Im Zeitraum von 1991 bis 2020 gab es in Landeshauptstädten im Jahresdurchschnitt zwischen neun und 23 Hitzetagen, mit Höchstwerten von über 40 Tagen. „Klimamodelle haben uns gute Vorhersagen über eine erhöhte Hitze in den letzten Jahren gegeben. Jetzt zeigen sie sehr deutlich, wie unterschiedlich die Zukunft je nach Ausmaß des globalen Klimaschutzes aussehen wird“, sagt Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung der ZAMG. Grafiken: APA/ORF.at; Quelle: ZAMG
Kein Klimaschutz: Die ZAMG zeichnet ein düsteres Szenario
„Die derzeitige Extremzahl von 40 warmen Tagen pro Jahr in Österreich wird bis zum Jahr 2100 Normalität sein, wenn die Treibhausgasemissionen weltweit unvermindert anhalten. Die Rekorde liegen dann in einem unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 warmen Tagen im Jahr. Wenn das Pariser Klimaziel erreicht wird, könnte die Zahl der warmen Tage in Österreich leicht über das aktuelle Niveau hinaus reduziert werden“, sagte Olefs. Hitze wird als Risiko noch immer unterschätzt, weil oft schwer nachzuweisen ist, ob beispielsweise ein Todesfall durch Herz-Kreislauf-Versagen oder eine Hitzewelle verursacht wurde. Zahlreiche Studien belegen laut ZAMG jedoch, dass in Europa weitaus mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Stürme, Überschwemmungen und andere Extremwetterlagen. ORF/Georg Hummer Hitze ist auch ein erhebliches Gesundheitsrisiko
Experte: Mehr Hitzetote als Verkehrstote
Die Agentur für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGES) führt in Zusammenarbeit mit der ZAMG seit mehreren Jahren ein Brunstmortalitätsmonitoring durch. „In vier der letzten zehn Jahre sind in Österreich mehr Menschen an den Folgen der Hitze gestorben als im Straßenverkehr“, sagte Olefs.
Extremer
Obwohl sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine konkrete Ursache zurückführen lassen, ist laut Weltklimarat klar, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze infolge der Klimakrise häufiger und intensiver werden. Das bedeutet: Regenfälle und Stürme werden stärker, Hitzewellen werden heißer und Dürren werden trockener. Regionale Anpassungsmaßnahmen etwa im Städtebau wie Begrünung und Verschattung an Hitzeeinwirkungen werden daher in den kommenden Jahren ebenso wichtig sein wie engagierter globaler Klimaschutz. Auch 2022 wird laut ZAMG-Prognose ein überdurchschnittlich warmes Jahr. „Österreichweit liegt die Zahl der warmen Tage bereits im Zeitraum 1961 bis 1990 über dem Durchschnitt des gesamten Jahres, und in vielen Gebieten fehlen nur noch wenige warme Tage von den Durchschnittswerten der ohnehin schon sehr heißen Klimaperiode ab 1991 bis 2020″, sagt Olefs. „Bis Ende Juli dieses Jahres sollten wir also in weiten Teilen Österreichs bereits das Ziel für warme Tage für ein ganzes Jahr erreicht haben.“
Wo es in diesem Jahr bisher die heißesten Tage gab
Die heißesten Tage in diesem Sommer gab es laut Wetterdienst des ORF in Ferlach in Kärnten – an 26 Tagen (inklusive Freitag) wurde die 30-Grad-Marke überschritten. Im Durchschnitt von 1991 bis 2020 gab es den ganzen Sommer über 23 heiße Tage. öffentliche Diskussion
Klimakrise: Wie kann man sich an die Auswirkungen anpassen?
Am Freitag verzeichnete Imst in Tirol bereits seinen 21. Hitzetag. Das ist bereits mehr als der Durchschnitt für einen ganzen Sommer in den letzten 30 Jahren (konkret: 19 Hitzetage). In den 30 Jahren davor gab es in Imst nur wenige warme Tage. Dass das mediterrane hiesige Klima voranschreitet, zeigt sich auch in diesem Jahr. Das subtropische Hoch gelangt kontinuierlich mit warmer Luft aus Nordafrika über den Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, nur vorübergehend verdrängt durch kühlere Atlantikluft.
Der Sommer 2022 dürfte zu den fünf heißesten gehören
Bisher ist dieser Sommer 1,6 Grad wärmer als im Referenzzeitraum 1991 bis 2020. Er ist auch 3,4 Grad wärmer als vor 30 Jahren. Auch wenn der August nur „normal“ ist, landet der Sommer unter den fünf heißesten der österreichischen Geschichte. Die bisher heißesten Sommer waren 2003, 2019, 2015, 2017 und 2018. Auf Wiens #Donauinsel ist es aufgrund von Hitze- und Trockenstress bereits Herbst. 🏜️ ➡️Der letzte starke Regen war vor sechs Wochen! 💧 ‼️ In einem wärmeren Klima wird für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt immer mehr Regen benötigt, da die Verdunstung zunimmt. pic.twitter.com/Puobc1FQKI – Daniel Schrott (@DanielSchrott) 22. Juli 2022 Auch die zunehmende Trockenheit wird als großes Problem gesehen – trotz vereinzelter Gewitter und Gewitter – in Wien gab es beispielsweise seit sechs Wochen keinen Starkregen mehr. Im Juni und Juli bekam Klagenfurt nur halb so viel Regen wie sonst. Österreichweit liegt der Minusniederschlag bei 15 Prozent. Auch hierzulande sind die Auswirkungen der Klimakrise zuletzt durch das Austrocknen von Seen und Bächen sowie das rasche Abschmelzen von Gletschern deutlich zu spüren.