Deutschland stöhnt weiterhin unter extrem hohen Temperaturen: In Baden-Württemberg war es 40,3 Grad so hoch wie noch nie. Auch andere Länder erreichten neue Höchststände. Abkühlung ist sichtbar – aber auch starke Stürme.
In mehreren Bundesländern wurden am Mittwoch die höchsten Temperaturwerte seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen gemessen. Die heißeste Zeit war um 15:30 Uhr. in Bad Mergentheim-Neunkirchen mit 40,3 Grad, wie ein Vertreter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. Damit wurde die bisherige Höchsttemperatur für Baden-Württemberg von 40,2 Grad im August 2003, die damals in Freiburg gemessen wurde, eingestellt.
Gleichzeitig wurde in Deutschland erst zum zehnten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen eine Temperatur über 40 Grad gemessen – letztmals im Jahr 2019.
Die Auswirkungen der Hitze in Deutschland
Heiko Neumann, HR, Tagesschau um 14:00 Uhr, 20.07.2022
Mehrere Länder messen Höchstwerte
Auch in anderen Bundesländern war es sehr heiß. Der höchste Wert für Niedersachsen wurde um 15:20 Uhr gemessen. mit 39,8 Punkten in Uelzen. Ähnlich heiß war es in Huy-Pabstorf in Sachsen-Anhalt – für beide Länder war es die höchste je gemessene Temperatur. Mit 39,7 Grad in Hamburg Neuwiedenthal und 38,4 Grad in Krambek in Schleswig-Holstein wurden auch vorläufige Landeshöchststände verzeichnet.
Netzkabel können Hitze nicht standhalten
Die Hitze schmolz die Ummantelung von Stromkabeln in Baden-Baden, Baden-Württemberg, und führte zu einem flächendeckenden Stromausfall. Das teilten die Stadtwerke mit. Das hatte der SWR zuvor berichtet. Etwa 10.000 Menschen waren betroffen, auch Notruf und Ampel fielen aus.
Laut der Website der Stadtwerke wurde auch das Internet in der ganzen Stadt unterbrochen. Die Sprecherin sagte, man arbeite stetig daran, das Problem vollständig zu lösen.
Der Hitze trotzen: Kommunale Lösungsansätze
Jan Koch, WDR, Tagesthemen 22:30 Uhr, 19. Juli 2022
Berlin unterstützt Hitze-Erste-Hilfe-Notunterkunft
Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping hat die erste Hitzenotunterkunft der Stadt eröffnet. Die Sozialverwaltung des Senats unterstütze die Einrichtung mit 100.000 Euro, sagte Kipping in der Anlaufstelle für Wohnungslose an heißen Tagen. Träger des Projektmodells ist der Internationale Bund (IB). In der Notunterkunft im Stadtteil Schöneberg können sich nach Angaben der Sozialverwaltung täglich von 10 bis 20 Uhr bis zu 30 Obdachlose aufhalten, duschen und ausruhen. Dort erhielten sie Essen und Trinken sowie Kleidung und Sonnenschutzmittel.
Der Bundesverband Lebenshilfe kritisiert, dass Menschen mit Behinderungen oft nicht ausreichend vor Hitze geschützt seien. Das liegt unter anderem daran, dass sie in Gebäuden leben und arbeiten, die nicht gut gegen Hitze isoliert sind. Hitzeschutz sei wichtig, weil Menschen mit geistiger Behinderung die Gefahren von Hitze und Sonnenlicht manchmal ignorieren oder Verhaltensregeln nicht selbstständig einhalten können, sagte Jeanne Nicklas-Faust, Bundesgeschäftsführerin der Lebenshilfe.
Auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, forderte eine stärkere Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen in der Debatte um Hitzeschutzkonzepte. Auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es eine Rubrik „Sommersicher“. Aber die entsprechenden Informationen in Klartext und Gebärdensprache fehlten. Aufgrund zunehmender Extremwetterereignisse warnen Mediziner vor vielen Hitzetoten bei künftigen Hitzewellen.
Ein Sturm nähert sich
Am Donnerstag soll es bundesweit etwas abkühlen. Laut DWD-Prognose kommt es ab dem Nachmittag vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands zu Unwettern mit „lokalem Unwetter“. Besonders betroffen ist die Südhälfte Baden-Württembergs. Starkregen, starke Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern und größerer Hagel können auftreten.
Nach Angaben des DWD sollen sich die Unwetter in der Nacht zum Donnerstag auf den Nordosten ausdehnen. Dort kann es mehrere Stunden lang zu heftigen Regenfällen kommen. Insgesamt werden die Stürme am Donnerstag nachlassen.
vielerorts brennt es
Bei zahlreichen Bränden in ganz Deutschland wurden mehrere Menschen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen verletzt und mussten nach Angaben von Polizei und Feuerwehr in Krankenhäuser gebracht werden. Es bestand keine Lebensgefahr. Ein Feuer breitete sich am Dienstagnachmittag auf einen Bauernhof bei Alsdorf bei Aachen aus. Bei diesem Einsatz wurden sieben Menschen meist leicht verletzt, zwei Feuerwehrleute mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Nach Angaben der örtlichen Feuerwehr im baden-württembergischen Kronau erlitt ein Feuerwehrmann bei einem Feldbrand eine Rauchvergiftung und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Im nordrhein-westfälischen Henef war die Feuerwehr am Dienstagnachmittag zu einem größeren Waldbrand in der Nähe eines Geländes der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Einsatz, dessen Brandfahne kilometerweit sichtbar war.
Wieder große Hitze in Deutschland: Vielerorts Brände
Heiko Neumann, HR, Tagesschau um 16:00 Uhr, 20.07.2022
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