohnsteuerpflichtige Arbeitnehmer soll eine Energiepauschale von 300 € brutto erhalten. Das Geld wird vom Arbeitgeber als Gehaltszuschuss gezahlt und der Steuervorschuss für Selbständige reduziert. Die Pauschale unterliegt der Einkommensteuer. Ob auch Rentner oder Personen mit steuerfreier Mini-Arbeit profitieren sollen, muss die Regierung noch klären. Neun-Euro-Ticket Für 90 Tage gibt es ein bundesweites Neun-Euro-Ticket pro Monat für den öffentlichen Nahverkehr – voraussichtlich ab 1. Juni. Der Bund will das Geld auf die Länder verteilen, die Kosten werden auf etwa 2,5 Milliarden Euro geschätzt. Das Ticket soll auch nationale Strecken in Regionalzügen ermöglichen. Für Dauerkarten-Abonnenten könnte es eine Gutschrift oder Rückerstattung der Differenz zwischen ihrem Abo-Preis und dem Neun-Euro-Ticket geben. Details sind hier noch offen. Die Ermäßigung soll auch für Arbeitstickets und Semestertickets gelten. Das Ticket soll elektronisch, über Ticketautomaten und Servicecenter gebucht werden können. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte vor Problemen. „Das 9-Euro-Ticket ist ein guter Versuch der Bundesregierung, etwas für den öffentlichen Nahverkehr zu tun“, sagte Pro Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann in unserer Redaktion. „Allerdings gibt es einige Probleme mit der Anwendung, die im Vorfeld gelöst werden müssen. Wir erwarten überfüllte Züge auf touristisch beliebten Strecken. „Dafür müssen weitere Züge bestellt werden“, forderte er. „Schade, dass das Ticket nur für den Regionalverkehr gilt. „Langstreckenreisende bekommen nichts, obwohl sie auch sehr unter den hohen Spritkosten leiden“, sagt Naumann. Wichtig ist auch, dass das Angebot an Bahnverbindungen und -anlagen nach Saisonende verbessert wird. „Nur dann bleiben die Menschen dauerhaft bei der Bahn als Alternative zum Auto“, sagte Naumann. Derzeit laufen weitere Verhandlungen zwischen Bund und Ländern über ein Konjunkturpaket, das neben dem Low-Cost-Ticket weitere Kostenelemente enthält, etwa eine Entschädigung der Verkehrsunternehmen aufgrund gestiegener Energiepreise. Gas-Warmwasserbereiter Ab 2024, ein Jahr früher als geplant, werden nur noch Heizungen mit 65 Prozent erneuerbarer Energie installiert. Auch werden die Rahmenbedingungen geschaffen, damit Immobilienbesitzer über 20 Jahre alte Heizungsanlagen ersetzen können. Darüber hinaus steht ein groß angelegter staatlich finanzierter Wärmepumpenangriff kurz bevor. Ab 2023 gilt der Leistungsstandard EH 55 auch für den Wohnungsbau. Kindergeld Zusätzlich zum Kindergeld müssen Familien einmalig 100 € pro Kind von der Familienkasse erhalten. Der Bonus wird durch das Kindergeld kompensiert und ist daher für einkommensschwache Familien wichtiger. Sozialhilfe Wer Sozialhilfe bezieht – zum Beispiel als Hartz IV-Empfänger – muss zusätzlich zu den bereits beschlossenen 100 Euro Zuschuss eine einmalige Zuzahlung von 100 Euro erhalten. Ab Januar sollen angesichts der Preissteigerungen die Normanforderungen entsprechend erhöht werden.