Seitdem ist die Gruppe junger Rechtsextremer bundesweit bekannt. Das hindert sie natürlich nicht daran, ein Postfinance-Konto zu haben! Junge Tat ruft derzeit über den SMS-Dienst Telegram zu Spenden auf. Die angegebene IBAN führt direkt zu einem Postfinance-Konto. Auf den sozialen Kanälen spricht die Gruppe von Überfremdung und „Migrationskriminalität“. Die Fotos im Telegram zeigen die jungen Männer teilweise maskiert und in Kampfstellung.
Online-Antrag gegen Postfinance
Es ist nicht das erste Mal, dass Postfinance Schlagzeilen macht, weil sie Geld für die rechtsextreme Gruppe sammelt: Anfang dieses Jahres hat auch der Österreicher Martin Sellner, 33, Führer der rechtsextremen Identitären Bewegung, ein Postfinance-Konto gespendet. Die Bank hat ihn wenig später rausgeschmissen. Dass Rechtsextreme Konten bei der Postfinance unterhalten, hat linke Aktivistenkreise verärgert: Sie haben auf der Kampagnenplattform Campax eine Online-Bewerbung lanciert. Sie fordern Postfinance auf, Konten von Junge Tat “sofort zu sperren und zu schließen”. Solche Accounts seien “der Nährboden für Neonazi-Strukturen in der Schweiz”, heißt es in dem Bericht. Die Online-Bewerbung hat bereits mehr als 2000 Unterschriften gesammelt. Die Kampagne startete mit dem Offenen Antifaschistischen Treffen (OAT) von Basel und der Antifa. Die Forderungen der Organisationen gegenüber Postfinance sind scharf: «Es scheint, dass die Neonazis ungehindert bei Postfinance einsteigen können und vorerst in Ruhe gelassen werden. Postfinance scheint keine Maßnahmen zu ergreifen, um festzustellen, welche Personen oder Gruppen bei ihnen Konten eröffnen.
Wurde das Konto bald gelöscht?
Blick konfrontiert Postfinance mit diesen Vorwürfen. Zu Einzelfällen kann er sich nicht äußern. Stichwort Bankkundengeheimnis. Generell stellt Postfinance mit Nachdruck fest: «Wir distanzieren uns von praktisch allen extremistischen Bewegungen und Gruppierungen.» Jeder Schweizer Bürger kann beim Finanzinstitut Post ein Konto eröffnen. Sie wird in der Grundordnung bestimmt. Im Rahmen ihres Betreuungsauftrags prüft Postfinance laufend, «ob eine Geschäftsbeziehung aufrechterhalten werden kann oder beendet werden soll». Ob jemand ein Neonazi ist, ist meist nicht leicht zu erkennen. Auch wenn das Konto im Namen des Vereins eröffnet wird, werden die Hintergründe oft verdeckt. Postfinance prüft die Statuten des Vereins. Von Neonazis, Rechtsextremismus oder Nationalsozialismus soll im Fall der Jungen Tat jedoch keine Rede sein. Eher versteckt sich die Gruppe hinter Begriffen wie „nachhaltige Heimat“, „patriotischer Aktivismus“ oder „Freiheit“ – genauso wie auf ihren Social-Media-Profilen. Nachdem der Fall öffentlich geworden ist, dürfte das Spendenkonto der Jungen Tat bald von der Postfinance ausgeschlossen werden. Sie können sicher sein, dass „die Beziehung zum Kunden bereits beendet ist oder sofort beendet wird“, wenn die Angaben im Online-Bericht stimmen. Bis dahin gehen die Spenden aber weiterhin auf das Postfinance-Konto von Junge Tat. Sie werden für einen “Solidaritätsfonds” verwendet. Die Neonazis schreiben in dem Telegram, ihre Mitglieder seien kürzlich Opfer von „linksextremen Angriffen“ geworden.