Mangel an Personal und Gütern: Deshalb sitzt die Nationalbank auf 1 Billion. CHF trotz Krise
Die Bilanz der SNB ist grösser als das Schweizer BIP. Trotz Wirtschaftskrise verteilt er das Geld nicht. Personalengpässen und Lieferschwierigkeiten steht sie hilflos gegenüber. 1/8 Die Schweizer Wirtschaft leidet unter Personalmangel, Warenknappheit und Preissteigerungen. Reuters Inzwischen baut die Nationalbank ihre Bilanz deutlich aus. 20min/Matthias Spicher Über das Geld kann er jedoch nicht frei verfügen. 20min/Matthias Spicher Personalmangel, Lieferschwierigkeiten, Preiskontrollen – die Wirtschaft kämpft mit vielen Problemen. Gleichzeitig wächst die Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und übersteigt seit einem Jahr 1 Billion CHF. Auf die Schweizer Bevölkerung verteilt sind das über 115’000 Franken pro Person. «Die Bilanz der SNB ist unglaublich gross, grösser als das Bruttoinlandprodukt der Schweiz», sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, gegenüber 20 Minuten. Die SNB investiert hauptsächlich in Währungen anderer Länder (siehe Kasten). Geld weckt Wünsche. Doch darüber könne die SNB nicht beliebig verfügen, sagt Junius-Expertin J. Safra Sarasin. „Diesen SNB-Investitionen stehen viele Verbindlichkeiten gegenüber. Diese entstehen, wenn die SNB einen Franken ausgibt», sagt Junius. Aufgrund dieser Devisenkäufe blähte sich die Bilanz auf. Dies sei vor allem wegen der Billiggeldpolitik der US- und EU-Notenbanken nötig gewesen, sagt Matthias Geissbühler, Leiter Anlage bei Raiffeisen Schweiz. Die SNB habe eine zu starke Aufwertung des Frankens bekämpft, sagt SNB-Sprecher Fabio Sonderer. Die SNB machte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 26 Milliarden Franken, wovon ein Teil an Bund und Kantone ging. Laut SNB-Sprecher Sonderer strebt die SNB kein möglichst hohes Einkommen an. Die Nationalbank hat den Auftrag, die Geld- und Geldpolitik so zu gestalten, dass das Geld seinen Wert behält und die Schweizer Wirtschaft angemessen wachsen kann. Wichtiger als der Gewinn ist daher, dass die SNB die Bilanz jederzeit für geldpolitische Zwecke nutzen kann.
Die SNB wird die Zinsen wahrscheinlich bald wieder anheben
Die Nationalbank bekämpft den Preisanstieg, indem sie die Leitzinsen Mitte Juni anhebt. Dafür gibt es Lob. „Sie haben viele Marktteilnehmer mit der Zinserhöhung überrascht, aber sie haben eine vollkommen logische Entscheidung getroffen“, sagt Junius. Raiffeisen-Experte Geissbühler rechnet damit, dass die SNB den Leitzins im Herbst wieder anheben und positiv machen wird. Das ist eine gute Entwicklung. „Negativzinsen sind absurd, weil Geld keinen Wert mehr hat, was zu enormen Verzerrungen führt“, sagt Geissbühler. Sparer erhielten keine Zinsen mehr auf ihr Vermögen, während Menschen mit Aktien oder Eigentum massiv profitierten.
“Die Federal Reserve der USA und die EU lagen katastrophal falsch”
Auch Rudolf Minsch, Chefökonom der Wirtschaftsorganisation Economiesuisse, lobt: «Die SNB hat die Inflation etwas unterschätzt, aber nicht so katastrophal falsch gelegen wie die US- und EU-Notenbanken», sagt Minsch. Denn in der EU und den USA ist die Inflation mittlerweile deutlich höher als in der Schweiz. Bei Lieferschwierigkeiten hat die SNB jedoch keine Eingriffsmöglichkeiten. „Die Gründe für die Lieferengpässe liegen darin, dass China eine Null-Covid-Politik verfolgt, sich die Warenströme nach Corona noch nicht normalisiert haben und in der Ukraine Krieg herrscht“, sagt Minsch. Laut Raiffeisen-Experte Geissbühler könnte die Nationalbank mit massiven geldpolitischen Manövern und scharfen Zinserhöhungen nur die Nachfrage schwächen oder gar eine Rezession auslösen. Dann würde auch die Arbeitslosigkeit steigen, aber das wollte er natürlich nicht. Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr Mit dem täglichen Update bleiben Sie bei Ihren Lieblingsthemen auf dem Laufenden und verpassen keine News mehr zum aktuellen Weltgeschehen. Holen Sie sich täglich das Wichtigste kurz und prägnant direkt in Ihr Postfach.