Kein schöner Anblick: «Was man da wohl alles rausfischen würde»
Spaziert man in diesen Tagen dem Reussufer entlang, zeichnet sich teilweise ein unschönes Bild ab. Die Wasserpflanzen in der Reuss sind aufgrund der warmen Temperaturen stark gewachsen. Zudem befindet sich der Wasserpegel auf einem äusserst tiefen Stand. 1 / 4 Wenig idyllischer Anblick: So zeigt sich gerade das Reussufer in Luzern. 20min/Vanessa Federli Der Wasserpegel im Vierwaldstättersee und in der Reuss ist rekordverdächtig tief. Ausserdem wachsen die Wasserpflanzen aufgrund des heissen Frühlings früher als üblich. 20min/Vanessa Federli Wenn sich viel Güsel sammelt, fischen diesen Mitarbeitende der Stadt Luzern regelmässig heraus. 20min/Vanessa Federli Schlendert man derzeit entlang des Reussufers, begleitet einen ein grüner Teppich aus Wasserpflanzen. Vor allem an der Bahnhofstrasse in der Nähe der Kapellbrücke sind die Pflanzen grossflächig sichtbar. «Was man da wohl alles rausfischen würde», bemerkt eine Touristin aus der Ostschweiz. «Das sieht ja übel aus», äussert ein Spaziergänger im Vorbeigehen. Bereits letztes Jahr sind aufgrund der warmen Temperaturen die Wasserpflanzen stark gewachsen und viel Güsel hat sich darin verfangen. «Klimawandel lässt grüssen.» Philipp Arnold, Teamleiter Gewässer bei der Dienststelle Umwelt und Energie «Wir hatten einen sehr warmen Frühling mit Temperaturen von bis zu 30 Grad im Mai. Deswegen wachsen die Wasserpflanzen früher als sonst. Anstatt erst im September ist dies bereits im Juli deutlich sichtbar», begründet Philipp Arnold, Teamleiter Gewässer bei der Dienststelle Umwelt und Energie des Kantons Luzern, auf Anfrage. Eine Gefahr für die Tiere? Im Gegenteil: Ökologisch gesehen seien die wachsenden Wasserpflanzen wertvoll. Sie dienten als Nahrungsgrundlage für die Unterwasservegetation. Und es sei absolut natürlich, dass die Wasserpflanzen derart wachsen.
Rekordverdächtig tiefer Pegelstand
Gemäss Bundesamt für Umwelt (Bafu) bewegt sich der Pegelstand des Vierwaldstättersees auf den tiefsten Wert zu, der zu dieser Jahreszeit seit 1936 gemessen wurde. So hat es deutlich weniger geregnet als sonst und der Juli dieses Jahres könnte gar der trockenste seit Messbeginn werden. Der aktuelle Wasserstand beträgt laut Bafu 433,42 Meter über Meer und ist somit knapp über dem tiefsten Wert vom Juli 2018 mit 433,31 Metern. Der Seepegel liegt fast 40 Zentimeter tiefer als im Durchschnitt zu dieser Jahreszeit. Angesichts des niedrigen Wasserpegels sind die Wasserpflanzen auch besser an der Wasseroberfläche sichtbar. Für Touristen und die Bewohnerschaft kein idyllisches Bild. Unternommen wird aber dennoch wenig. «Es kann sein, dass die Pflanzen für die Boote teilweise störend sind. Die Stadt Luzern schneidet die Wasserpflanzen aber aktuell nicht», sagt Arnold.
Regelmässige Säuberung
«Unsere Mitarbeitenden schauen regelmässig in die Reuss und kontrollieren auch die Seeufer, ob sich Abfall gesammelt hat», erklärt Thomas Schmid, Bereichsleiter des Strasseninspektorats. Wenn dies der Fall ist, fischen sie mit Fischerstiefeln und einem Feumer oder Kescher den Abfall raus. «Es kommen nach Notwendigkeit auch Boote zum Einsatz, vor allem entlang dem Seeufer», so Schmid. Es komme auch darauf an, wie schnell die Reuss fliesst. Je nachdem, bleibt der Güsel dann vermehrt in den Pflanzen hängen. Der Müll sammelt sich vor allem dort, wo der Abfluss respektive die Fliessgeschwindigkeit geringer ist. Mehr Abfall hat es aber nicht, durch die Wasserpflanzen ist er optisch einfach besser erkennbar. «Dankbar», so Schmid weiter, «sind wir allen Menschen, die Abfall in Reuss oder See zu verhindern helfen.»