Vitamin-D-Überdosis – Brite ins Krankenhaus eingeliefert
Stand: 06:29 Uhr| Lesezeit: 4 Minuten
Vitamine, Vitamine – man braucht sie, aber nicht zu viele!
Quelle: Getty Images/Strauss/Curtis Etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland leidet an einem Mangel an Vitamin D. Doch auch eine Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln kann schwerwiegende Folgen haben, wie ein Fall aus Großbritannien jetzt zeigt. Willkommen im Zeitalter der Nahrungsergänzungsmittel! Vitamin C, Magnesium, Omega 3: Vitamine und Mineralstoffe aller Art sind in Brauseform, Tabletten oder Kapseln in Apotheken und Supermärkten erhältlich – und die Zahl begeisterter Käufer steigt. Insbesondere Vitamin D wird in der Gesellschaft als heiliger Gral der Nahrungsergänzungsmittel angepriesen. Wie wirksam solche Formulierungen sind, wird jedoch in der Forschung diskutiert. Fest steht: Vitamin D wird in der Leber und den Fettzellen des Körpers gespeichert. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) kann eine übermäßige Aufnahme des Vitamins zu Vergiftungen führen – und schwere Gesundheitsschäden verursachen. Angezeigt oder gefährlich? Ein neuer Fall aus Großbritannien verdeutlichte diese Gefahren. Dort musste ein Mann mittleren Alters wegen „Hypervitaminose D“ – einer Überversorgung des Körpers mit Vitamin D – behandelt werden. In der Fachzeitschrift „BMJ Case Reports“ schildern behandelnde Ärzte den Fall und warnen vor einer Überdosierung von Vitamin D.
Der Mann nahm 20 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel als Vitamincocktail ein
… auf Empfehlung eines Ernährungsberaters. Die Britin ging dorthin, nachdem sie im Radio eine Sendung über Nahrungsergänzungsmittel gehört hatte. Im Vereinigten Königreich muss der Begriff „Ernährungsberater“ jedoch nichts bedeuten: „Für Ernährungsberater im Vereinigten Königreich besteht keine gesetzliche Registrierungspflicht und ihr Titel ist nicht geschützt, sodass jeder als Ernährungsberater praktizieren kann“, erklärt der Endokrinologe Dr. Alamin Alkundi im Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN. Wenn Sie Vitamin-D-Kapseln wirklich benötigen, sollten Sie sich an die Empfehlungen Ihres Arztes zur Einnahme halten Quelle: Getty Images/Mensent Photography Auf Anregung des „Ernährungswissenschaftlers“ nahm der Brite täglich 150.000 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D ein – „das 375-fache der empfohlenen Menge“, so Dr. Alcúdi. Zum Vergleich: Das britische Gesundheitssystem (NHS) rät zu einer Vitamin-D-Zufuhr von nicht mehr als 400 IE pro Tag, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bis zu 800 IE. Der Patientin wurden auch mehrere Formulierungen wie Vitamin B9 und sehr hoch dosiertes Omega-3 verabreicht. Es dauerte nicht lange, bis die Symptome auftauchten. Innerhalb eines Monats entwickelte der Mann Symptome und beendete dann die Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel. Aber die Probleme verschwanden nicht. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Wadenkrämpfe und Ohrensausen begleiteten den Briten drei Monate lang. Schließlich ordnete sein Hausarzt einen Bluttest an. Das Ergebnis:
Der Vitamin-D-Spiegel des Briten lag siebenmal über dem gesunden Niveau
Der Brite litt zudem unter Hyperkalzämie (hoher Kalziumspiegel im Blut) und akutem Nierenversagen. Er musste insgesamt acht Tage im Krankenhaus verbringen. Der Patient erhielt eine Infusion und wurde mit Bisphosphonaten behandelt – Arzneimitteln, die verwendet werden, um „überhöhte Kalziumspiegel im Blut zu senken“, schrieben die Ärzte in einer Pressemitteilung. Der Mann nahm einen Monat lang jeden Tag über 20 verschiedene Nahrungsergänzungsmittel ein Diese: Getty Images / Onoky / Letizia Le Fur Die Blutwerte des Mannes verbesserten sich durch die Behandlung deutlich. Aber auch zwei Monate nach seinem Krankenhausaufenthalt war sein Vitamin-D-Spiegel über dem Normalwert. Die Ärzte arbeiteten mit dem Patienten zusammen, um einen regelmäßigen Überwachungsplan zu entwickeln, um zu beobachten, wie die Werte auf normale Werte zurückkehren. Wir haben ihn kontaktiert und er sagte, dass es ihm viel besser geht, aber immer noch nicht dasselbe. Schon vor der Hypervitaminose D hatte der Brite mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Dazu gehörten Tuberkulose, ein Innenohrtumor und bakterielle Meningitis.
Zunehmender Trend der Hypervitaminose D
Sonneneinstrahlung regt die körpereigene Produktion von Vitamin D an
Quelle: Getty Images/Counter
Wie die Autoren selbst angeben, handelt es sich bei dieser Studie nur um einen Einzelfall. Allerdings gebe es weltweit „ein zunehmenden Trend zur Hypervitaminose D“. Kinder, Frauen und chirurgische Patienten sind häufiger betroffen. Laut Ärzten sind die Symptome einer Hypervitaminose D vielfältig und werden in der Regel durch zu viel Kalzium im Blut verursacht. Der Grund dafür ist, dass Vitamin D die Aufnahme von Calcium aus dem Darm fördert. Eine erhöhte Vitamin-D-Zufuhr kann auch zu einer Knochenentmineralisierung führen. Als Folge können Müdigkeit, Depressionen, Psychosen, Anorexie, Erbrechen, Verstopfung, Magengeschwüre, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Nierenanomalien und viele andere Erkrankungen auftreten. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 haben etwa 30,2 Prozent der Erwachsenen in Deutschland einen Vitamin-D-Mangel. In nordeuropäischen Ländern ist die Intensität und Dauer der Sonneneinstrahlung im Vergleich zu anderen Regionen geringer. Laut RKI ist die Bildung von Vitamin D saisonabhängig. Vitamin D ist wichtig für Stoffwechsel, Knochen und Stimmung. Generell empfiehlt das RKI Betroffenen, die körpereigene Vitamin-D-Synthese durch immer längere Aufenthalte in der Sonne anzuregen. Auch Nahrungsergänzungsmittel sind hilfreich, müssen aber in der richtigen Dosierung eingenommen werden. Übrigens: Neben Nahrungsergänzungsmitteln können sich auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente negativ auf unsere Gesundheit auswirken: Gut zu wissen