Das Bundesgericht hat entschieden, dass ein türkisch-schweizerischer Staatsbürger mit doppelter Staatsbürgerschaft auf seinen Schweizer Pass verzichten muss. Der im Tessin lebende junge Mann hat selbst keine Terroranschläge verübt oder geplant. Doch die schweizerisch-türkische Doppelbürgerin hatte an Veranstaltungen für die syrische Al-Nusra-Front geworben. Die Terrorgruppe ist mit Al-Qaida verbunden. Und er unterstützte zwei Männer, die in den Nahen Osten reisen wollten, um an der Seite islamistischer Gruppen zu kämpfen. Der Tessiner wurde deshalb von einem Strafgericht zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Entzug der Bürgerrechte ist verhältnismäßig

Schlagzeilen machte sein Fall vor allem deshalb, weil ihm das Staatssekretariat für Migration auch die Schweizer Staatsbürgerschaft entzog – erstmals im Fall eines islamistischen Extremisten. Der Angeklagte wehrte sich gegen ihn, scheiterte aber vor zwei Jahren vor dem Bundesverwaltungsgericht und nun auch vor dem Bundesgerichtshof. Auch wenn er keine terroristische Gewalt angewandt habe, sei der Entzug der Staatsbürgerschaft gerechtfertigt und verhältnismässig, urteilten nun die Lausanner Richter. Das Verhalten des Mannes habe den Interessen und dem Ansehen der Schweiz geschadet. Schliesslich unterstützte er mit der Al-Nusra-Front eine Gruppierung, die die Sicherheit der Schweiz und der internationalen Gemeinschaft gefährdete.

Signal gegen gewalttätigen Extremismus

Der Bundesgerichtshof stellt weiter fest, dass auch Propaganda, Aktivitäten für islamistische Terrorgruppen und Hintergrundunterstützung das Risiko eines Terroranschlags erhöhen können. Und schließlich, betont der Bundesgerichtshof, werde der Mann nicht staatenlos bleiben, sondern seine türkische Staatsbürgerschaft behalten. Inzwischen ist bereits ein Fall bekannt geworden, in dem einem schweizerisch-tunesischen IS-Unterstützer rechtskräftig die Schweizer Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Der vorliegende Fall ist jedoch wichtig, weil das Bundesgericht diese Massnahme erstmals in einem konkreten Fall bestätigt hat. Damit wollen die Behörden ein Zeichen gegen gewalttätigen Extremismus setzen.