Die Polizei in Kampfausrüstung stürmte am Mittwoch eine Kundgebung und entfernte Hunderte von Demonstranten mit Lastwagen. Nach jahrelangen Ermittlungen gelang es den Sicherheitsbehörden, einen großangelegten Schlag gegen die militante Neonazi-Szene zu starten. Mehr als 800 Beamte des Bundeskriminaldienstes, der GSG 9 der Bundespolizei und Beamte der Landeskriminalämter kamen am Mittwochmorgen zusammen, um mehr als 60 Durchsuchungen in elf Bundesländern durchzuführen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen 50 mutmaßliche Rechtsextreme, wie die Karlsruher Behörde mitteilte. Vier Männer wurden festgenommen. Sie sollen junge Männer für den Straßenkampf im thüringischen Eisenach rekrutiert und ausgebildet haben. Die Männer sitzen in Untersuchungshaft.

Drei Verdächtige aus Niedersachsen

Schwerpunkt war Eisenach (Thüringen), aber auch in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Nordrhein-Westfalen bei der Bundesanwaltschaft wurden Grundstücke gesucht . Laut NDR in Niedersachsen gab es auch zwei Artikel im Raum Hannover und je einen in Hildesheim und Heidecrais. Nach Angaben eines Sprechers der Generalbundesanwaltschaft handelt es sich um insgesamt drei Tatverdächtige aus Niedersachsen.

War er einer der mutmaßlichen Soldaten in Münster?

Einer der Verdächtigen soll sich in Münster aufgehalten haben. Chris Marvin C. diente bei den Panzerkräften in Münster und wurde vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) überwacht, berichtete Der Spiegel am Mittwochmorgen. Das PPA habe G. den Angaben zufolge nicht daran gehindert, ständig Zugang zu Waffen und Munition zu haben. Der Mann sei als aktiver Soldat am Standort Münster im Heidekreis nicht bekannt, teilte die Bundeswehr am Mittwoch mit. Keiner der Verdächtigen aus Niedersachsen wurde festgenommen.

Razzien im Norden

In Mecklenburg-Vorpommern wurden nach Angaben der Bundesanwaltschaft Wohnungen in den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Rostock von drei Verdächtigen durchsucht, die angeblich Verbindungen zur verbotenen Gruppe „Combat 18“ hatten. Diese gilt als bewaffneter Arm der Neonazi-Bewegung „Blood and Honour“. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur sind Ermittler aus Güstrow, Demmin und Pasewalk im Einsatz. In Schleswig-Holstein seien zwei Häuser im Kreis Plön durchsucht worden, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft.

Die Festgenommenen sollen eine rechtsextreme Kampfsportgruppe angeführt haben

Hinweis auf ein sogenanntes “Nazi-Viertel” in Eisenach. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wurden drei Personen in Eisenach und eine in Rotenburg an der Fulda (Hessen) festgenommen. Die Männer gelten unter anderem als führende Mitglieder der rechtsextremen Kampfsportgruppe „Knockout 51“ und Mitglieder anderer rechtsextremer Gruppen. „Knockout 51 ist eine Mannschaft, die „unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistische Männer anzieht, sie gezielt mit rechtsextremem Gedankengut katechisiert und für den Straßenkampf ausbildet“, so die Bundesanwaltschaft.

Training in den Hallen der Landes-NPD

Die Ausbildung fand in der NPD-Zentrale in Thüringen, im „Flieder Volkshaus“ in Eisenach statt. Auch hier wurde gesucht. Knockout 51 agiert hauptsächlich in Thüringen und ist darüber hinaus bundesweit mit anderen Rechtsextremisten in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg vernetzt. In Eisenach soll die Gruppe versucht haben, einen “Nazi-Kiez” zu schaffen und dort Ordnungsmacht zu werden.

Netzwerk rund um „Combat 18“ und „Atomic Weapons Division Germany“

Die Festgenommenen und weitere Verdächtige sollen die in Deutschland inzwischen verbotene rechtsextreme Gruppierung „Combat 18“ weitergeführt haben. Bundesinnenministerin Nancy Pfizer (SPD) sagte am Mittwoch: „Die heutigen Maßnahmen machen einmal mehr deutlich, dass Gewerkschaftsverbote ein scharfes Schwert zur Verteidigung unserer freiheitlichen und demokratischen Grundordnung sind.“ Weitere Verdächtige sollen Mitglieder der Atomwaffendivision Deutschland sein, einer rechtsextremen Terrororganisation mit Sitz in den USA. Zudem wirft die Bundesanwaltschaft weiteren Verdächtigen vor, Teil des „Sonderkommandos 1418“ zu sein. Ziel dieser Dialoggruppe sei es, „Unterstützer für Terroranschläge im ‚Rassenkrieg‘ und die Zerstörung bestehender demokratischer Systeme durch deren Ersetzung durch ein neofaschistisches System zu gewinnen“, erklärte die Karlsruher Behörde.

Recherche aus dem Jahr 2019

Gegen Angehörige des „Sonderkommandos 1418“ und der „Atomwaffenabteilung Deutschland“ wird nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes seit September 2019 ermittelt. Einer der Beschuldigten ist Leon R. aus Eisenach, der heute festgenommen wurde. Seine Kontakte zu einem anderen Angeklagten führten zum Beginn der Ermittlungen. Dabei seien “Informationen über persönliche Verbindungen der Beschuldigten in die rechtsextreme Kampfsport- und Musikszene aufgetaucht”, so die Bundesanwaltschaft. Weitere Informationen Sie sollen während eines NATO-Einsatzes rechtsradikale Parolen skandiert haben. Bundeswehr und Staatsanwaltschaft ermitteln. (09.02.2022) mehr Die mutmaßliche rechte Hand befand sich in Lohheide bei Bergen. MAD hatte bei dem Mann eine Liste von Politikern gefunden. Nun ermitteln Verfassungsschutz und LKA. (01.07.2020) mehr In einem rechtsextremen Reservat der Bundeswehr aus Niedersachsen wurde laut “Spiegel” eine Liste mit persönlichen Adressen von Politikern gefunden. Es wurde ein Verbot verhängt. (30.06.2020) mehr Jederzeit zum anhören 8 Min Was in Ihrer Nähe wichtig ist, hören Sie um 15:00 Uhr in der Aufzeichnung der Regionalnachrichten. bei NDR 1 Niedersachsen. 8 Minuten Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen Regional Lüneburg 06.04.2022 | 15:00 Uhr