Aber was genau sind NFTs? „Sie dienen dazu, die Transaktion von ‚digitalen Prototypen‘ nachzuverfolgen“, erklärt Gerhard Laga, Vorstandsmitglied des Vereins „AUSTRIAPRO“ bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Im Gegensatz zu Kryptowährungen sind sie nicht handelbar (nicht austauschbar) und existieren nur einmal. NFTs nutzen Blockchain, eine Art dezentrale Datenbank, die den Besitz nachverfolgt. Die Ethereum-Blockchain wird hauptsächlich mit der Zahlungsmethode Ether (ETH) verwendet. „Wir stehen mit NFTs und ‚Use Cases‘ erst am Anfang, aber sie sind mögliche Anwendungen für alle wertvollen Waren oder Dienstleistungen“, sagt Laga. Ein Ausschnitt aus dem Kunstwerk “Der Kuss” von Gustav Klimt” als NFT. artèQ – © artèQ NFTs erregten im März letzten Jahres große öffentliche Aufmerksamkeit, als das Londoner Auktionshaus Christie’s zum ersten Mal ein NFT-Kunstwerk versteigerte. Der Digital-Collage-Künstler „Beeple“ spielte 69 Millionen Dollar ein.
Unterricht im freien Fall
Nun stellt sich die Frage, ob digitale Güter als nachhaltige Geldanlage oder nur als kurze Boomphase betrachtet werden können. Daten der Analyseplattform „Dune“ sprechen aus heutiger Sicht für Letzteres. Zu Spitzenzeiten Anfang des Jahres überstieg das tägliche NFT-Handelsvolumen auf sieben großen digitalen Märkten 1 Milliarde US-Dollar. Anfang Juli betrug das Handelsvolumen 20 bis 30 Millionen USD pro Tag. Ein Faktor für den Nachfragerückgang: der Preisverfall von Ether. Das Allzeithoch im vergangenen November, als ein Ether mehr als 4.800 US-Dollar wert war, ist derzeit in weiter Ferne. Derzeit können Sie ETH für knapp 1.500 US-Dollar erhalten. Ein Minus von rund 70 Prozent.
Aus diesem Grund gilt auch der Preis von NFTs als sehr volatil. Belvedere legte zu Projektbeginn einen Stückpreis von 1.850 Euro fest. Auf dem Digitalmarkt „OpenSea“ hat man in den letzten 90 Tagen durchschnittlich 0,4 Ether für digitale „Kiss Quotes“ bezahlt, was umgerechnet etwa 600 Euro entspricht. ÖFB-NFTs waren zum Start für 200 Euro erhältlich. Der 90-Tage-Durchschnitt liegt derzeit bei rund 158 Euro. „Genau deshalb sagen NFT-Enthusiasten, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um einzusteigen, weil die Kosten in Euro entsprechend gesunken sind“, sagt Laga.
Die EU strebt eine Regulierung an
Nach den jüngsten Marktturbulenzen war die Europäische Union Anfang Juli die erste große Wirtschaftsregion, die einer Regulierung von Kryptowährungen zustimmte. Das Markets in Crypto Assets (MiCA) Framework soll Ende 2023 in Kraft treten und Verbraucher vor Risiken im Zusammenhang mit Krypto-Assets schützen. „Ob und wie NFTs von diesen Regelungen erfasst werden, ist noch offen, da NFTs darin nicht ausdrücklich erwähnt werden“, sagt Laga. Kryptowährungen werden aber nicht nur wegen betrügerischer Praktiken und Geldwäsche kritisiert, auch ökologische Faktoren spielen eine Rolle. Nach Bitcoin ist Ether der zweitgrößte Energieverbraucher im Krypto-Raum. Die kryptokritische Website Digiconomist schätzt, dass Ethereum mehr als 50 Terawattstunden Strom pro Jahr verbraucht, vergleichbar mit dem Verbrauch eines Landes wie Rumänien. Grund dafür sind komplexe, von Computern durchgeführte Berechnungen, die die Sicherheit und Unveränderlichkeit der jeweiligen Blockchain gewährleisten sollen. „Diese Kritik wurde in der Blockchain-Community ernst genommen. Die Ethereum-Blockchain befindet sich derzeit in einem Umstellungsprozess, bei dem der ‚Proof-of-Work‘-Prozess in den ‚Proof-of-Stake‘-Prozess der Ressourceneinsparung übergeht“, stellt Laga fest. Damit könne der Stromverbrauch um bis zu 99,95 Prozent gesenkt werden, sagt Marcus Dapp, Forschungsleiter beim Krypto-Dienstleister Bitcoin Suisse. Das Handeln und Spekulieren mit NFTs ist jedenfalls nicht der einzige Reiz des Themas. Der ÖFB belohnt NFT-Besitzer unter anderem mit Tickets oder Meet and Greets mit Spielern. Das Museum Belvedere bedankt sich bei NFT-Inhabern mit kostenlosen Jahreskarten. Und wie beim Sammeln im „echten Leben“ steht auch in der digitalen Welt die individuelle Wertstiftung im Vordergrund. Ob NFTs – geprägt von Hype und ähnlichen internationalen Trends – sich als rentable Investition oder als kurzfristiger Boom erweisen, bleibt abzuwarten, sagt Laga.