Einer der bekanntesten deutschen Regisseure, Dieter Wedel, ist tot. Das teilte das Landgericht München I mit. Das Gericht wollte heute mitteilen, ob es einen Prozess gegen Wedel geben wird. Ihm wurde unter anderem Vergewaltigung vorgeworfen.
Filmemacher Dieter Wedel gestorben Er starb am 13. Juli in Hamburg, wie das Landgericht München I mitteilte, wo ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war. Ob es einen Prozess gegen Wedel geben werde, wollte das Gericht heute bekannt geben, gab aber stattdessen Wedels Tod bekannt. Nach Angaben des Gerichts ist das Verfahren gegen ihn nun abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel im März vergangenen Jahres wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt.
Regisseur Dieter Wedel ist tot
Mareike Aden, NDR, tagesschau24 11:00 Uhr, 20. Juli 2022
Anzeige wegen Vergewaltigung
Schauspielerin Jany Tempel gab an, Wedel habe sie damals in einem Luxushotel in München vergewaltigt, Wedel bestritt. Seine Anwälte sprachen bei der Anklageerhebung von Vorurteilen und verwiesen auf die Möglichkeit, dass die Anklage nicht akzeptiert werde – obwohl dies in der deutschen Justiz so gut wie nie vorkomme.
Der Anwalt des Nebenklägers Tempel hingegen klagte erst kürzlich über die Verzögerung des Verfahrens gegen den Regisseur. „Seit der Anklageerhebung sind mehr als 14 Monate vergangen“, schrieb Rechtsanwalt Alexander Stevens Mitte Mai in einer gerichtlichen Verzögerungsklage. Temple leide „sehr unter dem langen Prozess“. Er trat sogar in einen kurzen Hungerstreik, um zu protestieren, dass das Gericht so lange brauchte, um eine Entscheidung zu treffen. Bevor die Staatsanwaltschaft überhaupt Anklage erhob, hatte sie drei Jahre lang ermittelt.
Laut seinen Anwälten starb Wedel „nach langer und schwerer Krankheit“. Das Verfahren gegen ihn sei “ohne weitere Verzögerung abgeschlossen”, heißt es in dem von Peter Gauweiler und seinen Mitarbeitern verbreiteten Anwaltsschreiben. „Es gibt keinen Grund, öffentliche Spekulationen fortzusetzen“, schrieben die Anwälte – und kritisierten die Berichterstattung der Strafverfolgungsbehörden gegen ihren Mandanten: „Das Verfahren gegen unseren Mandanten wurde in den Medien zum vermeintlichen ‚Vorbild‘ einer sozialen Bewegung übertrieben.“ .
Der bekannteste Fall der deutschen #MeToo-Debatte
Öffentlich wurden die Vorwürfe gegen Wedel Anfang 2018. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen Wedel im “Zeit-Magazin”, sie in den 1990er Jahren sexuell belästigt zu haben. Wedel hatte die Vorwürfe in einer eidesstattlichen Erklärung bestritten. Der Fall wurde zum bekanntesten der 2017 begonnenen deutschen #MeToo-Debatte. Unter dem Hashtag #MeToo veröffentlichten vor allem Millionen Frauen ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen in den sozialen Netzwerken.
Über Wedels Geburtsdatum gab es zu Lebzeiten widersprüchliche Angaben. Nach aktuellen Informationen des Münchner Amtsgerichts wurde er am 12. November 1939 geboren. Zum Zeitpunkt seines Todes war er 82 Jahre alt.
Richtig durchstartete Wedel in den 1990er Jahren, mit Filmen wie „Das große Bellheim“ und TV-Miniserien wie „Der König von St. Pauli“ ist er einer der bekanntesten deutschen Regisseure. Er hat sechs Kinder von sechs Frauen, darunter einen Sohn mit der 2019 verstorbenen Hannelore Elsner. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe trat er als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurück.