21.07.2022, 19:32 Uhr
Friedrich Merz ruft die Parteien zu mehr Optimismus auf: Aufgabe der Politik sei es, Lösungen zu liefern, der CDU-Chef wendet sich auch an die eigenen Reihen. Gemeinsam mit CSU-Landesgruppenchef Dobrid kritisiert er auch die Bürgergeldpläne und die „schleppende Arbeit“ der Ampelregierung. Trotz Corona und Ukraine-Krieg wünscht sich CDU-Chef Friedrich Merz auch im politischen Alltag mehr Vertrauen und Optimismus von der Union. „Wir bewerten die Situation einhellig als kritisch, aber lösbar. Wir teilen die Ansicht, dass es keinen Sinn macht, das Land jedes Jahr mit schrecklichen Nachrichten zu überziehen, wie schlimm es mit dem Coronavirus und Öl, Gas und Kohle wird“, sagt er sagte. am Ende der Sommerfrische der CSU-Bundestagsabgeordneten in Kloster Banz. Bei der Veranstaltung kritisierten Merz und die CSU auch die Pläne der Bundesregierung zur Einführung eines Bürgergeldes und Pläne für einen sparsameren Umgang mit Energieträgern. Innerhalb der CSU-Landesgruppe wurde das Memo von Mertz laut Teilnehmern als “Erinnerung an die politische Verantwortung der Union” interpretiert. In der Krise muss die Union als Problemlöser gesehen werden. Allerdings war auch klar geworden, dass der primäre Empfänger der Bund war. Manche Abgeordnete interpretierten die Notiz von Mertz auch als Anspielung auf CSU-Chef Markus Söder, der sich in den vergangenen Tagen immer wieder sehr kritisch zur aktuellen Lage geäußert und von einer drohenden „Gaskrise“ gesprochen hatte. Er bezog sich darauf, dass im Falle einer Gasknappheit einzelne Unternehmen oder Regionen als erste abgeschaltet werden könnten. Deutschland sei stark genug, um die Probleme zu lösen, betonte Mertz. „Wir müssen sie richtig analysieren. Dann müssen wir die Lösungsvorschläge nebeneinander stellen und bewerten und dann Entscheidungen treffen.“
Mertz: Die Bundesregierung arbeitet an Energiesparplänen
Mertz warf der Bundesregierung mangelndes strategisches Handeln vor. „Insbesondere zwei zentrale Vertreter dieser Bundesregierung, Bundesfinanzminister Robert Habeck und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, überbieten sich täglich mit Berichten darüber, wie schrecklich das alles werden kann.“ In der Politik sollte es darum gehen, den Menschen zu erklären, wie man eine Situation sieht, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und sich dann damit auseinanderzusetzen – zumindest mit der, die man für richtig hält. „Ich habe das so deutlich gemacht, weil ich möchte, dass Union, CDU und CSU zu dem stehen, was sie seit Beginn dieses Krieges in der Ukraine immer gesagt haben“, sagte Mertz. In diesem Zusammenhang warfen Merz und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Bundesregierung vor, zu langsam an Energiesparplänen zu arbeiten. „Wir haben diesen Krieg jetzt seit mehr als fünf Monaten. Und jetzt kommen langsam Vorschläge, wie man einen Notfall oder eine Gasknappheit lösen kann“, sagte Merz. Die Union wird die Vorschläge nun im Detail prüfen. Dazu gehört auch die Beurteilung, ob die erstellten Energieszenarien die richtigen sind. Dobrid betonte, es sei derzeit nicht einmal sicher, ob die Vorschläge von Bundesfinanzminister Robert Habeck in der rot-grün-gelben Koalition eine Chance auf Umsetzung hätten.
Die Energieunsicherheit bleibt
Habeck hatte in Berlin ein weiteres Energiesicherheitspaket angekündigt. Dazu gehören strengere Anforderungen an die Befüllung von Gasspeichern und die Aktivierung der Braunkohlehalde. Trotz des Neustarts der Gaspipeline Nord Stream 1 am Donnerstag sieht Dobrid Deutschland „noch immer in völliger Energieunsicherheit“. Das derzeitige Niveau der russischen Gasversorgung reicht nicht aus, um Gasknappheit im Winter zu vermeiden, sagte Dobrid. „Die Bundesregierung hat noch viel zu tun“, sagte er. Die Erpressung durch den russischen Staatschef Wladimir Putin geht weiter. „Andere Liefermöglichkeiten wären möglich – bewusst nicht genommen“, sagte Dobrindt. Der eigens angereiste slowakische Ministerpräsident Eduard Heger warnte seine europäischen Partner vor einer geringeren Hilfsbereitschaft für die Ukraine: “Wir in Europa können es uns nicht leisten, müde zu werden, der Ukraine zu helfen”, sagte er. Die Ukraine ist wichtig für die gesamte europäische Region und es liegt im nationalen Interesse der europäischen Staaten und im Interesse Europas, der Ukraine zu helfen. Dobrindt befürwortete in diesem Zusammenhang EU-Partnerschaften im Rahmen einer Vollmitgliedschaft für Länder wie die Ukraine und Moldawien und warf der Bundesrepublik vor, Waffen zu langsam und unzureichend zu liefern.