Eine Woche zwischen der ersten und zweiten Auszahlung

Draghi wollte bereits am vergangenen Donnerstag zurücktreten, als die populistische Regierungspartei Fünf-Sterne-Bewegung dem Senat bei der Abstimmung über ein milliardenschweres Hilfspaket kein Vertrauen aussprach. Mattarella lehnte das Angebot jedoch ab. Stattdessen sollte sich Draghi am Mittwoch im Senat und am Donnerstag im Repräsentantenhaus zur Regierungskrise äußern. Im Senat jedoch erntete der überparteiliche Banker am Mittwochnachmittag ein grausames Lächeln, als drei seiner Regierungsparteien seiner Regierung das Misstrauen aussprachen. Obwohl sie die Abstimmung mit 95 zu 38 Stimmen gewann, erhielt sie nicht die breite Zustimmung, die sie für einen neuen „Vertrauenspakt“ angestrebt hatte. Italien rutscht weiter ins politische Chaos. Am Morgen reagierten die Märkte mit einer rückläufigen Bewegung auf das Risiko politischer Instabilität in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU. Der Mailänder Aktienmarkt war derweil zwei Prozent im Minus. Das überschuldete Italien könnte somit eine Gefahr für die EU und den Euro darstellen, der unter Druck geraten könnte. Mattarellas Entscheidung könnte schwerwiegende Folgen für Italien haben. Vorgezogene Neuwahlen würden zunächst einen politischen Stillstand bedeuten und Instabilität in Italien, aber auch in Europa verursachen. Das Parlament sollte wirklich auf weitere Reformen drängen, um Corona-Wiederbelebungsmittel in Milliardenhöhe aus Brüssel zu sichern.

Ein Mitte-Rechts-Block mit Mehrheit?

Außerdem muss das Budget für 2023 geplant werden, was in der italienischen Politikszene traditionell für viel Streit sorgt. Laut Meinungsumfragen könnte die Wahl auch die politische Landschaft deutlich verändern. Derzeit führt die rechtsextreme Oppositionspartei Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni. Zusammen mit der rechten Liga und der konservativen Forza Italia könnte der Mitte-Rechts-Block so eine große Zahl von Menschen und am Ende vielleicht eine parlamentarische Mehrheit hinter sich vereinen.