In der Diskussion über Merkels Russland-Politik stellte sich die CDU-Spitze hinter die Altkanzlerin: Sie sei nicht schuld am Krieg in der Ukraine. Wadephuls stellvertretender Leiter hofft auf weitere Erklärungen. Von Kai Küstner, ARD-Hauptstadtstudio
Bei der Diskussion über mögliche Fehler in den langjährigen Beziehungen Deutschlands zu Russland rückt die Altkanzlerin zunehmend ins Rampenlicht: „Ich hoffe, dass Angela Merkel bald die Zeit und Gelegenheit findet, sich ausführlich zu ihrer Russlandpolitik zu äußern.“ CDU. der Fraktionsvorsitzende Johann Wadephul. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung machte er keinen Hehl daraus, dass er deren Politik seit langem für “im Wesentlichen richtig” halte. NDR Kai Küstner Logo des ARD-Hauptstadtstudios Auch FDP-Vizepräsident und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki forderte Merkel auf, ihre bisherige Russland-Politik zu erläutern. „Es wäre wichtig, dass die deutsche Öffentlichkeit von der Altkanzlerin lernt, wenn sie dieselbe falsche Krise bereut wie ich“, sagte er dem Spiegel. “Ob Ihre Einschätzung der politischen Entwicklungen leider von einer anderen Realität überschattet wurde.” Kubicki selbst hat zugegeben, bei seiner Einschätzung des russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Fehler gemacht zu haben.
Hinter Altkanzlerin Angela Merkel in der Russland-Debatte: CDU-Generalsekretär Mario Czaja. Bild: dpa
CDU-Generalsekretär: „Es ist Putins Krieg gegen die Ukraine“
Die CDU-Spitze verteidigt den Altkanzler ausdrücklich: „Es wäre anmaßend zu behaupten, Angela Merkel sei mitverantwortlich für den Krieg in der Ukraine“, sagte CDU-Generalsekretär Mario Czaja. “Es ist Putins Krieg gegen die Ukraine und seine kriminelle Clique im Kreml”, sagte Chaya der Nachrichtenagentur dpa. Merkels Russlandpolitik in ihrer 16-jährigen Amtszeit belastet den Neuanfang der Partei mit Friedrich Mertz an der Spitze nach der Katastrophe bei der Bundestagswahl nicht.
Der ukrainische Präsident Selenskyj bat Merkel, nach Bucha zu reisen, wo sie sich ein Bild von ihrer verfehlten Russlandpolitik machen könne. Insbesondere wirft der ukrainische Präsident Merkel vor, sein Land 2008 am Nato-Beitritt gehindert zu haben. Damals hatten vor allem Deutschland und Frankreich einen Beitritt der Ukraine nicht effektiv ausgeschlossen – aus Wertschätzung für Russland aber vehement Widerstand geleistet Integration.
Merkel will sich nicht weiter äußern
Die Altkanzlerin hatte erklärt, an ihren Beschlüssen zum Nato-Gipfel 2008 festzuhalten. Merkel hatte den russischen Angriff auf die Ukraine scharf verurteilt. Zuletzt hatte sie jedoch deutlich gemacht, dass sie sich nicht weiter öffentlich zu ihrer Russland-Politik äußern wolle.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat kürzlich Fehler eingeräumt. Der ehemalige Außenminister gilt als einer der Architekten der deutschen Russlandpolitik. Genau wie Merkel hielt sie unter anderem immer die Gaspipeline Nordtream 2 inne.
Umgang mit Russland – CDU-Spitze schützt Altkanzlerin Merkel
Kai Küstner, ARD Berlin, 9.4.2022 · 16:15