Die EU-Kommission hält es für “realistisch”, die Gaslieferungen aus Russland einzustellen. Allerdings könnte die EU sicher durch den Winter kommen, wenn alle Mitgliedsländer 15 Prozent beim Erdgas einsparen. Gegebenenfalls will die Kommission Einsparungen durchsetzen.

Für den Fall eines Gasnotfalls hat die EU-Kommission eine Reduzierung des Gasverbrauchs in den EU-Mitgliedsstaaten um 15 % vorgeschlagen, was zunächst auf freiwilliger Basis erfolgen soll, aber auch verpflichtend sein könnte. Die Kommission strebt im Ernstfall Sonderbefugnisse an, um noch drastischere Maßnahmen in Europa durchsetzen zu können.

Der Plan sieht laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen einen zweistufigen Prozess vor: Zunächst müssen die Mitgliedsstaaten zwischen dem 1. August 2022 und dem 31. März 2023 Einsparungen beim Gasverbrauch von öffentlicher Hand, Unternehmen und Verbrauchern erzielen. . Beispielsweise könnten Heizungen gedrosselt und die Betriebszeiten von Kernkraftwerken verlängert werden.

Die Europäische Kommission plant Sparmaßnahmen als Notfallplan für die Erdgaskrise

Markus Preiß, ARD Brüssel, Tagesschau um 14 Uhr, 20. Juli 2022

“EU-Alarm” als neues Notfalltool

Wem das nicht reicht, der will die Kommission mit einem neuen „Notfallinstrument“ anpacken und „EU-Alarm“ schlagen. Für private Haushalte und besonders schutzbedürftige Einrichtungen wie Krankenhäuser sind Vorkehrungen zu treffen. Für eine solche „Notmaßnahme“ müssten sich die Mitgliedstaaten allerdings auf eine neue Rechtsgrundlage einigen.

Von der Leyen begründete die Pläne: „Wir müssen uns auf einen möglichen kompletten Stopp der russischen Gaslieferungen vorbereiten.“ Dies ist ein mögliches Szenario.

Ein Aufruf zum gemeinsamen Handeln

In der Vergangenheit wurde festgestellt, dass Russland versucht, Druck auf die EU auszuüben, indem es die Gaslieferungen stoppt. Ein kompletter Lieferstopp würde laut von der Leyen alle EU-Staaten hart treffen, gleichzeitig betonte sie, dass die EU Schwierigkeiten bewältigen könne, wenn sie geschlossen agiere.

Er betonte, dass Solidarität unabdingbar sei. Er hofft, dass die EU-Mitgliedstaaten bereit sind, sich gegenseitig zu helfen.

Die Kommission kann den Gasnotfallplan nicht eigenständig beschließen, sondern nur den Mitgliedstaaten vorschlagen. Sie müssen mit qualifizierter Mehrheit abstimmen. Dafür müssen 15 der 27 Staaten, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren, dafür stimmen. Der Vorschlag soll am kommenden Dienstag in einem Sonderministerrat des Europäischen Rates diskutiert werden.

Erdgaslieferung nach Deutschland bei 26 Prozent

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ist der Anteil russischer Gaslieferungen nach Deutschland, der zuvor durchschnittlich 55 Prozent betrug, bis Ende Juni 2022 auf 26 Prozent gesunken, so der „Dritte Fortschrittsbericht Energiesicherheit“. Grund für den Rückgang sind auch die begrenzten Erdgaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1.

Das Ministerium erwartet, dass zusammen mit “kurzfristigen Bemühungen” von Unternehmen und Privathaushalten, den Erdgasverbrauch durch Energieeffizienz, Energieeinsparung und Elektrifizierung zu reduzieren, der Anteil der russischen Erdgaslieferungen am Erdgasverbrauch bis auf etwa 30 Prozent gesenkt werden kann Ende 2022.

Erdgas-Notfallplan: Brüssel will notfalls Einsparziele setzen

Jakob Mayr, ARD Brüssel, 20.7.2022 13:14 Uhr