Macron führt deutlich – Le Pen erreicht Stichwahl
Stand: 02:56 Uhr| Lesedauer: 4 Minuten
Macron und Le Pen in Stichwahl um Präsidentenamt
Das Rennen um das Präsidentenamt in Frankreich dürfte in einer Stichwahl zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Rassemblement National entschieden werden. Unsere Reporterin Fanny Fee Werther berichtet aus Paris.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron liegt in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl laut Zahlen des Innenministeriums vorne. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen folgt auf Platz zwei. Damit läuft es am 24. April auf eine Neuauflage der vergangenen Stichwahl hinaus.
In Frankreich wird es erneut ein Duell zwischen dem liberalen Präsidenten Emmanuel Macron und der Rechten Marine Le Pen um das höchste Staatsamt geben. Nach Zahlen des Innenministeriums in der Nacht zum Montag stehen sich der amtierende Staatschef und seine Konkurrentin vom Rassemblement National am 24. April in der Stichwahl gegenüber.
Das Innenministerium in Paris veröffentlichte in der Nacht zum Montag die Ergebnisse nach Auszählung von 92 Prozent der Stimmen aller zur Wahl registrierten Wähler. Demnach gewann Macron 27,4 Prozent und Le Pen 24,3 Prozent. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon kam mit 21,3 Prozent der Stimmen auf Platz drei. Damit treten der amtierende Staatschef und seine Konkurrentin vom Rassemblement National am 24. April gegeneinander an.
Der Rechtsextreme Éric Zemmour zog nach den Angaben des Innenministeriums mit rund 6,9 Prozent an der Konservativen Valérie Pécresse mit rund 4,8 Prozent vorbei. Die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo lag abgeschlagen bei etwas mehr als 1,7 Prozent. Der Grüne Yannick Jadot kam auf mehr als 4,4 Prozent.
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Die Sozialisten, die von 2012 bis 2017 mit François Hollande noch den Präsidenten stellten, und die Konservativen erlitten damit krachende Niederlagen. Für die beiden ehemaligen Volksparteien ist es das jeweils schlechteste Ergebnis in der Parteigeschichte.
Die drei linken Kandidaten Jadot, Hidalgo und Fabien Roussel riefen umgehend dazu auf, in der zweiten Runde für Macron zu stimmen. Pécresse kündigte an, dass sie selber ihre Stimme Macron geben werde, verzichtete aber auf einen Appell an ihre Anhänger, von denen ein Teil Umfragen zufolge eher für Le Pen stimmen wird. Zemmour rief zur Wahl Le Pens auf.
Le Pen und Macron – Gegensätzliche Konzepte
In seiner Rede am Wahlabend dankte Macron seinen Wählern für ihren Rückhalt. „Euer Vertrauen ehrt mich, verpflichtet mich und bindet mich“, sagte der 44-Jährige vor Massen jubelnder Anhänger in Paris. Strahlend fügte er hinzu: „Sie können alle auf mich zählen, um dieses Fortschritts- und Öffnungsvorhaben umzusetzen.“ Jubelnde Anhänger von Emmanuel Macron auf einer Wahlparty in Paris Quelle: AP/Thibault Camus Macron würdigte alle seine elf Kontrahenten namentlich und lobte einen respektvollen Wahlkampf. Besonderen Dank sprach er denjenigen unter ihnen aus, die nach ihrer eigenen Niederlage bereits am Wahlabend zur Unterstützung Macrons in der Stichwahl zwischen ihm und der rechten Marine Le Pen aufgerufen hatten. Wähler sollten sich dem anschließen. „Einige werden es tun, um die Rechtsextreme zu verhindern, und mir ist vollkommen bewusst, dass das nicht als Unterstützung für mein Vorhaben gilt und das respektiere ich.“ Le Pen pochte in ihrer Rede auf Frankreichs Selbstständigkeit und Werte. Für die Stichwahl hätten sich „zwei entgegengesetzte Visionen der Zukunft“ durchgesetzt, sagte Le Pen. Sie vertrete „die soziale Gerechtigkeit rund um das jahrtausendealte Konzept von Nation und Volk“. Sie werde die nationale Unabhängigkeit und die Möglichkeit der einfachen Franzosen sicherstellen, für sich selber zu entscheiden. „Ich werde Frankreich in fünf Jahren in Ordnung bringen“, meinte sie.
Macron profitierte vom Wunsch nach Stabilität
Auch wenn viele Franzosen unzufrieden mit Macrons erster Amtszeit waren und er im Wahlkampf nicht begeisterte, profitierte der 44-Jährige von der Schwäche anderer Kandidaten und Wünschen nach Stabilität angesichts des Ukraine-Krieges. Die Rechtspopulistin Le Pen versuchte dagegen, mit gemäßigteren Tönen als früher zu punkten und inszenierte sich zugleich als Anwältin derjenigen, die unter der Inflation und steigenden Preisen für Strom, Sprit und Lebensmittel leiden. Die anderen Kandidaten spielten im Wahlkampf eine deutlich geringere Rolle. Lesen Sie zur Frankreich-Wahl Macron und Le Pen treten nun am 24. April gegeneinander an – eine Wiederauflage des Stichwahl-Duells von 2017, in dem Le Pen Macron letztlich klar unterlag. Umfragen sagten für dieses Mal aber einen deutlich knapperen Ausgang vorher. Immer wieder gewann in der Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahl auch der Kandidat, der in der ersten Runde auf Platz zwei gelandet war. Le Pen tritt bereits zum dritten Mal an. Die langjährige Politikerin, die ihren Vater in der Parteiführung des Rassemblement National (früher: Front National) beerbte, setzt sich unter anderem dafür ein, Einwanderung und Sozialleistungen für Ausländer einzuschränken. Macron, der im Wahlkampf auf wirtschaftlichen Fortschritt setzte, hatte 2017 mit seiner Bewegung La République en Marche den Einzug in den Élyséepalast geschafft. Damals ein eher linker Kandidat vertritt er mittlerweile verstärkt liberalkonservative Themen. Bevor er Präsident wurde, arbeitete er als Investmentbanker, beriet den sozialistischen Präsidenten François Hollande und war unter diesem von 2014 bis 2016 Wirtschaftsminister.