Lindner über Fracking, längere Atomlaufzeit – und Sanktionen trotz „Bürgergeld“
Stand: 15:00 Uhr| Lesezeit: 3 Minuten
Bundesarbeitsminister Heil plant eine “deutliche Erhöhung” der Hartz-IV-Sätze
Aufgrund der hohen Inflation möchte Hubertus Heil Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen unterstützen. Arbeitsminister plant “deutliche Erhöhung” der Hartz-IV-Sätze.
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Koalitionspartner hören genau hin: FDP-Chef Christian Lindner ist in Energieversorgungsfragen, aber auch in der geplanten “Bürgerhilfe” auf Kollisionskurs mit Grünen und SPD.
Klare Worte zu Deutschlands Erdgasreserven: Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat sich für die Rücknahme des weitgehenden Fracking-Verbots ausgesprochen. Lindner warb am Mittwoch dafür, “in Europa nach Vorkommen eigener Gas- und Ölfelder zu suchen”.
Die Gasförderung durch „Fracking überall“ sei in Deutschland keine Option, sagte Lindner dem Portal ntv.de. Aber es sei „vernünftig und machbar“, Vorkommen in der Nordsee zu nutzen.
Der Bundesfinanzminister ergänzte: „Es wird auch onshore Situationen geben, in denen die Nutzung unkonventioneller Gasfelder gerechtfertigt ist.“
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Beim Fracking werden Chemikalien und Druck eingesetzt, um in Erdschichten enthaltenes Erdgas zu extrahieren. Seit 2017 ist die Ausbeutung von Gasfeldern in Schiefer- und Kohleflözen in Deutschland verboten, weil sie unter anderem als Grundwassergefährdung gilt. Vor allem in den USA wird das Verfahren intensiv genutzt, was dort zu einem massiven Anstieg der Erdgasförderung geführt hat. Auch dort wird Fracking wegen der Umweltrisiken zunehmend kontrovers diskutiert.
Laufzeiterweiterungen sollten “ernsthaft” auf dem Tisch liegen
Lindner sprach sich auch dafür aus, die Laufzeit der drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke zu verlängern. „Wir sollten in diesem Notfall nicht zu wählerisch sein“, sagte er. Atomkraft ist langfristig keine wirtschaftlich tragfähige Option. „Kurz- und mittelfristig kommt aber ernsthaft eine vorübergehende Verlängerung der Lebensdauer in Frage.“
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Lindner hat sich damit in der koalitionsinternen Debatte um Lebensverlängerungen klar positioniert. Das Finanzministerium unter Robert Habeck hat dagegen immer wieder betont, dass eine Verlängerung der Laufzeit in der aktuellen Situation nicht helfen würde und nicht machbar sei.
Diese Haltung wurde am Mittwoch von der Opposition scharf angegriffen. „Wir erkennen jedenfalls auch an, dass die Bundesregierung die Öffentlichkeit offensichtlich belogen hat“, sagte Landesgruppenleiter Alexander Dobridt am Mittwoch zum Auftakt der Sommerfrische der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberfränkischen Kloster Banz bei Bad. Staffelstein.
Dobrid betonte, dass die Laternenregierung, das Wirtschaftsministerium und das Umweltministerium wiederholt darauf hingewiesen hätten, dass keine Brennstäbe verfügbar seien. „Nun ist klar geworden, dass Lieferanten aus den USA bereits im März dieses Jahres der Bundesregierung mitgeteilt haben, dass noch in diesem Jahr Brennstäbe geliefert werden könnten.“ Dies wurde der Öffentlichkeit vorenthalten, entweder wissentlich oder weil die Minister nicht informiert worden wären.
Möglicher Koalitionsbruch auch in der Sozialpolitik
Genug Stoff für eine ernsthafte Diskussion, vor allem mit dem Koalitionspartner Bündnis 90/Die Grünen, aber auch mit den Sozialdemokraten. Darüber hinaus hat sich Lindner in dem Interview auch stark gegen den geplanten Erlass der Bürgergeldstrafe ausgesprochen. Auf die Frage, ob die derzeit geltende Aussetzung der Hartz-IV-Sanktionen auch für die Einkommen der Bürger gelten würde, sagte er: “Keineswegs.” Bei Bürgereinkommen müssen Pflichtverletzungen sanktioniert werden. Am 1. Juli trat die von der Ampelregierung beschlossene Aussetzung der Hartz-IV-Sanktionen in Kraft. Damit hatte die Koalition 2019 auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts reagiert. Lesen Sie auch Die SPD hatte in ihrem Wahlprogramm die Abschaffung “sinnloser und unwürdiger Sanktionen” versprochen, die Grünen hatten sich für eine Nicht-Sanktionsgarantie ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag einigten sich die Ampelparteien darauf, bisherige Sanktionen für ein Jahr auszusetzen.