Der Mann, dessen Berufsbezeichnung Finanzier war, war kurz vor dem russischen Bombenangriff mit seiner Frau und zwei Kindern in einem Mercedes nach Wien geflüchtet. Der 38-Jährige habe das Land verlassen dürfen, weil er wegen einer Herzerkrankung wehruntauglich sei, sagte er Richter Wolfgang Etl. Die Familie, die riesige Geldsummen und den Goldschmuck der Frau bei sich hatte, lebte eine Woche im Auto, bevor sie in einer Wohnung in der Wiener Innenstadt Zuflucht fand.
Ukrainer wurden vor dem Vorfall ausgeraubt
Am 11. März ging die Familie in die Synagoge, wo der Mann vermutlich reichlich Alkohol konsumiert hatte. Als die vier in dieser Nacht gegen 2 Uhr morgens nach Hause zurückkehrten, stellten sie fest, dass in ihr Haus eingebrochen worden war und eine Tasche mit 30.000 US-Dollar fehlte. „Ich hatte Panik“, sagte der 38-Jährige. Er schnappte sich das restliche Geld und den Goldschmuck und packte alles in den Kofferraum seines Autos, das in einer Tiefgarage in der Gonzagagasse geparkt war und „nur noch wegwollte“. Weil er das nötige Kleingeld nicht hatte, konnte er die fünf Euro Parkgebühr nicht bezahlen. “Ich hatte nur große Konten bei mir”, sagte er. Zufällig vorbeikommende junge Leute, die in Wien feiern wollten und in der Garage geparkt hatten, wollten ihm helfen. Doch der 38-Jährige zückte sein Messer, mit dem er „normalerweise Äpfel schneidet“, und hielt es dem 17-Jährigen in den Körper. Mit der anderen Hand zum Fahrkartenautomaten muss der Typ den Parkplatz für den Ukrainer bezahlen. Der Typ zahlte, weil er dachte, der Mann nehme Drogen. “Er hatte geweitete Töchter und war sehr aufgeregt.”
„Ich war wirklich in Panik“
Zudem hatte er die Jugendlichen zuvor gefragt, ob sie ihm Kokain verkaufen könnten, was der Angeklagte verneinte. Er hätte drei oder vier Gläser Whisky getrunken. Als alle die Garage verlassen hatten, der Ukrainer aber anhielt und mit seinem Auto die Straße besetzte, riefen die Jugendlichen die Polizei. „Ich habe nie wieder gegen das Gesetz verstoßen“, betonte der Angeklagte im Prozess mehrfach. “Ich war wirklich in Panik.” Auf die Frage des Richters, womit er sein Geld verdiene, sagte der Mann: „Ich habe ein ganz anderes Geschäftsmodell.“ Er vermietet Immobilien und handelt mit Edelmetallen. Bisher verdient er 20.000 bis 30.000 Dollar im Monat. Der 38-Jährige hatte die unbedingte Haftstrafe bereits verbüßt, er wurde am Dienstag freigelassen.