Berlin.  Die Anhebung der Renten führt dazu, dass Zehntausende Rentner erstmals Steuern auf ihre Gehälter zahlen.  Das Finanzministerium kassiert Millionen. 			

Millionen von Rentnern können in diesem Jahr mit einer enormen Erhöhung der Renten rechnen Für einige von ihnen hat die Anhebung der Renten aber auch Nachteile Sie werden steuerpflichtig: Lesen Sie hier, was das genau bedeutet

Die geschätzten 21 Millionen Rentner in Deutschland dürfen sich in diesem Jahr über eine Rekordsteigerung ihrer Einzahlungen freuen. Bis zur Jahresmitte steigen die gesetzlichen Altersrenten im Westen um 5,35 Prozent und im Osten um 6,12 Prozent. Es ist die höchste Anpassung seit dem Jahr 2000. Und sie ist viel stärker als ursprünglich erwartet. Zunächst einmal ist die Anhebung der Renten eine gute Nachricht für Rentner, insbesondere nach dem Einfrieren der Corona-bedingten Renten im Westen und dem Mini-Plus im Osten im vergangenen Jahr. Für einen Rentner mit 1000 Euro brutto im Monat bedeutet die Erhöhung ab dem 1. Juli 53,50 Euro mehr im Monat. In Ostdeutschland ist es ein Plus von 61,20 Euro. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass das erwartete Rekordplus den Menschen im Alltag weniger bringen wird, als sie erwarten würden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Auf der einen Seite steht die ebenfalls rekordverdächtige Inflation, die durch den massiven Anstieg der Energiepreise angeheizt wird.

Rentner sind trotz steigender Energiepreise von der pauschalen Steuerentlastung befreit

Auch die Preise vieler Lebensmittel sind zuletzt gestiegen. In der Folge wird der Rentenanstieg durch den Kaufkraftverlust und die Inflation wieder aufgezehrt. Die Stimmung in der älteren Generation ist derzeit ohnehin schlecht. Denn sie ist teilweise vom Hilfspaket der Ampelregierung ausgenommen – anders als Millionen Arbeitnehmer. Während letztere als Ausgleich für die gestiegenen Strom- und Gaspreise einen steuerpflichtigen Energiezuschuss von 300 Euro vom Staat erhalten, bekommt die große Mehrheit der Rentner nichts. Nur die wenigen, die weiterhin steuerpflichtige Arbeit in der Rente halten. Der Rest muss Preissteigerungen im täglichen Leben aus eigener Tasche kompensieren. Viele ältere Menschen – vor allem die mit einer kleinen Rente – empfinden das als große Ungerechtigkeit. Sie sind auch von hohen Energiekosten betroffen.

Zehntausende Renten werden erstmals seit der Erhöhung besteuert

Nun gibt es noch etwas, das bei Zehntausenden von Rentnern für zusätzliche Unzufriedenheit sorgen dürfte. Denn mit der Rentenerhöhung überschreiten manche Rentner erstmals die Grenze, ab der Renten zu versteuern sind. Dies ist der Fall, wenn der Jahresfreibetrag überschritten wird.

2022 beträgt sie 9.984 Euro für Alleinstehende und 19.968 Euro für Verheiratete. Ist die Rente höher, greift das Finanzministerium ein. Und dies ist das erste Mal seit der jüngsten Rentenerhöhung, dass Zehntausende dies tun. Anders gesagt: Auf das Rentenplus folgt das Steuerminus.

Nach der Erhöhung im Sommer werden etwa 103.000 Rentner erstmals besteuert. Das geht aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine kleine Anfrage der Linken im Bundestag hervor. Unsere Autoren haben die Antwort.

Die Besteuerung der Renten bringt dem Staat über 730 Millionen Euro ein

Damit kommen der Staatskasse laut Ministerium mindestens 730 Millionen Euro zusätzlich zugute. Die Gesamtzahl der steuerpflichtigen Renten nach der Anhebung beläuft sich nach Angaben des Finanzministeriums auf fast sechs Millionen. Es ist ein neuer Rekord. Bei einer monatlichen Rente von beispielsweise 1200 Euro werden künftig etwa 10 % der Einkommensteuererhöhung abgezogen. Bei einem Gehalt von 1500 Euro sind das rund 14 Prozent der Rente plus. Wer eine monatliche Bruttorente von 2000 Euro bezieht, muss auf den Erhöhungsbetrag mehr als 17 Prozent versteuern. Reservierungen für Krankenversicherung und Pflege werden separat hinzugefügt. Diese Entwicklung verwundert nicht, da das Rentenbesteuerungssystem derzeit umstrukturiert wird. Während bis vor wenigen Jahren die Rentenbeiträge der Versicherten besteuert wurden, werden ab 2040 die zu leistenden Zahlungen zu 100 % besteuert. In den Jahren des gleitenden Übergangs erhöht sich der steuerpflichtige Rentenanteil jedes Jahr. 2022 werden 82 % besteuert. Entscheidend ist der Zeitpunkt Ihrer Pensionierung. ————————————————– — Rente in Deutschland – Fakten und Geschichte

System: Die gesetzliche Rente funktioniert nach dem Äquivalenz- und Solidaritätsprinzip. Rentenarten: Es gibt noch die Grund-, die Invaliden- und die Hinterbliebenenrente. Ausnahmen: Die überwiegende Mehrheit der Selbständigen und Selbstständigen ist von der Versicherungspflicht befreit. Finanzierung: Die gesetzliche Rente in Deutschland wird grundsätzlich umlagefinanziert. Probleme: Die Probleme der Unterfinanzierung ergeben sich vor allem aus der wachsenden Bevölkerung in Deutschland. Drei Säulen: Die Altersvorsorge in Deutschland ruht auf drei Säulen. Dazu gehören die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. Herkunft: Offiziell eingeführt am 22. Juli 1889 unter Reichskanzler Otto von Bismarck.

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Auch wenn der schrittweise Systemwechsel nicht neu ist, werden sich viele betroffene Senioren dennoch ärgern, wenn sie erstmals von der Besteuerung betroffen sind. Denn damit kommen neben den aktuellen Kaufkraftverlusten nun auch steuerliche Abzüge hinzu. Der Anstieg der Renten fällt also deutlich geringer aus. “Rentner sind doppelt geizig”, sagt der linke Sozialpolitiker und DDR-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann. „Dass sie keinen Energiekostenzuschuss von 300 Euro erhalten, ist nicht hinnehmbar und grenzt an Altersdiskriminierung“, sagte er unserer Redaktion. Die Erhöhung der Renten ist nichts anderes als ein Inflationsausgleich. „Gleichzeitig rutschen mehr als 100.000 Rentner in die Besteuerung ab. „Ostrentner sind davon überproportional betroffen“, kritisierte Pellmann. Angesichts dieser Entwicklung forderte der Linken-Politiker, dass die Energiekostenpauschale auch an Rentner gezahlt werde. „Kleine und mittlere Renten sollten steuerbefreit sein, insbesondere angesichts steigender Preise“, sagte Pelman. Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.

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