Die ungewöhnliche Ursache des Wolfs
Das Finanzministerium ist einer der Schwerpunkte des U-Ausschusses, insbesondere der Causa Wolf. Dem Geschäftsmann Siegfried Wolf wird Bestechung vorgeworfen. Angeklagt sind auch der frühere Finanzminister Thomas Schmidt und ein Finanzbeamter. Wolf soll eingegriffen und sich unrechtmäßig einen Steuerabzug verschafft haben. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe. Mehr Details zum ÖVP-U-Vorstand finden Sie in unserem Thema. Dass der Sachverhalt ungewöhnlich sei, machte Gunter Mayr gegenüber dem Untersuchungsausschuss deutlich. Er ist Leiter der Abteilung Steuerrecht und Steuerpolitik in der Finanzabteilung. „Ich erinnere mich besonders an Causa Wolf“, sagte er. Mayr verwies auf einen „besonders unangenehmen Termin“, auf den Schmid verwiesen hatte. Schmid und der Beamte sprachen mit “Sigi” über die Ursache. Daher vermutete er ihre Vorurteile. Es war auch ungewöhnlich, dass ein Abteilungsleiter oft in ein solches Thema involviert war. Gleichzeitig sagte Mayr, er habe nichts von einem möglichen Backstage-Deal mitbekommen. Der Fall erstreckt sich nun auf zwei ehemalige Finanzminister. Die Gespräche sollen auf eine Intervention von Eduard Müller beim Finanzamt hindeuten, das Wolf angeblich unterstützt habe. Müller beklagte, dass „bestimmte Dinge suggeriert“ und „Geschichten gemacht“ würden. Als Tatverdächtiger wird Hans Jörg Schelling genannt. Er soll Beamten unangemessene Anweisungen gegeben haben, um Wolf zu unterstützen. Schelling bestreitet dies. Dass es mögliche Versuche gegeben hat, eine enge Beziehung zwischen Prominenten und Beamten im Finanzressort herzustellen, legen nicht nur einige Äußerungen zur Sache des Wolfs nahe. Mayr erinnerte sich an ein Essen mit Immobilieninvestor Rene Benko, zu dem ihn Schmid mitgenommen hatte. Er habe dort deutlich gemacht, dass die Förderung nur im Rahmen des Gesetzes funktioniere, sagte Mayr. Er hat Benko nie wieder gehört. Müller erklärte, er habe Benko und Schmid getroffen. Es sei ein „extrem langer Prozess“ gewesen. Das Treffen fand ohne „Rating und Name“ statt. “Und wie oft haben Sie den Kabinettschef zu einem Treffen mit einem Steuerzahler gehen lassen?” fragte SPÖ-Fraktionschef Jan Krainer. „Mir ist das nur einmal passiert“, gab Müller zu.
Konflikte zwischen Behörden sind noch offen
Vertreter der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) teilten dem Unterausschuss mit, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den Justizbehörden zuletzt verbessert habe. Einige Konflikte dauern jedoch an. Die WKStA hat der für sie tätigen Soko Tape alle Ermittlungsaufträge entzogen, weil die Polizeieinheit das Ermittlungsverfahren „systematisch torpediert“ habe. Soko Tape lehnt dies ab. Bei der Vernehmung von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wurde bekannt, dass Johann Fuchs, Leiter der Staatsanwaltschaft Wien, zur Verfügung gestellt worden war. Das Justizministerium begründete dies mit einer gegen Fuchs anhängigen Anklage. Ihm wird vorgeworfen, dem inzwischen suspendierten Christian Pilnacek geheime Informationen preisgegeben und gegen das Amtsgeheimnis verstoßen zu haben. Fuchs hat sich im vergangenen Jahr aus der WKStA-Aufsicht zurückgezogen. Heute ist er Oberstaatsanwalt in Innsbruck. Allerdings versucht die WKStA offenbar, sich von der Befehlskette in der Justiz zu lösen, wie die Äußerungen der Leiterin der WKStA, Ilse-Maria Vrabl-Sanda, belegen. Er bestand auf einer unabhängigen Prüfung, die möglicherweise von Gerichten durchgeführt werden könnte. Der frühere BGH-Richter Eckart Ratz kritisierte, dass der Behörde wegen fehlender WKStA-Aufsicht bereits schwere Fehler unterlaufen seien. Er sei empört darüber, dass die WKStA „kein Staat im Staat“ sei. Die Suspendierung von Fuchs sei ein “eklatantes Unrecht”.
ÖVP zwischen Ruhe und Aggression
Im Ibiza-U-Ausschuss vertrat die ÖVP einen widersprüchlichen Kurs, insbesondere gegenüber der WKStA. Bei der Vorbereitung auf das neue Komitee betonten PVP-Politiker, dass sie es jetzt ruhiger angehen lassen wollen. Wird diese Strategie jetzt wirklich im neuen U-Ausschuss verfolgt? Nur teilweise. ÖVP-Politiker sind in ihren Stellungnahmen und teilweise gegenüber dem Unterausschuss rhetorisch zurückhaltender, allen voran der Fraktionsvorsitzende Andreas Hanger. Der Strategiewechsel wurde jedoch durch die Herausforderung von Zadic vereitelt. Nationalrat Christian Stocker (ÖVP) hat den Koalitionspartner mehrfach angegriffen. Er warf Zadic vor, nichts über die Geschehnisse in ihrer Abteilung zu wissen und keinen Überblick über die verschiedenen Verfahren zu haben. Der wütende Grünen-Politiker widersprach. Der Opposition gefiel es.
Weniger Diskussionen über die Geschäftsordnung
Der Start des ÖVP-U-Ausschusses verlief wenig vielversprechend: Die Vernehmung von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) artete zu einer endlosen Geschäftsordnungsdebatte aus. Es gab keine wesentlichen Inhaltsentdeckungen. Seitdem gab es in anderen Umfragen, wie der Wolf-Umfrage, harte formelle Diskussionen. Im Vergleich zur Ibiza-U-Kommission, wo viele Sitzungstage im Streit um die Geschäftsordnung verloren gingen, hielten sie sich in Grenzen. Dies lag vor allem daran, dass bisher weniger Politiker und mehr Beamte befragt wurden. Auch Beamte waren oft auskunftsbereit, etwa der Abteilungsleiter Mayr oder Vertreter der WKStA. Gegen sie sind keine Verfahren anhängig, sodass keine Gespräche über Kündigungen geführt werden mussten.
Sobotka, eine Stimulusfigur für Grüne und Opposition
In Vorbereitung auf die Ibiza-U-Kommission vor zwei Jahren forderte die Opposition Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) auf, als Vorsitzender der Kommission zurückzutreten. Diesen Antrag stellten die Grünen im U-Ausschuss. Auch im ÖVP-Ausschuss sind sich alle Parteien außer der ÖVP einig, dass Sobotka parteiisch ist und deshalb nicht Präsident werden kann. Der Druck auf Sobotka ist zuletzt gestiegen, weil gegen den Nationalratspräsidenten wegen Amtsmissbrauchs ermittelt wird. Während seiner Amtszeit als Innenminister soll er einen Kandidaten für ein Amt abgelehnt haben, weil er als SPÖ-nah galt. Sobotka bestreitet dies und beabsichtigt, im Präsidentenamt zu bleiben. Dahinter steckt die ÖVP.