Am Freitagvormittag stellte sich der Gesundheitsminister gemeinsam mit RKI-Chef Lothar Wieler den Fragen von Journalisten der Hauptstadt. Was passiert als nächstes? Was bedeutet es, sich im Herbst nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen? Und was bedeutet das für den Minister persönlich? „Das war eine herbe Niederlage“, sagte Lauterbach auf einer Bundespressekonferenz. Nach dem Bundestagsbeschluss gegen die Corona-Impfpflicht sieht Lauterbach keine Möglichkeit mehr, die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung weiter zu reduzieren. “Wir haben alles getan, was wir konnten, um die Dinge zu entspannen.” Für weitere Schritte sei „kein Platz“. Mit den derzeitigen einschränkenden Maßnahmen auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes werde das Land “den Herbst sicher nicht bewältigen können”, fügte Lauterbach hinzu. So wird beispielsweise „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ nicht funktionieren, ohne in vielen Bereichen wieder eine Maskenpflicht einzuführen. Das Gesetz muss also wieder geändert werden. Wäre eine Impfpflicht beschlossen worden, wäre wohl „mehr Freiheit im Infektionsschutzrecht“ möglich gewesen, sagte Lauterbach. Eine Impfpflicht wäre aus seiner Sicht „dringend erforderlich“. Karl Lauterbach hatte monatelang für den allgemeinen Coronavirus-Impfstoff gekämpft und einen ähnlichen Antrag im Bundestag mitformuliert. Am gestrigen Donnerstag erlebte der Gesundheitsminister seinen letzten Verlust. Um 12.44 Uhr verkündete Bundestagsvizepräsident Aydan Ogzoguz (54, SPD): Impfung fehlgeschlagen! Zum Antrag (Impfpflicht ab 60 Jahren) gab es nur 296 Ja-Anträge. Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hat insgesamt 416 Fraktionen. Gestern ist für Lauterbach keine Schande. Und ein Schlag ins Gesicht für Olaf Solz. Die Kanzlerin hatte wiederholt für eine generelle Impfpflicht gekämpft: “Ich halte sie für notwendig.”