In den Büros der Roten Partei Oberösterreich stehen die Zeichen auf einen Wechsel oder, hört man dem Parteivorsitzenden Michael Lindner genau zu, auf einen „Neustart“. Das dürfte ziemlich radikal sein, wie der Parteivorstand am Montag in einer Pressekonferenz erfuhr: Am 3. September waren rund 25.000 Mitglieder der oberösterreichischen SPÖ aufgerufen, online über den neuen Parteivorsitz abzustimmen. Wer Mitglied der SPÖ ist, hat bis zum 1. August Wahlrecht. Das Endergebnis soll dann auf dem Landesparteitag am 1. Oktober präsentiert werden. Für das Präsidium kann kandidiert werden, wer bis zum 1. Juni mindestens 250 Unterstützungsbekundungen aus den drei Bundesländern Oberösterreichs einreicht. Das gelte für ihn als Chef der Exekutive, sagte Lindner am Montag. Mit dieser Form der Beteiligung wolle man die Mitglieder innerhalb der Partei aufwerten, betonte Landesgeschäftsführer Florian Kopler. Er trat sein Amt am 1. März an. Er sieht “digitale Direktwahlen als internen Wahlkampf”.

Der Reform folgt die öffentliche Auflösung

Dass das Regierungsbüro in Leeds das braucht, hat mit den zahlreichen internen Unruhen nach den Landtagswahlen Ende September zu tun. Anfang Februar sollten Parteichefin Birgit Gerstorfer und Landesdirektor Georg Brockmayer das Feld verlassen. Das enttäuschende Wahlergebnis (18,6 Prozent), eine scheinbar unkoordinierte Impfkampagne und die Infragestellung der Rolle der Gewerkschaften gipfelten in der öffentlichen Auflösung von Gerstorfer, die während eines Urlaubs in Kroatien über ihre Versetzung informiert wurde. Der politische Rivale sprach daraufhin von einem „Putsch“ und einem „Mord“.