Grund für die Turbulenzen sind die fehlenden russischen Gaslieferungen. Uniper muss teureres Gas am Markt kaufen, um seine Verträge zu erfüllen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Laut Konzernchef Klaus-Dieter Maubach sieht sich Uniper täglich mit Kapitalabflüssen in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe konfrontiert. Das Unternehmen hat in der vergangenen Woche auch mit der Entnahme von Erdgas aus eigenen Speicherkapazitäten begonnen. Dies geschieht auch aus Liquiditätsgründen und zur Vertragserfüllung. Uniper ist durch eine Abspaltung des Energiekonzerns E.On entstanden und umfasst die konventionelle Kohle- und Erdgasverstromung sowie den Energiehandel. Seit März 2020 befindet sich das Unternehmen mehrheitlich im Besitz des staatlichen finnischen Energiekonzerns Fortum. Allerdings sind die Finnen nicht bereit, Uniper neue Mittel zur Verfügung zu stellen, also muss jetzt die Regierung in Berlin einspringen.
Wandelanleihe
Der Staat zahlt 267 Millionen Euro für den 30-Prozent-Anteil von Uniper und zeichnet eine obligatorische Wandelanleihe in Höhe von 7,7 Milliarden Euro, die später in echtes Eigenkapital umgewandelt wird. Der Preis der neuen Aktien beträgt mit 1,70 € je Stück weniger als ein Fünftel des Börsenpreises. Die Uniper-Aktie stieg zunächst um 4 Prozent auf 11 Euro, drehte dann aber ins Minus und verlor rund 14 Prozent auf 9 Euro. Wie bei der Rettung der Lufthansa in der Corona-Krise kann der Staat dann später finanziell von der Erholung des Unternehmens profitieren. Fortum kann die der deutschen Tochter gewährten Darlehen in Pflichtwandelanleihen von bis zu 4 Milliarden Euro tauschen. Fortum hatte weitere finanzielle Unterstützung von Uniper abgelehnt, die damit drohte, das Investment-Grade-Rating des Unternehmens von S&P zu verlieren. Insgesamt stehen Uniper Kredite der KfW in Höhe von 9 Mrd. EUR zur Verfügung. Notfalls könnte die Staatsbank auch mehr Geld nachschießen, wenn Uniper beim Gaseinkauf mehr als 7 Milliarden Euro Verlust mache. Die EU-Kommission muss dem Rettungspaket noch zustimmen. Auch Uniper muss sich seinen Aktionären zu einer außerordentlichen Hauptversammlung anschließen. Sie müssen der Erhöhung des Sparkapitals zustimmen. Fortum betonte, dass der Konzern auch nach dem Beitritt der Bundesregierung Mehrheitsaktionär von Uniper bleiben werde. Der Anteil von Fortum an Uniper von derzeit 80 % wird mit der ersten Kapitalzuführung auf 56 % reduziert. „Fortum bleibt damit Mehrheitsgesellschafter und wird Uniper auch weiterhin als Tochterunternehmen konsolidieren“, teilte der mehrheitlich vom finnischen Staat kontrollierte Konzern mit. „Wir erleben eine beispiellose Energiekrise, die drastische Maßnahmen erfordert“, sagte Fortum-CEO Markus Rauramo. Für Fortum sei zudem wichtig zu betonen, „dass die nun gefundene Lösung kein zusätzliches Kapital von Fortum über die bereits (für Uniper) vorgesehenen acht Milliarden Euro hinaus erfordert.