Trotz Rekordinflation belässt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins bei null. Die EZB bestätigte auch ihren Plan, Anleihekäufe im Wert von mehreren Milliarden Dollar im dritten Quartal abzuschließen.

Der Leitzins im Euroraum bleibt auf einem Rekordtief. Das hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossen, wie die Notenbank mitteilte. Auch die beiden anderen wichtigen Leitzinsen ließ die Notenbank unverändert. Die EZB bestätigte auch ihren Plan, Anleihekäufe im Wert von mehreren Milliarden Dollar im dritten Quartal abzuschließen.

Ende der zu lockeren Geldpolitik

Gleichzeitig haben aber die europäischen Währungshüter bestätigt, dass sie auf das Ende ihrer extrem lockeren Geldpolitik zusteuern. Volkswirte halten eine erste Zinserhöhung noch in diesem Jahr für möglich.

Aktuelle Daten bestärken die Erwartung, dass der Ankauf weiterer Anleihen durch Staaten und Unternehmen im Rahmen des APP-Kaufprogramms bis zum dritten Quartal 2022 abgeschlossen sein soll, teilte die Notenbank mit. Die Währungshüter haben zugesagt, die Zinsen erst nach Ende der Nettokäufe anzuheben.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hatte im Juni kürzlich in einem Interview mit ARD Plusminus gesagt, er und seine Kollegen im EZB-Rat würden “auf Basis neuer Daten” über die künftige Geldpolitik entscheiden. “Was wir jetzt sehen, zeigt, dass sich Sparer bald wieder über höhere Zinsen freuen können.”

Inflation auf höchstem Niveau

Im Euroraum erreichte die Inflation im März mit 7,5 Prozent den höchsten Stand seit Einführung des Euro als Verrechnungswährung im Jahr 1999. „Die Inflationszahlen sind eindeutig. Die Geldpolitik darf die Gelegenheit nicht verpassen, „zur richtigen Zeit gegenzusteuern“,“ warnte Bundesbankchef Nagel.

Für die Zentralbank ist es jedoch ein Balanceakt: Wenn sie die Zinsen zu schnell oder zu stark anhebt, besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft ins Stocken gerät. Wenn die Währungshüter zu langsam reagieren, müssen die Zinssätze möglicherweise schneller oder höher steigen. Auch ein starker Anstieg der Zinsen könnte sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken.