Der ukrainische Außenminister Kuleba hat seine Forderung nach schweren Waffen aus Deutschland erneuert. Die Ukraine zahle den Preis für die zurückhaltende deutsche Politik mit Menschenleben, sagte er in einem Interview zu Alltagsfragen.

Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba forderte die Bundesregierung zu einer raschen Entscheidung in der Frage der Waffenlieferungen auf. Dies sind historische Momente, und historische Momente erfordern schwierige Entscheidungen. Er erneuerte seine Forderung nach schweren Waffen und härteren Sanktionen wie einem Ölembargo. “Deutschland spielt in Europa eine führende Rolle”, sagte Kuleba, “und darauf bauen wir.” Die Zeit halbherziger Maßnahmen ist vorbei.

Die Bundesregierung hat lange Waffenlieferungen an die Ukraine verweigert, aber mehrere Politiker haben kürzlich signalisiert, dass auch schwere Waffen an die Ukraine geliefert werden könnten. Bundeskanzler Olaf Solz gibt sich bisher allerdings vage und zurückhaltend.

„Ich hoffe, dass Scholz eine positive Entscheidung trifft“, sagte Kuleba. Bis zum Konsens sind die Ukrainer tot und die Dörfer zerstört. „Wir zahlen den Preis mit dem Leben“, sagte er. “Wir hätten den Krieg verhindern können”, wenn Deutschland seine Haltung früher geändert hätte.

Ingo Zamberoni im Gespräch mit dem ukrainischen Außenminister Dmitry Kuleba

Tagesthemen 23:35 Uhr, 14. April 2022

“Wir dürfen nicht in der Vergangenheit graben”

Im Streit um Steinmeiers abgesagte Reise setzte sich Kuleba für eine Normalisierung der deutsch-ukrainischen Beziehungen ein. „Ich möchte nicht in der Geschichte nach Verletzungen suchen“, sagte Kuleba im Gespräch mit den tagesthemen und plädierte dafür, eine neue Seite aufzuschlagen und nach vorne zu schauen.

“Nur wenn wir vereint sind, können wir Russland besiegen und Europa schützen.” Die Zeit der halben Sachen ist vorbei. Auf die Frage, ob Steinmeier tatsächlich ungebeten sei, war Kuleba ein Ausreißer.

Streit um Steinmeier

Der Streit um Deutschlands Ukraine-Politik hatte sich zuletzt zugespitzt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollte mit den Präsidenten Polens, Lettlands, Litauens und Estlands nach Kiew reisen. Die ukrainische Regierung lehnte Steinmeiers Besuch jedoch ab und lud stattdessen Bundeskanzler Olaf Soltz ein.

Hintergrund soll Steinmeiers Politik gegenüber Russland und die Zurückhaltung Deutschlands bei Waffenlieferungen und Sanktionen sein. Kuleba sprach über eine Liste von Vorfällen, die die Beziehungen beschädigt hatten, und erwähnte insbesondere Nord Stream 2 und die Debatte über Waffenlieferungen.