13. April 2022, 13:00 Uhr

Im zentralfranzösischen Ansbach befasst sich das Amtsgericht mit einem außergewöhnlichen Fall: Ein Landwirt soll seine mehr als 200 Rinder monatelang nicht ausreichend gefüttert haben – am Ende mussten die noch lebenden Tiere erschossen werden. Der Verteidiger spricht von Überforderung. 170 Rinder sterben vor Angst, rund 50 weitere müssen wegen ihres schlechten Zustands getötet werden: Wegen Tierquälerei und Tötung von Tieren muss sich ein Landwirt vor dem Amtsgericht im mittelfränkischen Ansbach verantworten. Ein Gerichtssprecher sagte, das Urteil könne bereits am Mittwoch verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 44-Jährigen aus dem bayerischen Landkreis Ansbach vor, mehr als 200 seiner Mastrinder monatelang nicht ausreichend mit Futter und Wasser versorgt zu haben. Damals sah die Polizei im Stall ein erschreckendes Bild: Als sie im Mai 2021 nach einem anonymen Hinweis den Missbrauch entdeckte, waren bereits rund 170 Tiere tot. Die anderen waren so abgemagert, dass sie getötet werden mussten.

“Die Zeit der Verzweiflung”

Drei Ermittler sollen nun vor Gericht aussagen. Zusätzlich werden ein Experte der Tierklinik und ein Psychiater eingeladen. Laut einem psychiatrischen Gutachten war der Bauer damals weniger verantwortungsbewusst. Anschließend war er selbst in psychiatrischer Behandlung. Laut seinem Verteidiger handelte der Mann, weil er niedergeschlagen war. Er teilte dem Amtsgericht mit, sein Mandant sei seit langem mit der Arbeit auf seiner Fettfarm überfordert und leide unter familiären Spannungen. Während der Corona-Krise verschlechterte sich die Situation dramatisch, weil er die Rinder nicht mehr verkaufen konnte. “Da hat die Verzweiflung überwogen”, sagte Anwalt Marc Zenner. Er wurde depressiv und betäubte sich mit Alkohol. Nachdem er die Tiere gefunden hatte, brach er schließlich zusammen und wurde psychiatrisch behandelt. Gegen ihn hat er nach Angaben des Bezirksamts Ansbach inzwischen ein Verbot der Nutztierhaltung erlassen.