Von: George Anastasiadis Aufteilung Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur, kommentiert Putins Drohungen im Gasstreit und die Reaktion der Bundesregierung. © Alexander Zemlianichenko/Pool AP/dpa/Klaus Haag An diesem Montag dreht Deutschland den Gashahn für Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream I zu – taucht sie in ein paar Tagen wieder auf? Die Bundesregierung befürchtet das Schlimmste. Kommentar von Georgios Anastasiadis. Im Ukrainekrieg wird aus vollen Rohren geschossen. Und Putins Raketen schlagen – zumindest propagandistisch – jeden Tag bedrohlicher in Deutschland ein. Der Kreml-Gouverneur sagt “katastrophale Folgen” voraus, wenn die Sanktionen andauern. In wenigen Tagen wird sich zeigen, ob die Drohgebärden wegen der jetzt beginnenden Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream I nur das Vorgeplänkel in einem noch umfassenderen Gaskrieg zwischen Russland und Deutschland waren. In Berlin befürchten die Menschen das Schlimmste. “Unsere Eingeweide lassen wir uns nicht abkaufen”, beteuerte die Kanzlerin trotzig. Wirklich?
Sicherheit war in der Geschichte der Menschheit noch nie umsonst verfügbar
Putin weiß, wo er vermögensverwöhnte Deutsche ausnutzen kann. Sie waren die Profitmaximierer der Globalisierung, redeten immer über Ethik und ergaben sich gleichzeitig den menschenverachtenden Regimen von Moskau und Peking. Bis heute wollen sich viele nicht eingestehen, dass Sorglosigkeit ihren Preis hat und Sicherheit nie in der Menschheitsgeschichte frei verfügbar war. Sie fühlen sich vom ukrainischen Freiheitskampf beunruhigt. Und die Ärmeren fragen sich nicht ohne Grund, ob sie jetzt die Rechnung für die Party bezahlen müssen. AfD und Linke fordern bereits dreist, die Ukraine auf dem Altar eines diktierten Friedens mit Putin zu opfern, und in München werden bereits die großen Geschütze eingesetzt. Markus Söder wirft der Regierung vor, ihren Auftrag „für warme Wohnungen, Energie und bezahlbare Lebensmittel zu sorgen“ faktisch verfehlt zu haben. Das ist mutig, schließlich waren es 16 Jahre unionsgeführter Regierungen, die das Land in diesen Zustand gebracht haben, und Bayern war Vorreiter beim Atomausstieg und anderem Unsinn. Doch der CSU-Chef hofft, dass die Bürger jetzt nach einem (anderen) Sündenbock suchen, da das unhaltbar gewordene deutsche Geschäftsmodell zusammenbricht und das vom Philosophenkönig Habeck prophezeite “Leiden” beginnt.