Am Dienstag erreichte die heutige Hitzewelle ihren vorläufigen Höhepunkt. 39 Grad erreichen nach Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) den Rhein (ab Dienstag, 14 Uhr).

Über 36 Studiengänge in Karlsruhe und Mannheim

Die bisher höchsten Temperaturen des Landes hat der DWD im Nordwesten gemessen: In Karlsruhe stieg das Thermometer auf 36,5 Grad und in Mannheim auf 36 Grad. Knapp 35 Grad wurden in Öhringen (Kreis Hohenlohe) erreicht. Bleibt die Frage: Ist diese Hitze noch ein normaler Sommer, ein Extremsommer oder sollte man sich in Deutschland auf weitere heiße Sommer einstellen? Längere Hitze kann lebensbedrohlich sein, besonders für ältere Menschen. Wie können wir unsere Gesundheit vor Hitzeeinwirkung schützen? mehr…

Weatherman: „Temperaturbereich, den wir vorher nicht kannten“

Diplom-Meteorologe und ARD-Experte Sven Plöger spricht angesichts der anhaltenden Hitzewelle von einem „Temperaturbereich, den wir vorher praktisch nicht kannten“. Der Klimawandel spielt dabei eine große Rolle. Wetterexperte Sven Plöger über hohe Temperaturen:

Video herunterladen (7,7 MB | MP4) In zehn oder fünfzehn Jahren werden wir noch höhere Temperaturen erleben. Das sei “ziemlich unerträglich”, sagte Plöger, da die Hitzewellen von einer anhaltenden Dürre begleitet wurden. Damit könnte der deutsche Hitzerekord von 41,2 Grad, der am 25. Juli 2019 in Duisburg in Nordrhein-Westfalen gemessen wurde, gebrochen werden.

Deutscher Wetterdienst: „Wir stecken mitten im Klimawandel“

Auch wenn es in der Vergangenheit Hitzewellen gegeben hat, gehen Experten davon aus, dass das aktuelle Ausmaß von Dürre und Hitze eindeutig Folgen der globalen Erwärmung sind. Klimaforscher Karsten Friedrich vom Deutschen Wetterdienst sagte dem SWR: „Wir sind mitten im Klimawandel – nicht erst seit gestern. Es gab sicher Phasen, die auch sehr warm waren, aber nicht so oft.“ DWD-Klimaforscher Karsten Friedrich prognostiziert weitere heiße Sommer:

Audio-Download (3,7 MB | MP3) Diese Hitzewellen werden laut Friedrich auch die Zukunft bestimmen: „Wir haben ein höheres Temperaturniveau, da macht uns das eher jeden Sommer Sorgen.“ Auch der gelegentliche nicht ganz so heiße Sommer hat daran nichts geändert. Auffällig ist laut Friedrich auch, dass Hochdruckgebiete länger an der gleichen Stelle bleiben und Hitzewellen und Trockenperioden länger andauern. Warum das so ist, ist laut dem Klimaexperten noch sehr schwer zu sagen. Ob dieses Jahr den Jahrhundertsommer 2003 übertreffen wird, lässt sich laut Friedrich noch nicht sagen. Auch der August spiele eine Rolle: „Im August kann es wieder sehr heiß werden Anfang August, da war es sehr, sehr heiß. Es kann aber auch recht mäßig sein.“

Studie: Klimawandel schadet Millionen in Deutschland

Laut einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima in Auftrag gegebenen Studie hat der Klimawandel in Deutschland seit dem Jahr 2000 Kosten von rund 145 Milliarden Euro verursacht. Mehr als die Hälfte dieser Kosten sind in den vergangenen vier Jahren entstanden. Dies zeigt, dass extreme Wetterereignisse häufiger werden. Die Studie befasst sich mit Schäden durch Hitze, Dürre und Überschwemmungen. Badenwürttemberg Wie schützt man die Bevölkerung vor einem immer wärmer werdenden Klima? Mannheim hat einen Plan – als eine der wenigen Städte in Deutschland. mehr…

Dürre: Niedrigwasser in BW beunruhigt Experten

Die aktuelle Hitze und Trockenheit haben auch in Baden-Württemberg Folgen. Sie lassen den Wasserspiegel von Rhein, Main und Neckar sinken. Die Dreisam, ein kleinerer Fluss in Südbaden, ist an manchen Stellen völlig ausgetrocknet. In 70 Prozent der Pegel im Land liege der Wasserstand unter dem niedrigsten Wasserstand eines durchschnittlichen Jahres, teilte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe am Montag mit. Hintergrund ist Experten zufolge, dass von Januar bis Juni in Baden-Württemberg nur etwa 80 Prozent der Niederschläge fielen, was im langjährigen Mittel für diesen Zeitraum normal ist – bei gleichzeitig überdurchschnittlichen Temperaturen. „Auch der Juli war bisher sehr trocken und sehr heiß“, sagt die LUBW. Die Lage sei ernst, sagt Ute Badde, Leiterin des Hochwasservorhersagezentrums Baden-Württemberg. Mittlerweile hat er immer häufiger mit zu niedrigen Wasserständen zu kämpfen. Ute Badde im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch:

Audio-Download (3,2 MB | MP3) In der Region Neckar-Alb und im Nordschwarzwald beispielsweise führen Flüsse und Bäche immer weniger Wasser. In Kusterdingen (Kreis Tübingen) rief der örtliche Kleingärtnerverein seine Mitglieder zum Wassersparen auf, da der Wasserstand in den nahe gelegenen Flüssen Neckar und Echaz gesunken ist. Vor allem in der Westhälfte und im Nordosten Baden-Württembergs gab es laut LUBW nur ​​sehr wenig Regen. Im Juli waren dort weniger als 25 mm Regen gefallen. Die gefallene Niederschlagsmenge wird in Millimetern angegeben. Ein Millimeter entspricht der Regenmenge von einem Liter pro Quadratmeter. In einem durchschnittlichen Juli – der Vergleichszeitraum umfasst die Jahre 1961 bis 1990 – ist bundesweit mit durchschnittlich 90 mm zu rechnen.

Landwirte befürchten Ernteausfälle durch Hitze

Wegen Hitze und Trockenheit bangen deutsche Landwirte um die diesjährige Ernte. Landwirtepräsident Joachim Rukwied aus Eberstadt (Kreis Heilbronn) sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass das Wetter bereits seine Spuren bei der Getreideernte hinterlassen habe. Mais und Kartoffeln litten ebenfalls. Wenn es nicht bald regnet, drohen hohe Verluste. Aber auch diese Woche wird es nicht viel regnen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wird am Mittwoch mit Regen gerechnet, dabei soll es auch zu starken Stürmen mit stellenweise Starkregen kommen. Doch der Donnerstag soll wieder trocken werden – und warm bleiben.

Die Waldbrandgefahr nimmt in Baden-Württemberg zu

Wo es so lange heiß und trocken war, steigt auch die Waldbrandgefahr: Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für weite Teile Baden-Württembergs am Dienstag die höchste Risikostufe. Der DWD warnte letzte Woche, dass anhaltende Trockenheit in Kombination mit Wind eine besonders gefährliche Kombination sei. Für Sohid Saha vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist Deutschland mittlerweile ein „Land der Waldbrände“. „Als Folge des Klimawandels erleben wir jetzt extreme Hitzewellen und Dürren, was natürlich die Brandgefahr erhöht.“ Es ist klar, dass Hitze selbst kein Feuer auslöst. Aber je mehr trockener Brennstoff zur Verfügung steht, desto leichter lässt er sich entzünden, entweder durch menschliche Einwirkung oder durch Blitzschlag. Bei starkem Wind kann sich das Feuer schnell ausbreiten. Auf dem Hausberg Waldkirch Kandel im Schwarzwald (Kreis Emmendingen) ist am Montagnachmittag ein Feuer ausgebrochen: Waldkirch In Kandel im Kreis Emmendingen ist am Montagnachmittag ein Waldbrand ausgebrochen. Die Feuerwehr war im Großeinsatz und löschte den Brand noch am selben Tag. mehr…

Mo 18.7.2022 16:00 SWR4 BW aus dem Studio Freiburg SWR4 BW Südbaden

In BW soll es warm bleiben

Die Menschen in Baden-Württemberg müssen sich weiter an die hohen Temperaturen anpassen. Am Mittwoch (ab Dienstag, 14 Uhr) besteht Gewittergefahr mit örtlich starkem Regen und Hagel. Aber der Regen muss nur ein wenig Tau bringen. Im Raum Stuttgart könnten die Temperaturen gegen Ende der Woche auf 32 Grad zurückkehren.

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