Landesgesundheitsminister Manfred Loutsa (Grüne) bleibt im Amt. Die Oppositionsparteien SPD und FDP wollten, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den 61-Jährigen aus der Regierung verdrängt. Im Landtag wurde jedoch die erforderliche Zweidrittelmehrheit für die Absetzung nicht erreicht.
Loutsa: Er hat zugegeben, dass nicht alles glatt gelaufen ist
Am Donnerstagnachmittag war Loutsa zu Gast in der SWR-Sendung “Zur Sache Baden-Württemberg”. Dort sagte er, der Rücktrittsantrag an den Landtag sei natürlich keine Situation, die man sich wünschen würde. Gleichzeitig warf sie der Opposition vor, in ihrem Antrag keine “substanziell neuen” Behauptungen aufzustellen. “Natürlich habe ich zugegeben, dass nicht alles glatt gelaufen ist”, sagte Loutsa. Ab heute würde er zum Beispiel keine Telefonleitung mehr einrichten, um einen Termin für die Impfaktion zu vereinbaren. Trotz dieses Eingeständnisses bewertet Loutsa seine und die Arbeit seines Ministeriums zur Pandemie als gut. Auf diese Weise seien 800 Regulierungen auf den Weg gebracht worden und „nur 3 % haben sich beschwert“, sagt Loutsa.
SPD und FDP werfen Loutsas grobe Fehler vor
Grund für die Absetzung der Oppositionsparteien war neben Beispielen wie schlechten Impfquoten und unzureichenden Masken vor allem ein Schreiben von Loutsa, in dem er den Beginn einer Endemie erwähnt hatte. SPD und FDP waren sich in der Debatte so einig wie selten. Gesundheitsministerin Loutsa zeigte sich schockiert und habe das Vertrauen des Ministerpräsidenten verloren, so die einhellige Meinung der Oppositionsparteien. Der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, Andreas Stoch, begründete das ungewöhnliche Bündnis so: Die Fraktionen beschäftigen sich nicht mit den Zielen der Pandemie, sondern mit technischen Fehlern. Als Beweis führte FDP-Kollege Hans-Ulrich Rülke mehrere in der Pandemie verloren gegangene Entscheidungen der Landesregierung an. Laut Rülke war Lutza vor Gericht ebenso erfolgreich wie Prinz Ernst August von Hannover. Zustimmung für Lutsas Entlassung kam auch von der AfD: Der Antrag sei ein Lichtblick, denn es sei offensichtlich, dass keine Pandemie-Situation mehr vorliege, so der Fraktionschef Berd Gogel.
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Heftige Kritik der Grünen an Lauterbach
Die Landesregierung nutzte die Debatte nicht nur zur Verteidigung von Gesundheitsministerin Lutza, sondern auch zur Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, Manuel Hagel, sagte in seiner Rede: „Die SPD fordert die Entlassung des Gesundheitsministers. Ich frage mich: Von wem?“ Es bezog sich auf Lauterbachs Rückschritt zu den Coronavirus-Isolationsregeln. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann stimmte zu. Natürlich hat auch Loutsa in dieser großen Gesundheitskrise Fehler gemacht, aber er hat sich in gute Gesellschaft begeben. Jeder in der Politik habe Fehler gemacht, was man am „Hin und Her von Minister Lauterbach“ ablesen könne.
Kretschmann: Luca gebührt Dank und Respekt
Minister Lucha gebührt aus Sicht von Ministerpräsident Kretschmann Respekt und Dank, nicht Spott. In einer Krise müsse man auch Risiken eingehen, sagte der Regierungschef – er halte es für erbärmlich, daraus einen Vorwurf zu machen. SPD, FDP und weite Teile der AfD-Fraktion stimmten im Landtag für Lutsas Absetzung, eine Mehrheit der grün-schwarzen Koalition lehnte den Antrag ab. Anders als der Bundestag kann der baden-württembergische Landtag laut Landesverfassung auch die Abberufung von Regierungsmitgliedern durchsetzen. Wenn zwei Drittel der Abgeordneten für die Entlassung stimmen, muss der Ministerpräsident ein Regierungsmitglied zurücktreten.