Impfstoffe in Hülle und Fülle – Millionen von Dosen sind vom Verfallsdatum bedroht

Ab: 16:58 Uhr |  Lesezeit: 3 Minuten 

Quelle: dpa Im Bundeslager befinden sich rund 77 Millionen ungenutzte Dosen des Coronavirus-Impfstoffs, von denen allein bis Ende Juni elf Millionen ihr Verfallsdatum erreichen werden. „Minister Lauterbach kauft ein“, teilte die Gewerkschaft mit. Die Bundesregierung sitzt auf riesigen Überschüssen an Impfstoffen. April befanden sich 77 Millionen ungenutzte Dosen des Covid-19-Impfstoffs im Zentrallager. Das teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage von WELT AM SONNTAG mit. Innerhalb von zwei Wochen stieg das Angebot um etwa zehn Prozent. Denn am 21. März waren weniger als 70 Millionen Kisten auf Lager, heißt es in einer aktuellen Antwort des Ministeriums auf eine kleine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag. Die Lagerbestände bestanden Ende März aus 27,4 Millionen Kartons des Herstellers Biontech, 40,2 Millionen Kartons von Moderna, 1,3 Millionen Kartons von Johnson & Johnson und 700.000 von Novavax. Die Regierung gibt keine Kosteninformationen unter Berufung auf Geschäftsgeheimnisse heraus. Bis heute wurden in Deutschland etwa 172 Millionen Impfdosen geimpft. Laut Robert-Koch-Institut sind inzwischen 63,3 Millionen Deutsche grundsätzlich geimpft, das sind 76 Prozent der Bevölkerung. Die Impfraten sind in letzter Zeit weiter zurückgegangen, wobei letzte Woche nur 237.000 Dosen verabreicht wurden. Bei einer solchen wöchentlichen Summe würden bis Ende September nur etwa sechs Millionen Dosen benötigt. Allein bis Ende Juni werden mindestens elf Millionen Kartons ihr Verfallsdatum erreichen, weitere 57 Millionen im dritten Quartal. Lesen Sie auch Die Bundesregierung gibt zudem die aktuelle Zahl der seit Beginn der Pandemie bestellten oder kontrahierten Kisten an, die auch ausstehende Lieferungen beinhalten. Am 18. März waren es insgesamt 677,4 Millionen Einheiten. Anfang Dezember waren es 554 Millionen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach am 16. Dezember von Impfstoffmangel und kündigte an, weitere 92 Millionen Dosen bei Biontech und Moderna zu bestellen. Am Ende waren es sogar 123,4 Millionen mehr. „Die Abweichung (…) beruht auf weiteren Mandaten und Abschlüssen bilateraler Abkommen nach dem 9. Dezember 2021“, erklärte die Bundesregierung nun. Die Unionsfraktion wollte auch wissen, wie viel Impfstoff die Regierung für dieses Jahr für notwendig hält, um die Nachfrage zu decken. In der Antwort heißt es: Inklusive der vom RKI bis zum 20. März 2022 für das Jahr 2022 erfassten 21 Millionen Impfstoffe „ergeben die Szenarien einen Impfstoffbedarf für Deutschland zwischen etwa 125 Millionen Dosen und etwa 165 Millionen im Jahr 2022.“ So gehe man davon aus, dass “100 Prozent derjenigen, die einen ersten, zweiten oder dritten Impfstoff gegen Covid 19 erhalten haben, sich bis Ende 2022 für den zweiten, dritten oder vierten Impfstoff gegen Covid 19 entscheiden werden.” Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Die Anzeige von eingebetteten Inhalten erfordert Ihre widerrufliche Zustimmung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten, da Anbieter von eingebetteten Inhalten als Drittanbieter diese Zustimmung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der Vereinigten Staaten, gemäß Artikel 49 (1) (a) der DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
Ebenfalls enthalten seien “möglicherweise notwendige Impfungen für Flüchtlinge aus der Ukraine”. Der zu erwartende Bedarf wird laut Regierung „auf Basis historischer Impfzahlen in verschiedenen Szenarien“ prognostiziert. Allerdings werden auch mögliche politische Maßnahmen berücksichtigt, insbesondere die Einführung einer Impfpflicht. Da die Antwort der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 7. April erfolgt, könnten die Prognosen nun niedriger ausfallen, da die lang ersehnte Impfpflicht an diesem Tag vom Bundestag abgelehnt wurde. Tino Sorge (CDU), der gesundheitspolitische Sprecher der Partei, kritisiert das Vorgehen von Karl Lauterbach scharf. „Der Minister kennt keine Grenzen mehr bei Impfverordnungen. Er bestellt, was da ist – der wirkliche Bedarf und die Kosten spielen für ihn keine Rolle mehr. „Staatssekretär Lauterbach ist einkaufen“, sagte Sorge der Zeitung. Lauterbach handle „nach dem Motto: Viel hilft viel.“ Das ist „fatal“. Lesen Sie auch Angesichts der angespannten Haushaltslage müsse der Minister „die Kosten verantworten, die dem Bundeshaushalt durch seine unnötigen Mandate entstehen“. Georg Kippels, Berichterstatter der Union für globale Gesundheitspolitik, sagte: „Die Menschen schauen in der globalen Pandemiepolitik auf Deutschland.“ Der CDU-Politiker sagte: „Es wäre eine fatale Botschaft für andere Länder, wenn Deutschland die Impfstoffe im großen Stil vernichten müsste.“ Hier finden Sie Inhalte Dritter Die Anzeige von eingebetteten Inhalten erfordert Ihre widerrufliche Zustimmung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten, da Anbieter von eingebetteten Inhalten als Drittanbieter diese Zustimmung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der Vereinigten Staaten, gemäß Artikel 49 (1) (a) der DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.