„Urbane Hitzeinseln“ werden dort für die Stadtbewohner immer mehr zum Problem, weil Hitzewellen länger andauern und nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) intensiver sind als früher. Dies ist besonders gefährlich für ältere Menschen, Menschen mit chronischen Krankheiten oder Obdachlose. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts, des DWD und des Umweltbundesamtes starben in den drei Sommern von 2018 bis 2020 mehr als 19.000 Menschen an den Folgen der Hitze. Lesen Sie auch Lesen Sie auch Bisher gibt es aber keinen bundesweiten Notfallplan. Die Bundesregierung ist darauf angewiesen, dass die Kommunen eigene Strategien entwickeln. „Viel mehr Städte und Gemeinden werden ihre Vorsorgemaßnahmen mit einem eigenen Hitzeaktionsplan organisieren müssen“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Maßnahmen gegen klimawandelbedingten Hitzestress seien „hauptsächlich in der Verantwortung von Ländern, Kommunen oder Trägerinstitutionen und Selbstverwaltungen“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums WELT. Auch auf das Hitzewarnsystem des DWD und eine Hitzewarn-App wird verwiesen. Das Umweltministerium gibt auch Empfehlungen zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen, die 2017 von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe entwickelt wurden.
„Aufklärung ist sehr wichtig: Hitze kann lebensgefährlich sein“
Angesichts der zu erwartenden Temperaturen von bis zu 40 Grad sind die Deutschen zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Aber auch langfristig müssen Städte das überdenken, denn „Hitzewellen werden immer häufiger“, sagt Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes.
In der Praxis stellen sich die Städte den Herausforderungen jedoch sehr unterschiedlich.
„Aktionspläne zur Unterstützung älterer und gefährdeter Menschen“
Dresden, Erfurt und Mannheim haben beispielsweise Aktionspläne erstellt und setzen unter anderem auf „Kühlzentren“, also öffentlich zugängliche kühle Räume in Behörden, Einkaufspassagen, Kirchen oder Bahnhöfen.
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Hitzewellen und Dürre
Die Bundeshauptstadt ist auf Gesundheit und Pflege ausgerichtet. Gemeinsam mit Experten aus dem Gesundheitswesen hat das Gesundheitsamt des Berliner Senats Hitzeschutzpläne für verschiedene Bereiche des Gesundheitswesens entwickelt. Es gibt Schulungen zu hitzebedingten Erkrankungen und zur temperaturgerechten Lagerung von Medikamenten, außerdem ist eine langfristige Anpassung der Gebäude an hohe Temperaturen geplant. Zudem sei eine „Kommunikationskaskade“ aufgebaut worden, um Hitzewarnungen durch die Einsatzleitstelle der Polizei zu pushen, sagte ein Sprecher.
Die Stadt Köln konzentriert sich auf den Schutz von Menschen über 65 Jahren. Speziell für diese Gruppe wurden Bildungsangebote ausgebaut und auch an den Aushängen im öffentlichen Nahverkehr informiert.
Mitte Juni, Köln: Menschen kühlen sich im Rhein ab
Quelle: dpa
Georg Teutsch, Hydrogeologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, sieht dies als notwendig an: „Man braucht kurzfristig Aktionspläne, um älteren und gebrechlichen Menschen sofort helfen zu können. Dazu müssen Sie zuerst herausfinden, wer sie sind und wo sie leben.“ Das gilt besonders für Singles, denen es oft an modernen Kommunikationsmöglichkeiten mangelt.
Wie elementar das ist, zeigen Erfahrungen aus Frankreich. Das Land hat 2004 einen nationalen Hitzenotfallplan eingeführt, nachdem etwa 20.000 Menschen infolge einer Hitzewelle ums Leben gekommen waren. Dort müssen die Kommunen nun ein Register schutzbedürftiger Personen führen. Sind diese Personen während einer Hitzewelle nicht erreichbar, verständigt der Sozialdienst die Feuerwehr.
18. Juli, Lège-Cap-Ferret (Frankreich): Rauch über der Pilat-Düne, verursacht durch einen Waldbrand in der Nähe von La Teste im Südwesten Frankreichs
Quelle: dpa/Olivier Morin
La Teste-de-Buch (Frankreich), 19. Juli: Bekämpfung eines Waldbrandes – das Feuer wird durch warme Winde angeheizt
Quelle: dpa/Uncredited
Davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Nach einer Recherche von „Zeit online“ wissen die meisten Landesämter nicht einmal, wie viele Menschen gefährdet sind.
Fragen Sie eher nach nationalem als nach lokalem Wärmemanagement
Neben der Gesundheitsversorgung geht es auch um klimafreundliche Stadtumbauten. „Um urbane Räume klimaresistent zu machen, brauchen wir Städte, die Wasser speichern können wie ein Schwamm. In der sogenannten Schwammstadt kann bei Starkregen überschüssiges Wasser gesammelt werden. Das hilft bei der Wasserversorgung und Kühlung in Dürrezeiten“, sagt Verena Göppert, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages. Lesen Sie auch Potsdam zum Beispiel zeichnet sich durch Klimaanpassung aus. Die Stadt setzt darauf, Gebäude mit speziellen Beschichtungen und Dachfarben oder Markisen vor Überhitzung zu schützen. Außerdem sollten klimatolerante Straßenbaumarten gepflanzt und Luftkorridore freigehalten werden. Andere Städte hinken weit hinterher. Duisburg ist darauf angewiesen, dass kritische Einrichtungen die gleichen Notfallmaßnahmen ergreifen: „Die Leitung von Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeheimen und Seniorenheimen ist für den Umgang mit Temperaturen und die Planung entsprechender Maßnahmen verantwortlich“, sagte ein Sprecher der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Auch in Hannover gibt es keine allgemeine Wahrnehmung gegen die Hitze. Angesichts der regionalen Unterschiede fordern die Experten ein bundesweites Konzept: „Ein nationaler Hitzeschutzplan lässt sich nicht mehr aufschieben. Die Umsetzung auf kommunaler Ebene hat in der Regel nicht funktioniert“, sagte Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, WELT. Die Bundesregierung muss sich abstimmen, denn Hitzeschutz ist ein gemeinsamer Auftrag.
Der Marburger Bund fordert einen nationalen Wärmeschutzplan
Aufgrund des schnellen Temperaturanstiegs forderte die Ärztekammer Marburger Bund einen bundesweiten Hitzeschutzplan und eine Hitzeaufklärungskampagne. „Die Politik muss ihre Bemühungen um protektionistische Maßnahmen deutlich ausweiten“, sagt Präsidentin Susanne Johna.
Kritik kommt auch von der Opposition: „Ein nationaler Aktionsplan Hitze soll den Rahmen für die entsprechenden Pläne der Länder und Kommunen setzen und festlegen, welche Maßnahmen von der Bundesregierung unterstützt werden“, fordert die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken , Kathryn Vogler. , zu WELT. Das Fehlen eines solchen Plans nach mehreren heißen Sommern schafft vermeidbares Leid und kostet Leben. Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.