Bundeskanzler Nehammer konnte sich ein Bild von den Schrecken des Butscha-Krieges machen. © APA / Bundeskanzleramt / DRAGAN TATIC
Während seines Aufenthalts in der Ukraine besuchte Karl Nehammer auch den Kiewer Vorort Bucha. Die Einheimischen schilderten der Bundeskanzlerin die Grausamkeiten, die russische Soldaten an der Zivilbevölkerung verübt haben.
“Sie wurden mit gefesselten Händen getötet und in den Hals geschossen.” Diese und andere Gräuelschilderungen hörte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Samstagnachmittag, als er die Trabantenstadt Butscha bei Kiew besuchte. Dort wurden nach dem Abzug der russischen Truppen mehr als 300 Tote gefunden. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Zivilisten, die angeblich russischen Kriegsverbrechen zum Opfer gefallen sind. Moskau weist die Vorwürfe zurück.
Zivilisten wurden in Bucha getötet, bevor die russischen Truppen abzogen
Am Rande eines kürzlich ausgehobenen Massengrabes sagten örtliche Beamte, die russische Seite habe behauptet, die Verbrechen seien von Ukrainern begangen worden, um den Russen die Schuld zu geben. Aber es gibt unter anderem Videos, die beweisen werden, dass Menschen getötet wurden, bevor die russischen Truppen abzogen, betonten sie. Außerdem würden Gerichtsmediziner zeigen, mit welcher Munition die Verbrechen begangen wurden.
Nehammer am Massengrab in Butscha
UKRAINE-RUSSLAND-ÖSTERREICH-KONFLIKT-DIPLOMATEN © APA / AFP / SERGEI SUPINSKY
Lokale Behörden berichteten von Gräueltaten an Bundeskanzler Nehammer
Familien wurden auch getötet in ihren Autos aufgefunden und dann direkt neben der Straße begraben, teilten die örtlichen Behörden im Kanzleramt mit. Außerdem wurden ganze Dörfer in der Umgebung dem Erdboden gleichgemacht und Wohngebäude in der Umgebung schwer beschädigt. Die Kanzlerin zündete in einer ukrainisch-orthodoxen Kirche Kerzen an, um der Opfer zu gedenken. Nehammer erklärte, dass die Verantwortlichen für diese Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sobald die Kriegsereignisse aufgearbeitet sind.
Nehamer versprach, Kriegsverbrechen aufzuklären
Die Kanzlerin hatte bereits nach Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj versprochen, Kriegsverbrechen aufzuklären. “Die Mühlen der internationalen Rechtsprechung mahlen langsam, aber stetig.” In der Nähe von Boutsa konnte sich die Bundeskanzlerin, die sich an diesem Abend in Kiew mit Bürgermeister Vitali Klitschko traf, auch andernorts ein Bild von den Schrecken des Krieges machen. Das Wrack der russischen Panzer lag auf einer Dorfstraße. Sie wurden von der Verteidigung der ukrainischen Streitkräfte gesprengt. Auch einige umliegende Häuser wurden durch die Explosion zerstört.