Aufgrund des Verdachts auf Salmonellen musste Ferrero verschiedene Babyschokoladenprodukte vom Markt nehmen. Das ärgert viele Eltern: Ängstliche Anrufe bei Kinderärzten und Krankenhäusern werden zur Belastung.
1/9 Keime in Kinderschokolade. Dies ist besonders gefährlich für Kinder. IMAGO / Belgien Bei Salmonellen erkrankten Kindern mit schweren Symptomen müssen Eltern schnell reagieren, sonst droht der Kreislauf zu entgleisen. 20min / News-Scouting Kinder brauchen dringend Flüssigkeit. 20 Minuten / Marco Zanger
In einer Fabrik des Süßwarenriesen Ferrero ereignete sich ein Salmonellenvorfall. Inzwischen mussten Kinderschokoladen-Produkte in verschiedenen Ländern aus dem Sortiment genommen werden – auch der Schweizer Detailhandel reagierte. Das verärgert die Verbraucher: Viele Krankenhäuser und Ärzte bestätigen, dass gerade jetzt viele besorgte Eltern anrufen, weil ihre Kinder erbrechen oder Durchfall haben. Die Pointe ist jedoch klar: In den allermeisten Fällen haben diese Symptome trotz des Verzehrs von Babyschokolade nichts mit Salmonellen zu tun.
Obwohl Schokoladenhersteller Ferrero offenbar seit Monaten wusste, dass in einer Fabrik Salmonellen gefunden wurden, geschah nichts. Als in Großbritannien mehrere Kinder erkrankten, begann ein großer Rückruf von Kinderschokoladenprodukten. Coop und Migros haben derweil alle Bestände von 13 «Baby»-Produkten aus den Regalen genommen. Die Meldungen machten europaweit Schlagzeilen – und sorgten bei vielen Eltern für Verunsicherung. “Kritikmeldungen bereiten uns immer eine riesige Mehrarbeit”, sagte eine Pflegekraft in einer kantonalen Notaufnahme am Montag. Die Post kam 20 Minuten vor 3 Uhr morgens, also musste die Krankenschwester die zehnte Geschichte von besorgten Eltern hören, dass ihre Kinder Überraschungseier gegessen hatten.
„Die Begeisterung für Salmonellen ist groß“
Damit steht sie offenbar nicht allein: Simon Fluri, Kinderarzt am Kantonsspital Wallis, sagt: «Das Thema Salmonellen in Babyschokolade ist derzeit sehr unsicher und hat für viel Verunsicherung gesorgt.» Fluri sieht dafür viele Gründe: „Es ist ein sehr beliebtes Produkt, gerade bei Kindern. „Wenn die Eltern oder Großeltern dem Kind eine Freude machen wollten und ihm Babyschokolade gekauft und am nächsten Tag in der Zeitung gelesen haben, dass es sich womöglich mit Salmonellen angesteckt haben könnte, ist die Aufregung verständlich.“ Zudem kursieren laut Fluri aufgrund der Aufhebung der Massnahmen gegen das Coronavirus hochansteckende Krankheiten wie Magen-Darm-Erkrankungen: «Viele Kinder haben derzeit Bauchschmerzen, Übelkeit oder müssen sich oft übergeben. „Das hat natürlich meist nichts mit Salmonellen zu tun, aber die Tatsache, dass diese Krankheiten derzeit kursieren, sorgt für zusätzliche Verunsicherung.“ Am Kantonsspital in Valle wurden bereits einige Verdachtsfälle genauer untersucht: «Wenn ein Kind tatsächlich schwerere oder länger andauernde Symptome hat und vorher Babyschokolade gegessen hat, gehen wir der Sache nach.» Bisher ist jedoch noch kein Fall einer Salmonellenvergiftung nach dem Verzehr von Babyschokolade bekannt geworden.
“Symptome klingen normalerweise nach zwei Tagen ab”
Auch Toxinfo.ch erhielt mehrere Anrufe zu diesem Thema. Das passiert immer wieder bei Rückrufaktionen. «Dann versuchen wir den Eltern zu sagen, dass es ganz andere Gründe haben kann, warum ihr Kind Bauchschmerzen oder Durchfall hat – auch wenn sie nur Babyschokolade gegessen haben», sagt Colette Degrandi, Ärztin bei Tox Info Suisse. Auch Bojan Josifovic, Kommunikationsverantwortlicher des Zürcher Kinderspitals, gibt eigentlich keinen Anlass zur Sorge: «Die Magengrippe ist viel häufiger als Salmonellen», sagt er. Die Symptome sind ähnlich, insbesondere Durchfall und Erbrechen. „Die Symptome klingen normalerweise innerhalb von ein oder zwei Tagen ab, selbst bei Salmonellen. „Viel Flüssigkeitszufuhr ist wichtig“, sagt Joifovic. Die ärztliche Untersuchung ist nur indiziert, wenn die Beschwerden länger anhalten oder sich der Zustand des Kindes verschlechtert.