Laut dem Magazin legen die BND-Mitschnitte nahe, dass es sich bei den Gräueltaten weder um Unfälle noch um außer Kontrolle geratene Aktionen einzelner Soldaten handelte, sondern das Material suggeriere, dass die Tötung von Zivilisten zum üblichen Vorgehen der Russen gehöre. Militär, kann Teil einer Strategie sein. Es geht darum, Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung zu verbreiten und Widerstand zu ersticken. In der Stadt Butsa wurden nach dem Abzug der russischen Armee am Wochenende ein Massengrab und mehrere auf offener Straße gefundene Leichen entdeckt. Die russische Regierung hat kategorisch bestritten, dass russische Streitkräfte für diese Kriegsverbrechen verantwortlich waren. Moskau spricht von gefälschten Fotos und Videos. Die Erkenntnisse der BND-Abhörungen könnten die Dementis aus Moskau womöglich entkräften. Detaillierte Funksprüche Im Detail sollen die Erkenntnisse des BND laut „Spiegel“ Funksprüche enthalten, die mit den Fundorten der entlang der Bundesstraße gefundenen Leichen übereinstimmen. In einem Funkspruch soll ein Soldat dem anderen mitgeteilt haben, dass er und seine Kollegen jemanden von ihrem Fahrrad aus erschossen hätten. Ein Foto einer Leiche auf ihrem Fahrrad ging um die Welt. In einem anderen Funkspruch wurde ein Mann mit den Worten zitiert: „Soldaten werden erst verhört und dann erschossen“, berichtete der Spiegel. Unterdessen reagierte der römisch-katholische Bischof von Kiew Vitalii Kryvytskyi mit Entsetzen auf die “barbarischen Taten” in Bucha und anderen Vororten der ukrainischen Hauptstadt. „Es gibt keine mögliche Entschuldigung für diese von den Russen begangenen Verbrechen. Ich bin sicher, dass alle Verantwortlichen für diese Verbrechen zu gegebener Zeit bestraft werden“, sagte er laut Kathpress der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR (Mittwoch). . Im Moment stehe die Trauer im Vordergrund, so der Bischof der Diözese Kiew-Schytomyr: „Unsere Herzen sind von Trauer gebrochen. Wir trauern um alle Opfer.“

Katastrophen, Leichen, Massengräber

In Orten wie Bucha, Irpin oder Hostomel lebten die Menschen vor dem Krieg “glücklich und friedlich”, sagte Kryvytskyi. “In einem Monat hat sich alles geändert.” Bilder aus der Umgebung von Kiew zeigten nun eine endlose Weite von Trümmern, Trümmern, Leichen und Massengräbern. Die Ukrainer seien “Opfer des Hasses”, sagte der 49-jährige Salesianer. Diese Stimmung ist in den letzten Jahren in Russland entstanden und hat der ukrainischen Bevölkerung nun tiefe Wunden zugefügt. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden, aber gleichzeitig sei weiterer Hass nicht die Lösung, betonte der Bischof. “Als Kirche müssen wir dafür sorgen, dass dieser Hass nicht in unsere Herzen eindringt.” Kryvytskyi bezeichnete eine Reise des Papstes in die Ukraine angesichts der aktuellen Kriegsphase und der anhaltenden Kämpfe als “schwierig, wenn nicht unmöglich”. Der vor dem Krieg geplante Besuch des Papstes im Land “wird möglich sein, wenn der Frieden wiederhergestellt ist, und unserem Volk große Freude und Hoffnung bringen”, sagte der römisch-katholische Bischof. Für die Ukrainer brauche es nicht nur den Wiederaufbau des Landes, sondern auch den “Wiederaufbau der Herzen”: “Ich denke, dass der Besuch des Papstes auch in dieser Hinsicht sehr wichtig sein wird”. (apa, afp)