04.05.2022, 20:55 Uhr
Die Gasversorgung Deutschlands soll sicher sein, aber einige der Tochterspeicher von Gazprom sind gefährlich niedrig. Der Gasknappheit in Deutschland muss unbedingt vorgebeugt werden. Extremfälle kann der Bundesnetzdienst jedoch nicht ausschließen. Der Präsident des Bundeskriminalamts, Klaus Müller, warnt vor den schmerzhaften Folgen einer akuten Gasknappheit. „Es ist leider nicht ganz auszuschließen, dass wir Entscheidungen treffen müssen, die fatale Folgen haben für Unternehmen, für Arbeitsplätze, für Wertschöpfungsketten, für Lieferketten, für ganze Regionen“, sagte Miller dem Handelsblatt. Die Bundesregierung hat am Montag einen Beschluss zur vorläufigen Bestellung des Bundesnetzdienstes zum Verwalter von Gazprom Germania erlassen. Bundesfinanzminister Robert Hubeck begründete dies mit vagen Rechtsverhältnissen und Verstößen gegen Bezugsvorschriften. Gazprom bleibt Deutschlands größter Gasversorger. Laut Müller bringt der Schritt Stabilität in den Markt. Sorgen bereiten ihm jedoch die Füllstände des Gasspeichers von Gazprom Germania. „Wir sehen, dass der Speicher in Rehden weniger als ein Prozent voll ist. Das ist sehr nah an der technischen Schwelle. Bildlich gesprochen ist es kurz vor zwölf“, sagte Müller. Laut aktuellem Lagebericht des Bundesnetzdienstes ist die Gasversorgung Deutschlands stabil, die Speicher zu 26,45 Prozent gefüllt (Stand: 3. April 2022). Laut Müller versuche das Bundeskriminalamt derzeit, Gasengpässen vorzubeugen, indem es in verschiedenen Sektoren nach Einsparmöglichkeiten suche. Wir wollen nicht, dass die dritte Phase des „Gas-Notfallplans“ ausgerufen wird. Der „Gas-Notfallplan“ legt fest, wer nach Deutschland weiterversorgt wird, wenn nicht genug Gas für alle da ist. Private Verbraucher und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser unterliegen einem besonderen Schutz.
„Der Shutdown-Wasserfall ist nicht nur vorhersehbar“
Im Falle eines russischen Gasausfalls könnten beispielsweise einige Unternehmen buchstäblich von der Versorgung abgeschnitten werden. Welches Unternehmen in welcher Situation schließen soll, kann derzeit nicht festgelegt werden. „So eine Shutdown-Kaskade ist einfach nicht vorhersehbar. Eine verbindliche Shutdown-Liste ist eine absurde Idee, die der Dynamik nicht schadet.“ Für Extremfälle steht laut Müller bereits ein 65-köpfiger Krisenstab bereit, der eine 24-Stunden-Verteilung im Schichtbetrieb regeln könnte. „Dafür haben wir die richtige Infrastruktur. Feldbetten stehen bereit, wir haben Portionen Notverpflegung bestellt und wir haben die Tanks für die Notstromversorgung gefüllt.“