Mit weißen Haaren und langem Bart – man könnte sagen ein alter Mann, weiß und männlich – malte Michael Angelos im frühen 16. Jahrhundert in seinem Werk „Die Erschaffung Adams“ Gott auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Noch heute herrscht in vielen Köpfen ein ähnliches Bild vor. Die Katholische Jugendgemeinde (KJG) in Deutschland will jetzt dagegen angehen: Künftig müssen ihre Zeitungen und Publikationen von „Gott+“ sprechen. „Die Vorstellung von Gott+ als einem alten, weißen Mann mit Bart ist theologisch mangelhaft und erschwert vielen jungen Menschen den Zugang zu Gott“, heißt es in einer Stellungnahme. Das Plus wurde auf der KJG-Nationalversammlung in Düsseldorf beschlossen. Noch ist nicht klar, wie “Gott+” sprachlich formatiert werden soll. Neben „Gott plus“ befürworten manche Mitglieder auch eine kurze Sprechpause nach dem Wort „Gott“. Diskutiert wurde auch die Schreibweise „Gott *“, wie sie bereits in anderen Konjunktionen verwendet wird. In einigen evangelischen und jüdischen Gemeinden wird anstelle des Buchstabens O das Sternchen-Symbol verwendet, also G * tt.

Etwas mehr als eine Geschlechterdimension

Warum hat sich die KJG gegen das Sternchen und für das Plus entschieden? Das sei eine schwere Entscheidung gewesen, sagte die KJG. Das Plus mache deutlich, „dass es uns nicht nur um die Geschlechterebene geht, sondern auch um viele andere Dimensionen“, sagte KJG-Bundesgeschäftsführerin Julia Niedermayer dem Nachrichtendienst der Katholischen Kirche in Deutschland. Gott muss nicht weiß oder männlich sein. In diesem Land sind wir noch nicht da. Derzeit zeigt sich die Katholische Jugend Österreichs (KJÖ) auf Nachfrage der Presse „zutiefst besorgt über eine geschlechtersensible Sprache“. „Gott in Worte zu fassen ist komplizierter, als wir es mit menschlichen Anschuldigungen verstehen können“, sagte KJÖ-Bundespräsidentin Magdalena Bachleitner. Infolgedessen ist österreichweit kein einheitlicher Beschluss gefasst worden. Mit Interesse verfolge man die Entwicklungen in Deutschland: “Wir lassen uns davon für unseren Kurs inspirieren”.