➤ Reise des polnischen Präsidenten Duda nach Kiew: Russland führt einen “totalen Krieg”
Nach seiner Rückkehr aus Kiew beschuldigte der polnische Präsident Andrzej Duda Russland, einen “totalen Krieg” in der Ukraine zu führen. Die Eindrücke von Borodyanka, das durch Luftangriffe und Raketen zerstört wurde, werde er nie vergessen, sagte Duda. Er hofft, dass sein gemeinsamer Besuch mit den Präsidenten Litauens, Lettlands und Estlands beim ukrainischen Führer Wolodymyr Selenskyj ein sichtbares Zeichen der Unterstützung für die Verteidiger der Ukraine sein wird. Duda reiste am Dienstagnachmittag mit der litauischen Präsidentin Gitana Nauseda, dem lettischen Präsidenten Egils Levic und dem estnischen Präsidenten Alar Karis nach Kiew. Duda schlug zunächst vor, auch Bundeskanzler Frank-Walter Steinmeier an der Reise teilzunehmen. Allerdings gab es Meldungen aus Kiew, dass Steinmeier dort nicht willkommen sei. © dpa infographic GmbH
Die Situation auf einen Blick:
Russland führt seit dem 24. Februar eine Luft- und Bodenoffensive gegen die Ukraine. Zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als unabhängiger Staat in Frage gestellt und die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk in der Ostukraine angekündigt. Die ukrainische Armee tut alles, um sich gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Tausende werden auf beiden Seiten als tot gemeldet, aber die genaue Zahl der Soldaten und Zivilisten wurde nicht unabhängig verifiziert. Tatsache ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine verschlechtert sich täglich. Laut UN haben mehr als 4,5 Millionen Menschen die Ukraine verlassen (Stand: 12. April), hauptsächlich Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen. Die EU und die USA haben mit Sanktionen reagiert. Sie liefern auch Waffen an die Ukraine, und auch Deutschland unterstützt das Land mit schweren Waffen aus Beständen der Bundeswehr und der NVA. Bisher ist ausgeschlossen, dass die Nato aktiv in den Krieg eingreifen wird. Am ersten Aprilwochenende lösten Bilder der Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Bucha bei Kiew internationale Empörung aus. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht russische Truppen dafür verantwortlich. Trotz zahlreicher Hinweise bestreitet Moskau eine Beteiligung an zivilen Todesopfern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, dass die Verhandlungen mit Russland fortgesetzt werden müssten. Aktualisiert am 13.04.2022 07:24 Nach dem Abzug russischer Truppen aus dem Gebiet um die ukrainische Hauptstadt Kiew bleiben erschreckende Bilder. Der US-Präsident findet nun deutliche Worte. Vorschaubild: Carolyn Kaster / AP / dpa
Die anderen Berichte des Tages
Neun Fluchtwege im Donbass-Krieg
09.59 Uhr: Nach Angaben der Regierung in Kiew wurden vor dem schrecklichen russischen Großangriff auf die Ostukraine in den umkämpften Gebieten Luhansk und Donezk neun Fluchtwege eingerichtet. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk kündigte an, dass es einen Fluchtweg für Privatfahrzeuge aus dem besonders rauen Hafen Mariupol in der Region Donezk in Richtung der Stadt Saporischschja gebe. Acht weitere Korridore wurden in der Region Luhansk eingerichtet – mit einem vorläufigen Ziel in Bachmut. Aber sie könnten nur arbeiten, wenn die Russen aufhörten zu schießen, sagte Wereschtschuk. Außerdem muss nach Angaben der Hauptstadt ein Evakuierungszug von Pokrowsk über Kiew nach Tschop im Südwesten der Ukraine fahren.
Der Westen rüstet die Ukraine massiv auf
08.02 Uhr: Angesichts eines erwarteten Großangriffs Russlands auf die Ostukraine stocken auch die Europäische Union und die USA ihre militärische Unterstützung für Kiew deutlich auf. Die Vereinigten Staaten planen, der Ukraine zusätzliche Waffen und Munition im Wert von bis zu 800 Millionen US-Dollar zu liefern, darunter Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge und Hubschrauber. US-Präsident Joe Biden sagte am Mittwoch nach Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, die Regierung in Washington werde die Ukraine weiterhin mit der Fähigkeit zur Selbstverteidigung ausstatten. Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn der russischen Offensive Ende Februar bereits Waffen im Wert von 2,5 Milliarden Dollar zugesagt oder geliefert. Seit Anfang letzten Jahres belief sich die US-Hilfe für Kiew auf rund 3,2 Milliarden Dollar. Andere NATO-Mitglieder und Verbündete haben ebenfalls Waffen und Ausrüstung an die Ukraine geliefert, darunter Großbritannien und Deutschland. Die EU ihrerseits hat am Mittwoch beschlossen, weitere 500 Millionen Euro für Waffenlieferungen nach Kiew freizugeben. Aktualisiert am 14.04.2022 08:13 Russland konzentriert seine Truppen in der Ost- und Südukraine. Der Westen rüstet weiterhin massiv Verteidiger aus. Ein Grund mehr für das Missverständnis der Kiewer Einladung durch Bundespräsident Steinmeier. Foto: imago-images „Die ukrainische Armee hat die von uns bereitgestellten Waffen mit katastrophalen Ergebnissen eingesetzt“, sagte Biden. Waffenlieferungen der USA und der Alliierten waren für die Ukraine lebenswichtig, um dem russischen Angriff standzuhalten. „Das ist uns damals einfach aufgefallen [der russische Präsident Wladimir] “Putin hat sein ursprüngliches Ziel, die Ukraine zu erobern und zu kontrollieren, verfehlt.” Die neuen Traditionen sollen die Ukraine unterstützen, insbesondere angesichts des schrecklichen russischen Angriffs in der östlichen Donbass-Region. Zusätzlich zu den bereits gelieferten Waffen erhält die Ukraine nun zusätzliche Fähigkeiten, darunter Artilleriesysteme und gepanzerte Fahrzeuge. Auch die Ukraine müsse „zusätzliche Hubschrauber“ beschaffen – die USA hätten zuletzt vor dem Krieg die Lieferung von Hubschraubern zugesagt.
Hofreiter greift Scholz an: „Viel mehr Führung nötig“
6.19 Uhr: Der europäische Grünen-Politiker Anton Hofreiter wirft Bundeskanzler Olaf Solz (SPD) mangelnde Führung in der ukrainischen Politik vor. „Solz spricht von ‚einem Wendepunkt, aber er setzt ihn nicht gut genug um und er braucht viel mehr Führung‘“, sagte Hofreiter am Donnerstag gegenüber RTL Direkt. Der Präsident der Europäischen Kommission im Bundestag warnte vor einem Imageschaden für Deutschland: “Wir verlieren im Moment enorm an Respekt vor all unseren Nachbarn.” In Gesprächen mit anderen Abgeordneten wird nun überall die Frage gestellt: “Wo ist Deutschland?” sagte Hofreiter. Dies „ist nicht nur ein Problem für die Menschen in der Ukraine“, sondern auch „ein Problem für uns“. mehr zum Thema Aktualisiert am 14.04.2022 06:21 Der Konflikt mit Russland eskaliert stetig, seit prowestliche Kräfte vor acht Jahren die Ukraine erobert haben. Russland befindet sich jetzt im ganzen Land im Krieg. Die Chronologie einer Eskalation.
Hale: „Viele Kriegsflüchtlinge werden länger bei uns bleiben“
5.00 Uhr: Viele ukrainische Kriegsflüchtlinge brauchen laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine langfristige Perspektive in Deutschland. „Die Brutalität dieses Krieges, die Verwüstungen und die Unberechenbarkeit der Zukunft legen nahe, dass viele Menschen wahrscheinlich länger bei uns bleiben werden“, sagte Hale der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. “Darauf müssen wir uns vorbereiten.” Bisher wurden etwa 340.000 ukrainische Flüchtlinge in Deutschland offiziell anerkannt. „Als Staat und als Gesellschaft müssen wir die Hilfe und Großzügigkeit, die vielen von uns in Deutschland jetzt entgegengebracht wird, erhalten – wahrscheinlich noch lange“, sagte Heil. Deutschland könne Lehren aus früheren Flüchtlingswellen ziehen, so der Minister. Nach der ersten Phase der Krisenbewältigung, die die Akutversorgung betrifft, soll in einer zweiten Phase die Integration möglich sein. „Wir können aus unseren Erfahrungen lernen“, sagt Heil. “Vor 30 Jahren gab es einen Krieg in Europa. Also in Bosnien.” Viele Bürgerkriegsflüchtlinge hofften damals auf eine baldige Heimkehr. „Dann haben sie gemerkt, dass es länger gedauert hat und die Kinder im Schulsystem waren, sie haben Deutsch gelernt, sie haben Abitur gemacht und dann haben sie auch bei uns eine Perspektive gesucht“, sagt Heil. Viele der Menschen wollten unbedingt so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren. „Beispielsweise werden viele ukrainische Kinder, die jetzt bei uns in Deutschland sind, immer noch zu Hause unterrichtet – das allein zeigt schon die Bereitschaft zur Rückkehr“, sagte er. Aber der Krieg wird es vielen nicht erlauben, in naher Zukunft sicher zurückzukehren. Heil bekräftigte, dass nun weitere Sprachkurse auf den Weg gebracht werden und die Qualifikationen der Betroffenen besser anerkannt werden sollen. Bund und Länder haben in der vergangenen Woche beschlossen, dass ukrainische Flüchtlinge eine Grundsicherung erhalten und von Arbeitsämtern betreut werden sollen. Dort soll es auch einfacher werden, Arbeit zu finden. Aktualisiert am 14.04.2022 08:11 Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter hat seine Unterstützung für Bundeskanzler Olaf Solz (SPD) in der ukrainischen Politik klar zum Ausdruck gebracht …