Recherchen des Tages-Anzeigers zeigen nun: Kerimov hat seine Arbeit auch über die Schweiz gemacht. Tätowierer Wolfgang L.* (62) spielte dabei eine wichtige Rolle. Er besitzt ein Atelier in der Stadt Luzern – und überwies 2013 und 2014 insgesamt 200 Millionen Dollar an Firmen im Besitz von Suleiman Kerimov oder Mitgliedern seiner Familie.

L. weigert sich einzugreifen

L. nutzte dafür eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln und ein Dollarkonto in Lettland. Der «Tages-Anzeiger» konnte die Dokumente einsehen. Sie stammen aus einem Datenleck. In den Unterlagen wird Wolfgang L. als „wirklicher und alleiniger dinglicher Eigentümer“ der Gesellschaft bezeichnet. Mit den Millionenbewegungen wolle L. nichts zu tun haben, sagt er zu seinem Treuhänder. Nach Recherchen der Zeitung handelt es sich dabei um Nikolas T.*, einen Freund des russischen Oligarchen. T. gibt an, dass ihm die Briefkastenfirma gehörte. Über diese Firma investierte er in gemeinsame Projekte mit dem Oligarchen. Tätowierer Wolfgang L. ist nicht der einzige Bereich, in dem er in Offshore-Unternehmen involviert gewesen sein soll. «Dutzende Strohleute aus der Region Luzern sollen geholfen haben», heisst es in dem Bericht. Die meisten können direkt mit Administrator Nicolas T. kontaktiert werden. Insgesamt sollen Transaktionen im Wert von 4 Milliarden Dollar über Luzerner Intermediäre abgewickelt worden sein. Politikwissenschaftler Sergiy Kudelia: „Ohne die Unterstützung eines Oligarchen kann man keine hohe Position erreichen“ (04:10)

Keine Informationen vom Oligarchen

Die meisten Vermittler stellen auf Anfrage keine Informationen zur Verfügung. Ein Strohmann sagt, er habe mit Nicolas T. einen Vertrag unterschrieben, der ihn von jeglicher Verantwortung entbinde. Dafür bekam er 4000 Franken im Jahr. Auf dem Papier führte der Strohmann eine Briefkastenfirma, über die eine halbe Milliarde an Kerimov oder seinen Sohn ging. Manager T. sagt gegenüber dem “Tages-Anzeiger”, dass alle seine Firmen dem schweizerischen Geldwäschereigesetz unterliegen und in der Schweiz geprüft wurden. Inzwischen sind alle Briefkastenfirmen liquidiert. In den Werken hat er Kerimov nie geholfen, “Vermögenswerte zu verstecken oder zu verbergen”. Wo Kerimovs Milliarden heute sind, ist unklar. Die Anwälte des Oligarchen reagierten nicht auf solche Anfragen. (Leben)

  • Der Name hat sich geändert